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Anthony Ryan: Das Lied des Blutes. Rabenschatten 1

Das Lied des Blutes. Rabenschatten 1

von Anthony Ryan
Verlag: Klett-Cotta Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Fantasy
ISBN-13 978-3-608-93925-5

Preis: 24,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
»Genaue Nachforschungen sind der Schlüssel zur Kunst des Geschichtsschreibers.« - »Dann ist es umso mehr eine Schande, dass Euch so viele Fehler unterlaufen sind.« Und so berichtet Vaelin Al Sorna, der berühmteste Gefangene des alpiranischen Reiches, dem Historiker Vernier von seiner Geschichte. Sie beginnt damit, dass Vaelins Vater, ein berühmter General, ihn in jungen Jahren in die "Obhut" des 6. Ordens übergibt. Während die anderen Orden der Vereinigten Königslande sich theologischen, medizinischen oder politischen Fragen widmen, zählt für die Mitglieder des 6. Ordens nur der Kampf, denn sie stellen den militärischen Arm des "Glaubens" dar. Nach und nach wird der Leser durch das Leben Vaelins geführt und dieses Leben ist ein hartes. Die Ausbildung im 6. Orden ist gnadenlos und Vaelins Jugendjahre sind kaum als glücklich zu beschreiben. Er findet zwar nach und nach Freunde, doch sein Können mit dem Schwert ist sein wahrer Fluch. Vaelin entpuppt sich als begnadeter Kämpfer und Killer, doch nichts verabscheut er so sehr wie eben diese Fähigkeiten. Dazu gehört das "Blutlied", eine Art innere Stimme, die sich bei Gefahr stärker bemerkbar macht.

Nach und nach erweitert sich die Handlung von einer "Jugendgeschichte" hin zu einer dramatischen Schilderung politischer und persönlicher Intrigen, in die Vaelin hereingezogen wird. Vaelin erfährt, dass der "Glaube" (der interessanterweise ohne jeden Gott auskommt und eher eine Verehrung der toten Ahnen ist) nur eine von vielen Religionen in der Welt ist, doch Andersgläubige im Reich rigoros verfolgt werden. Er lernt die Ordensschwester Sherin kennen und lieben, ohne dass diese Liebe erfüllt werden kann. Und er lernt die schöne, aber auch berechnende Prinzessin Lyrna kennen, die seltsam fasziniert von Vaelin ist. Das gilt auch für König Janus. Als Vaelin, nun bereits ein bekannter Ordenskrieger, den König um einen Gefallenen für eine unschuldig verurteilte Familie bittet, ist der Preis dafür sein absoluter Gehorsam dem König gegenüber. Janus will Vaelin, über den er als Mitglied eines Ordens keine Befehlsgewalt hat, als seine eigene Waffe einsetzen.

Vaelin wird als Kommandeur gegen Aufständische und andere Feinde des Reiches eingesetzt - und er erfüllt alle Aufgaben vorbildlich. Das ändert nichts daran, dass Vaelin oft an seinem Handeln zweifelt, die Machenschaften des Königs verabscheut und erkennt, dass dies das Naturell eines Herrschers ist, der ein Reich aus vier verschiedenen Reichen zusammenhalten muss. Gleichzeitig erfährt Vaelin im Laufe der Handlung immer mehr über andere Dinge, so die "magischen" Fähigkeiten anderer Völker - und das etwas davon in Form des Blutlieds auch in ihm verborgen ist. Doch ebenso existieren offenbar gewisse Kreise, die eigene Pläne verfolgen und dazu auch vor blutigen Handlungen nicht zurückschrecken. Welche Pläne das sind, erfährt Vaelin erst nach und nach, vor allem als er den Befehl bekommt, sich an der Invasion des alpiranischen Reiches zu beteiligen, wo Janus reiche Gewinne wittert. Vaelin erweist sich als brillianter Kommandeur, doch das Unternehmen endet in einer Katastrophe...

Anthony Ryan hat das vorliegende Werk vor einigen Jahren selbst als E-Book publiziert. Es galt lange als Geheimtipp, als dann ein großer Verlag Ryan unter Vertrag nahm und das Buch neu herausbrachte, wurde es sein Durchbruch als Autor. Im anglo-amerikanischen Raum gilt es längst als eines der besten Debütromane im Bereich "Fantasy" und ist nun der erste Band einer geplanten Trilogie. Der zweite Band "Tower Lord" ist im Sommer erschienen.

Ryans Erzählstil ist keineswegs neu und die "Berichtform" zwischen Vaelin und dem Historiker (die Erzählung an sich erfolgt jedoch aus Vaelins Perspektive) erinnert an "Der Name des Windes" von Patrick Rothfuss. Das ist jedoch nicht als Kritik zu verstehen, denn wie Rothfuss hat Ryan eine "glaubhafte" Welt erschaffen, in dessen Mittelpunkt die Persönlichkeitsentwicklung eines interessanten Charakters und positive wie negative menschliche Charakterzüge stehen. Die deutsche Übersetzung ist überwiegend gut geworden, wenngleich die eine oder andere Formulierung aus dem Original m. E. nicht ganz treffend übersetzt wurde. Das ist aber nur eine Kleinigkeit am Rande.
Fazit
Ryans Werk ist ohne jede Einschränkung als Lektüre zu empfehlen und keineswegs nur für "Fantasyleser" geeignet. Es ist immer eine spannende, flüssig erzählte, bisweilen auch schonungslos harte Schilderung, in der aber nie der Kerngedanke aus dem Blick gerät, dass ein Mensch selbst in einer schwierigen, für ihn praktisch aussichtslosen Situation sich selbst nicht aufgeben sollte - aber auch, dass ein "gutes Ende" einen bitteren Beigeschmack haben kann.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne

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Vorgeschlagen von B. Kiemerer [Profil]
veröffentlicht am 13. Oktober 2014

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