Sibel liebt Geschichten und hat einen großen Traum: Sie möchte fliegen wie ein
Vogel. Am Tag vor dem türkischen Zuckerfest begleitet sie ihre Mutter und die
jüngeren Geschwister zum Dienstagsmarkt in Istanbuls Stadtteil Kadıköy.
Was Sibel auch begegnet, ihr fällt sofort eine Frage oder eine Geschichte dazu
ein: sei es eine "Geheimsprache" auf einem Grabstein, der Galata-Turm
oder eine alte Frau, die Mülltonnen durchwühlt. Sibel ist so in Gedanken, dass
sie ihre Mutter aus den Augen verliert, als sie beim Sesamkringelverkäufer
herzhaft in einen Simit beißt und darüber mal wieder ins Träumen gerät.
Während ihrer Suche mischen sich bald wahre Begegnungen mit aufregenden
Träumen.
Mit feinen Strichen und bunten Aquarellfarben illustriert Mustafa Delioğlu
Sibels Abenteuer. Sibel ist eine muntere Latzhosenträgerin mit feuerrotem Haar
und Nickelbrille. Die Erwachsenen hingegen, die ihr auf dem Markt begegnen,
haben ausgesprochen markante Gesichter. Sibels Mutter trägt weder
Kittelschürze noch Kopftuch, sondern einen knieumspielenden Rock und Schminke
zum offenen Haar, der Vater hat noch vor der Arbeit das Frühstück
hergerichtet. Eine moderne Großstadtfamilie und eine junge Heldin, deren
Geschichte ebenso gut in Deutschland spielen könnt? Ja und nein, denn es
vergeht kaum eine Seite, auf der der Leser nicht etwas Interessantes über die
türkische Kultur und das Leben in Istanbul erfährt.
Fazit
Es gibt leider nur wenige türkische Kinderbücher, die auch in deutschen
Verlagen erscheinen. Umso erfreulicher, dass der Schweizer Baobab Verlag
"Der fliegende Dienstag" von Müge Iplikçi in qualitativ hochwertiger
Fadenheftung mit Hardcover herausbringt, übersetzt von Ebru Wittreck.
Zahlreiche Fußnoten, eine Aussprachehilfe und ein Nachwort der Autorin
bereichern diese unterhaltsame Geschichte.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
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veröffentlicht am 09. Januar 2014 2014-01-09 18:49:39