Dante Alighieri ist sicherlich Italiens berühmtester Dichter und lebte in einer
bewegten Zeit. Geboren 1265 in Florenz und gestorben 1321 im politischen Exil in
Ravenna, engagierte sich Dante in der Politik seiner Heimatstadt. Als ein
Unterstützer des römisch-deutschen Kaisertums wurde er exiliert und hatte
große Hoffnungen in den Romzug Kaiser Heinrichs VII. (1310 bis 1313) gesetzt,
doch blieben sie unerfüllt. Dantes berühmtestes Werk ist zweifellos die
"Commedia", ein beeindruckendes, über mehrere Jahre im Exil
entstandenes Werk. Es gilt bis heute als die bedeutendste Dichtung der
italienischen Literatur und als ein bedeutendes Werk der Weltliteratur.
Der Romanist Karlheinz Stierle hat in dem vorliegenden Werk denn auch die
Commedia als Ausgangspunkt gewählt. Stierles Darstellung ist keine Biographie
Dantes, sondern vielmehr eine umfassende Würdigung des Dichters. In sechs
Kapiteln zeichnet Stierle "Dantes Weg" vom Beginn der Arbeit bis zur
Vollendung nach, beginnend mit einem gestrafften Überblick von der Verbannung
Dantes aus Florenz, seiner "Lebenskatastrophe" (S. 16), wie Stierle
schreibt. Die Betrachtung erfolgt somit anhand des Wegs Dantes zum Werk, der
Gestaltung des Werks in mehreren Stufen und des Werks an sich.
Dante, der eine gute Bildung genossen hat, wagte in der Exilzeit mit der
Commedia einen literarischen Neuentwurf, wobei er sich eines reichhaltigen
philosophischen, theologischen, historischen und literarischen Fundus bediente.
Zentral sind die Kapitel 3 bis 5, die gut drei Viertel der Darstellung Stierles
einnehmen und in denen die drei Teile der Commedia eingehend betrachtet werden.
Stierle betont, dass diese Teile nicht isoliert nebeneinander stehen, sondern
vielmehr dicht ineinander verwoben sind.
Daran schließt sich eine knappe allgemeine Würdigung Dantes an, den Stierle
nicht ohne Grund sehr schätzt und dessen Wirkung auf die Literaturgeschichte er
nachdrücklich unterstreicht.
Fazit
Stierle hat eine flüssig geschriebene und plastische Darstellung verfasst,
durch die der Leser ein bedeutendes Stück Weltliteratur neu für sich
erschließen kann. Anregend sind auch die eingestreuten Werkzitate und die
Akzentsetzung in der Betrachtung. Das Buch ist zwar weniger als allgemeine
Einführung zu Dante selbst geeignet, da andere Facetten seiner anderen Werke
kaum oder gar nicht angesprochen werden (so das staatsphilosophische Werk
"De Monarchia"). Dennoch sei es jedem Leser empfohlen, der sich etwas
näher mit Italiens Dichter beschäftigen will: Es ist geradezu eine
"Einladung zu Dante".
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 07. Oktober 2014 2014-10-07 17:14:08