Die deutsche Hauptstadt wird von einem furchtbaren Virus befallen. Die
Infizierten in Kreuzberg und Neukölln fallen über die Lebenden her. Zur
Eindämmung und Kontrolle werden die beiden Bezirke zur Kontrollierten Zone
erklärt und durch eine Mauer vom Rest der Stadt abgetrennt. Natürlich ist die
Stimmung in der Stadt gereizt. Das ist die große Stunde des populistischen
Politikers Olaf Sentheim, der seine Chance gekommen sieht. Allerdings ist da
noch der Journalist Robert Truhs, der Sentheims Karriere schon einmal
durchkreuzt hat, und der jetzt im Besitz von Aufnahmen ist, die ein gänzlich
anderes Licht auf die Ereignisse werfen. Doch bevor Truhs sich überlegen kann,
wie er mit den Unterlagen umgeht, muss er eine andere schwere Entscheidung
treffen, da seine Freundin Sarah in die Kontrollierte Zone eingedrungen ist.
Autor Peter Huth ist Chefredakteur der großen Berliner Tageszeitung B.Z. und
veröffentlichte bereits mehrere Sachbücher, bevor er sich mit "Berlin
Reqieum" der erzählenden Literatur zuwandte. Gespannt war ich auf den
Roman, der mich zu Beginn in seinen Bann zog. Leider musste ich mit zunehmender
Dauer feststellen, das der Roman nicht das hielt, was er anfangs versprach.
Sicher, Peter Huth ist ein erfahrener Schreiber, der weiß, wie man den Leser
fesselt. Und das macht er anfangs auch gut. Gerade wer mit den Örtlichkeiten
vertraut ist, lässt sich auf eine Schreckensfahrt ein, wenn man erfährt, dass
eine Krankheit von einer Gegend Besitz ergriffen hat, in der man Zuhause ist.
Doch die Faszination eines Schauplatzes ist nicht alles. Vor allem reicht sie
nicht, um den Leser auf über dreihundert Seiten bei der Stange zu halten. Dazu
gehören auch packende Figuren und eine sich steigernde Handlung. Und hier liegt
das Manko des Romans. Gerade mit der Hauptfigur Robert Truhs bin ich nicht
wirklich warm geworden. Der Journalist wird für mich über die gesamte Länge
nicht wirklich greifbar und schon gar nichts sympathisch. Leider gilt das auch
für alle anderen Figuren, die mehr schablonenartig und wie Zombies durch die
Handlung wanken, selbst wenn sie nicht infiziert sind.
Inhaltlich kann Peter Huth nicht mehr bieten, als man von Zombiefilmen und einer
Serie wie "The Walking Dead" kennt. Der Roman bezieht seine
Spannungspunkte aus kleinen Gruppen, die sich vor der großen Gefahr verstecken
- halt das klassische Motiv eines Horrorothrillers. Und so kommt der Roman über
das Niveau eine B-Movies nicht wirklich hinaus. Er vermag zwar ein wenig zu
unterhalten, aber Nachhaltigkeit und Begeisterung löst er keineswegs aus.
Fazit
Zwischen Thilo Sarrazin und The Walking Dead legt der Journalist Peter Huth
einen Horrorroman vor, der die deutsche Hauptstadt von einer anderen Seite
zeigt. Leider nutzt der Roman das Potential, dass sich hier bietet nicht aus. So
bleibt zwar stellenweise ein unterhaltsamer Lesespaß erhalten, doch ein
wirklicher Volltreffer ist "Berlin Requiem" nicht.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 27. Juli 2014 2014-07-27 15:38:26