Das Leben der Geschwister Whit und Wisteria Allgood Gerät von einem Augenblick
auf den anderen komplett aus den Fugen. Ein totalitärer Staat, der sich die
Neue Ordnung nennt, hat die Macht übernommen und klagt die Geschwister der
Hexerei und Zauberei an. In einem kurzen Gerichtsverfahren werden sie zum Tode
verurteilt, können jedoch erst nach Erreichen der Volljährigkeit gehängt
werden. Bis dahin werden sie in einem geheimen Institut eingesperrt, aus dem
ihnen die Flucht gelingt. Gehetzt von den Wächtern der Neuen Ordnung begeben
sich die Geschwister auf die Suche nach ihren Eltern.
Mit einer Auflage von fast dreihundert Millionen Büchern zählt James Patterson
zu den erfolgreichsten Autoren aller Zeiten. Der Schöpfer bekannter
Krimifiguren wie Alex Cross oder dem Club der Ermittlerinnen konnte in den
letzten Jahren mehr durch Masse, als durch Klasse überzeugen. Mit Hilfe
zahlreicher Co-Autoren kommt James Patterson locker auf bis zu sechs
Neuveröffentlichungen pro Jahr. Seit einigen Jahren erscheint von ihm in den
USA die Jugendbuchserie "Witch & Wizard", die jetzt auch den Weg zu
den deutschen Lesern gefunden hat. Als Co-Autorin fungiert hier Gabrielle
Charbonnet. Mit dieser Serie sprang James Patterson 2009 (in diesem Jahr
erschien der erste Band im amerikanischen Original) auf den Zug der immer
stärker werdenden Dystopien auf. Und mit der Neuen Ordnung hat James Patterson
sogar einen Aufhänger mit viel Potential.
Leider schöpft er dieses Potential nicht aus. Der Roman krankt an den Punkten,
an denen fast alle Patterson-Werke jüngeren Datums leiden. Die extrem kurzen
Kapitel. Selten ist ein Abschnitt länger als drei Seiten. Was in Pattersons
Anfängen bewirkte, dass sich die Romane rasant lasen, schlägt jetzt immer mehr
ins Gegenteil um. So auch hier. Durch die arg kurzen Kapitel will sich kein
wirklicher Lesefluss einstellen. Von einer in die Tiefe gehenden Handlung gar
nicht zu sprechen. Hinzu kommt, dass auch die beiden Hauptfiguren jegliche Tiefe
vermissen lassen. Im Wechsel erzählen James Patterson und Gabrielle Charbonnet
mit Hilfe der Ich-Erzähler aus Sicht von Whit und Wisty. Würde nicht jedes Mal
der Name dem Kapitel vorangestellt sein, man wüsste oft nicht, welche Figur
gerade erzählt.
Durch die zahllosen Wechsel wirkt die Geschichte zwar recht flott, auch der
Humor kommt nicht zu kurz, aber wirkliche Spannung baut sich bis zum
actionreichen Finale nicht auf.
Fazit
"Verlorene Welt" ist wieder ein typischer Patterson jüngeren Datums.
Das Fehlen jeglicher Tiefe bei der Handlung und den Figuren minimiert den
Lesespaß doch erheblich. Und das ist schade. Zu Beginn seiner Karriere habe ich
James Pattersons Romane geliebt und sehnsüchtig die Neuerscheinung erwartet.
Allerdings lag der Output da bei maximal zwei Romanen im Jahr. Jetzt liefert er
nur noch Massenware ab, die in vielen Fällen nicht einmal mehr mehr
durchschnittlich ist. Und in diese Rubrik muss ich leider auch "Verlorene
Welt" einordnen. Da ihm der Erfolg recht gibt, steht leider nicht zu
erwarten, dass James Patterson seinen Output verringern und somit die Qualität
seiner Romane erhöhen wird. Im Bereich des Jugendbuches gibt es deutlich
bessere und spannendere Auftaktromane als dieses Werk.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 14. April 2014 2014-04-14 18:10:15