Nein, keine Inhaltsangabe, sondern ein Tatsachenbericht...
Es war im Dezember, als Nico mir das Paket von FanPro in die Hand drückte, und
es war immer noch Dezember, als ich es zu Hause aufmachte. Die erwarteten
Bücher der Shadowrun-Serie waren enthalten, und dazu eine seltsame Box mit der
Aufschrift "Das Schwarze Auge". Natürlich hatte ich davon schon
gehört und deshalb machte ich mich auch bald daran, die Box zu öffnen.
Was mir entgegenpurzelten, waren ein kleiner Beuten mit Würfeln, zwei
broschierte Bücher und eine Unmenge kleinerer Hefte, Broschüren, Blätter und
Prospekte. Die beiden Bücher stellten sich als das Grundregelwerk der neuen
Regeln (?) und als "Weg ins Abenteuer" heraus.
Die Regeln waren, nun... interessant zu lesen. Zwar zwischendurch immer wieder
sehr angenehm aufgelockert durch genaue Beispiele und rollenspielerische
Einlagen, verliert man als Einsteiger doch schon sehr schnell den Überblick
über die einzelnen Proben und Regeln. Zum Teil wird sich auf Regeln bezogen,
die erst viel weiter hinten im Buch zu finden sind und die Regeln allgemein
nehmen sich im Gegensatz zu mir bekannten Systemen etwas chaotisch aus.
Was mich als Freispieler sehr störte, waren die festgelegten Rassen und vor
allem Berufe. Wenn man seinen Charakter erstellt, wird dieser sofort in eine
Schublade mit anderen gesteckt und hat die Wahl, entweder ein total überzogenes
Klischee seiner selbst zu werden oder ein Floop zu sein - das ist Jargon und
bezeichnet einen Möchtegern, der alles will und nichts richtig kann. Seufzend
und ohne die Regeln unbedingt ausprobieren zu wollen nahm ich also das Abenteuer
"Der Weg ins Abenteuer" in die Hand.
Nun - es ist der Weg ins Abenteuer, das stimmt wirklich, allerdings ist es
dermaßen linear und deutlich, dass es mehr zur Erprobung des Würfelsystems als
zum wirklichen Spielspaß dient - nun, jedem das seine. Das darauffolgende
Solo-Abenteuer wurde mir nach drei Minuten zu langweilig, um es
weiterzuverfolgen.
Als nächstes fiel mir einer der unzähligen Zettel auf, mit der Aufschrift:
"Gebrauchsanweisung, bitte zuerst lesen." Dies entpuppte sich aber als
reine Einführung ins Rollenspiel, die sowohl im Abenteuer als auch im
Grundregelwerk mehrmals vorhanden war. Weiterhin im Packet enthalten waren unter
anderem ein Poster, eine Definition der einzelnen Helden-Schubladen,
vorgedruckte Charakterbögen und natürlich das obligatorische Heftchen mit dem
Aufruf, die anderen Produkte auch noch zu kaufen.
Was bleibt? Ich in einem kleineren Schutzbunker diverser Zettel, Bücher,
Würfel, nicht gerade inspiriert, allerdings völlig ratlos, was ich in diese
Rezension schreiben soll.
Fazit
Nun, DSA gilt allgemein als Anfängerrollenspiel, und das führt wohl auch dazu,
dass es so weit verbreitet ist - ich kann es mir nicht anders erklären, denn
die Regeln sind konfus und neigen zu absoluten Würfelorgien (mehr noch als
Shadowrun), ewigem Regelnachschlagen und das Schubladenverhalten der Helden war
schon seit jeher mein Feind.
Nun, aber ich bin fair: Die Regeln sind gegenüber den alten wirklich ein
Fortschritt und es gibt durchaus schlechtere Rollenspiele. Allerdings gibt es
auch bessere, und ich persönlich bleibe dann doch lieber bei Shadowrun.
Vorgeschlagen von Kristian Kühn
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veröffentlicht am 14. Januar 2004 2004-01-14 20:54:03