Auf viele Tätigkeiten wird man vorbereitet, auf Führungsaufgaben in der Regel
nicht, auch nicht auf die Frage des Selbstmanagements. Dieses Buch soll durch
eine Einführung in acht relevante Disziplinen Abhilfe schaffen.
Der Band hat einen stellenweise sehr unterhaltsamen Stil und ist sehr
verständlich geschrieben. Pflichtschulkenntnisse sind ausreichend. Er verfügt
über einen angenehmen Schriftgrad und -typ. Merksätze sind fett gedruckt und
gerahmt. Wichtiges ist gerahmt. Hervorhebungen sind fett oder kursiv gedruckt.
Informative Grafiken und Tabellen ergänzen den Text.
Richtig wurde erkannt:
- Die oft gepriesene Teamarbeit hat auch Nachteile
- Ansprechen des Spannungsfeldes Menschlichkeit - Wirtschaftlichkeit
- Die Führungskraft wendet mehrere Stile im Spektrum autoritärdemokratisch an
und nicht nur einen einzigen, ebenso verwendet jede Führungskraft auch beim
Führungsstil-Gitter ihren eigenen Mix je nach Situation. Ähnliche Hinweise
finden sich auch bei den Teamrollen.
- Beim Führungsstil-Gitter wird hervorgehoben, dass jeder Führungsstil
positive und negative Seiten hat, was ich nur ganz selten gelesen habe.
Üblicherweise werden Führungsstile pauschal als positiv oder negativ
gewertet.
- Man kann Menschen nicht immer für das Nichterreichen von Zielen
verantwortlich machen, da sie oft genug keinen Einfluss auf die jeweilige
Situation haben.
- Der Hinweis, dass um 9 Uhr angesetzte Meetings zur Zeit des Höhepunkts der
Tagesleistungskurve stattfinden und das dies die Diskussionsfreudigkeit erhöht,
was die Dauer der Meetings (unnötig) verlängert.
- Bombenabwürfe" und Scheinpartizipation (leider die üblichen Methoden
beim Change Management) werden verurteilt. Im Grunde ist niemand gegen
Veränderungen, wenn diese Verbesserungen bringen, aber meistens verändert sich
für das Personal alles zum Negativen.
- Man soll nicht alles am Perfektionismus messen, da Führungsarbeit nicht zu
100 % steuerbar ist. Man soll sich auf jene Gebiete beschränken, die man zu 100
% beeinflussen kann.
Zur mangelnden Motivation vieler deutscher ArbeitnehmerInnen muss ich ergänzen:
Mitarbeiter erbringen allerdings oft genug nur deshalb nur 50 - 60 % ihrer
Leistung, weil dies der Arbeitgeber ausdrücklich gefordert hat, damit er kein
höheres Gehalt bezahlen muss, sowohl an bestimmte Einzelpersonen als auch an
bestimmte ArbeitnehmerInnengruppen. Und oft genug, weil die betroffenen
ArbeitnehmerInnen trotz exzellenter Leistung bei (oft versprochenen)
Beförderungen/Gehaltserhöhungen übergangen wurden. Ein Stellenwechsel wäre
aber für die Betroffenen mit erheblichen Nachteilen verbunden und es kann im
nächsten Unternehmen noch schlimmer werden.
Outsourcing soll nicht nur nach meinen Erfahrungen unbedingt vermieden werden,
da es sogar beim Auslagern von Reinigungsarbeiten, Buchhaltungstätigkeiten oder
Schreibarbeiten zu massiven Problemen kommt (der Geschäftspartner hält sich
nicht an Abmachungen, sondern handelt nach Gutdünken, zudem ist Outsourcing
meistens teurer als eigenes Personal) und sollte sich auf kurzfristige
Arbeitsspitzen beschränken. Kalte Konflikte nehmen nicht nur meiner Erfahrung
nach deswegen so zu, da sie oft die einzige Waffe eines Mitarbeiters gegen
Vorgesetzte und/oder KollegInnen mit einer stärkeren Hausmacht oder mehr
Einfluss sind.
Ich habe lediglich folgende Einwände:
- Führungserfolg kann man nicht in Formeln ausdrücken
- Spezialisten, Beobachter und Perfektionisten sehe ich positiver. Wegbereiter
verlieren oft nur deshalb das Interesse, weil sie kurz vor oder nach dem Beenden
der Aufbauarbeit sehr oft von anderen aus äußerst unfaire Art und Weise
ausgebootet" werden und letztendlich andere die Belohnung erhalten, die den
WegbereiterInnen zustehen würde.
Die Verwendung des Modeworts ganzheitlich" fällt dagegen kaum ins
Gewicht.
Besonders hervorheben möchte ich die nette Danksagung. Eine derartig nette
Danksagung ist mir bis jetzt noch kaum untergekommen.
Fazit
Insgesamt handelt es sich um eine sehr brauchbare Zusammenfassung der
behandelten Fachgebiete in einem handlichen Buch. Wer auf der Seite 267
angelangt ist, hat sich, wie vom Autor gewünscht, einen guten Überblick
gewonnen und Neues gelernt, sondern auch, wie im Vorwort angesprochen, viel
Spaß beim Aneignen neuer Erkenntnisse gehabt. Ich kann die Anschaffung nicht
nur Führungskräften, sondern auch Fachkräften sowie MitarbeiterInnen etc. von
Fachverbänden und Interessensvertretungen, Studierenden und AbsolventInnen von
kaufmännischen, wirtschaftlichen und pädagogischen Ausbildungsgängen sowie
der Psychologie, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften nur uneingeschränkt
empfehlen.
Vorgeschlagen von Brigitte Ecker
[Profil]
veröffentlicht am 05. September 2014 2014-09-05 19:51:00