Im Frühjahr 1912 erreicht die schottische Schriftstellerin Elspeth ein Brief
aus Amerika. Ein Leser ihrer Geschichten drückt seine Bewunderung für ihre
Gedichte aus. Elspeth antwortet David, so der Name des jungen Mannes, und es
entspinnt sich ein reger Briefwechsel. Die beiden erzählen sich in den Briefen
ihre Trümme, ihre Vorlieben und ihre Geheimnisse und merken bald, dass sie mehr
füreinander empfinden. Als der Erste Weltkrieg beginnt und David nach Europa
kommt, besteht trotz Zeiten des Krieges die Chance sich zu sehen. Fast dreißig
Jahre später kommt es zwischen Elspeth' Tochter Margaret und ihrer Mutter zum
Streit, als sie ihre Verlobung bekannt gibt. Am nächsten Tag ist Elspeth
spurlos verschwunden. Margaret begibt sich auf die Suche und findet einen Brief
eines ihr unbekannten Mannes namens David. Allerdings ahnt sie, dass dieser Mann
für ihre Mutter von großer Bedeutung gewesen sein muss.
"Eine Liebe über dem Meer" ist der wirklich außergewöhnliche
Debütroman von Jessica Brockmole, die einige Jahre in Schottland gelebt hat und
jetzt mit ihrem Mann und zwei Kindern in den USA beheimatet ist.
Außergewöhnlich deshalb, weil der Roman komplett in Briefform geschrieben ist.
Im Wechsel erlebt der Leser den Briefwechsel zwischen Elspeth und David sowie
zwischen Margaret und ihrem Verlobten Paul mit, als sie sich auf die Suche nach
ihrer Mutter macht. Was sich anfangs etwas ungewohnt liest, entwickelt sich
gerade zu dem handwerklichen Merkmal, das diesen Roman so lesenswert macht.
Meisterhaft versteht es Jessica Brockmole ihre Handlung komplett in die Briefe
zu verlegen. Sehr schnell werden Elspeth und David zu guten Freunden des Lesers.
Und das ist gar nicht so einfach, hat sie durch die Briefform doch nicht die
normalen Stilmittel eines übergeordneten Erzählers zur Verfügung. Aber gerade
in dieser Gratwanderung liegt der große Reiz dieser Geschichte, der sich an
keiner einzigen Stelle als Nachteil herausstellt.
Dabei bedient sich Jessica Brockmole einer Sprache, die romantisch, gefühlvoll,
und keinesfalls angestaubt und trotzdem für die Handlungszeit absolut
authentisch klingt. Auch dies sicher keine leichte Aufgabe.
Hinzu kommt, dass die Autorin in ihrem Roman einen Spannungsbogen aufbaut, der
bis zum letzten Brief andauert, denn das ganze Ausmaß und die gesamte Tragweite
der Geschichte wird erst im letzten Brief vollends aufgelöst.
Fazit
Werbesprüche und Zitate auf Buchrücken versprechen oft mehr als sie am Ende
halten. In diesem Fall kann ich mich dem Zitat der renommierten The Times nur
anschließen: "Eine Liebe über dem Meer" ist ein wirklich
herausragendes Debüt über zwei Menschen, die an ihrer Liebe festhalten. Die
Geschichte von Elspeth und David hat mich absolut gefangen genommen. Mit großer
Erwartung freue ich mich auf den nächsten Roman von Jessica Brockmole.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 18. Juni 2014 2014-06-18 16:33:39