Mit seinen mehr als 200kg Gewicht kann sich Marshall in der Schulmensa keinen
beliebigen Platz suchen. Er muss sich auf die von ihm persönlich getestete
Bank setzen, die sein Gewicht aushält. Sein extremes Übergewicht behindert
den jungen Mann erheblich. Er ist so kurzatmig, dass er direkt vor dem
Schulgebäude auf dem Behindertenparkplatz parken muss, weil seine Atmung und
seine Knie der Belastung des Wegs vom Parkplatz nicht mehr gewachsen sind.
Marshall nennt sich zynisch "Butter". Butter steht für reines Fett,
Ekel, den Würgereiz anderer, die Zeuge werden, wie Butter Mahlzeiten in
XXL-Größe herunterschlingt. Neben seiner Gesundheit hat Butter zusätzlich ein
Mutterproblem. Aus falscher Fürsorge trägt seine Mutter ihrem "Baby"
jederzeit und überall Tellerchen mit Snacks hinterher. Zucker ist böse, der
Junge ist ja Diabetiker, aber Eier und Speck am Morgen müssen sein. Als Sohn
dieser Mutter kann man sich nur abnorm fühlen. Butter kann sein Essverhalten
nicht kontrollieren, nicht die hämisch-mitleidigen Blicke anderer Menschen. Nur
im Internet beim Chat mit Anna, die nie ein Bild von ihm gesehen hat, behält
Butter das Gespräch unter Kontrolle und wird zum charismatischen J. P. Während
Butters übergewichtiger Freund Tucker erfolgreich sein Abnehmprogramm
durchzieht, setzt Butter auf den öffentlichen Knalleffekt. Zu Silvester will
Butter sich vor der Webcam buchstäblich zu Tode essen, verkündet er auf seinem
Blog. Durch die öffentliche Ankündigung seines Todes wird Butter in der Schule
zum krassen Typen, mit dem jeder befreundet sein will. Wetten werden auf die
geplante morbide Veranstaltung im Internet abgeschlossen. Butter ist zur
Laborratte geworden. Fragt sich nur, wer Butters wirkliche Freunde sind und
warum die Sache mit dem Gewicht das Ende seiner Beziehung zu Tucker sein soll.
Fazit
Butter steht an mehreren Fronten gleichzeitig unter Druck. Seine Beziehung zu
Anna, die nicht ahnt, dass beide sich im realen Leben kennen, Butters verletzte
Gefühle Tucker gegenüber und die problematische Beziehung zu seiner Mutter
bilden ein kaum zu entwirrendes Problemknäuel. Glaubwürdige Figuren und
berührende Freundschaften unter Jugendlichen fesseln in "Butter" in
einer weniger morbiden Handlung als ich zunächst befürchtet hatte.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 04. März 2014 2014-03-04 10:14:04