Im Sommer ist es wieder soweit: König Fußball wird für vier Wochen von dieser
Welt Besitz ergreifen und selbst Spiele von Mannschaften wie Honduras oder dem
Iran werden zu einem Ereignis von nationaler Bedeutung. Was liegt da mehr, als
sich im Vorfeld über die Länder zu informieren, die sich die Krone der
sportlichen Schöpfung aufsetzen wollen.
Genau dieser Aufgabe hat sich Horst Evers gewidmet. Der Gewinner des Deutschen
Kabarettpreises hat schon in seinen früheren Werken bewiesen, dass er mit
spitzer Feder und guter Beobachtungsgabe allzu menschliche Schwächen aufzeigen
kann.
Und so nimmt uns Horst Evers nach einem amüsanten Grußwort auf eine Weltreise
der anderen Art mit. Beginnend mit dem Erfinder des Fußballs (England) und dem
Gastgeber (Brasilien) werden uns alle an der Weltmeisterschaft teilnehmenden
Nationen näher vorgestellt. Dabei ist kein Klischee zu abgegriffen, um nicht
augenzwinkernd von Horst Evers verarbeitet zu werden. Egal ob er sich um die
philosophischen Fähigkeiten des ehemaligen brasilianischen Stürmers Ailton
kümmert, die Trinkfreudigkeit des nächsten WM-Gastgebers Russland unter die
Lupe nimmt oder die Anzahl der gewonnenen Weltmeistertitel unserer lieben
holländischen Nachbarn betrachtet. Horst Evers' Analysen sind vorzüglich und
kommen auf den Punkt. Schon beim Klappentext habe ich herzhaft gelacht und mich
auf das gefreut, was auf den folgenden 269 Seiten noch kommen sollte.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Anders als im wahren WM-Leben ist hier aber bei
32 Nationen noch nicht Schluss, denn darüber hinaus beschäftigt sich Horst
Evers noch mit Ländern wie Dänemark, Irland, Nordkorea oder Katar (insgesamt
19), die diesmal nicht bei der WM dabei, deshalb aber nicht weniger interessant
sind.
In der Verlängerung geht er dann noch den Fragen nach, wie sich der Fußball
verändert hat, welche Systeme und welche Begrifflichkeit es gibt und wie vor
allem die Experten ins Fernsehen gekommen sind. Hier ist es vor allem die
nachgestellte Szene zwischen Heribert Faßbender und Karl-Heinz Rummenigge, die
das Prädikat "weltmeisterlich" verdient.
Beendet wird das Buch mit einem Blick ins eigene Land und der entschiedenen
Frage, wie früh man aufstehen muss, um herauszufinden, wie früh der Deutsche
wirklich aufsteht.
Fazit
"Vom Mentalen her quasi Weltmeister" ist ein herrlich, spaßiges Buch,
dass nicht nur für Fußballinteressierte ein Vergnügen ist. Mit spitzer Feder
und sprachlich überaus ansprechend, nimmt Horst Evers seine Leser auf eine
Weltreise der anderen Art mit. Nach der Lektüre habe ich viele Länder näher
kennengelernt und festgestellt, dass wir in vielen Dinge allesamt auf diesem
Globus gar nicht so verschieden sind.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 09. April 2014 2014-04-09 14:56:29