Wer es als Krimiliebhaber gerne historisch mag, der kann sich ruhigen Gewissens
diesen Kriminalroman zu Gemüte führen, der im Umfeld des sich für schöne
Künste interessierenden Preußenkönigs Friedrich spielt. Obwohl Friedrich der
Große auch Kriege führt und seine Soldaten einem harten Drill unterzieht,
möchte er gerne als Künstler, oder zumindest Kunstliebhaber, und Philosoph
geachtet sein. Das Spiel auf der Querflöte hat es ihm angetan. So gelangte der
Musiker Quantz an den Hof nach Potsdam und wurde Kammermusiker und Flötenlehrer
von Friedrich. Neben dem Komponieren und Musizieren baut er außerdem Flöten
für den König. Quantz hadert mit sich selbst. Ihm scheinen die Ideen für neue
Stücke und Konzerte auszugehen, von denen er nahezu wöchentlich ein neues
liefern muss. Doch dann kommen die Noten eines Konzertes abhanden. Zusätzlich
verschwindet ein Lakai. Eigentlich eine unbedeutende Person, aber es scheint ein
Zusammenhang zu bestehen. Friedrich, der dabei ist, eine Kriminalpolizei nach
französischen Vorbild aufzubauen, beauftragt seine "Polizei in
Zivil", das Verschwinden aufzudecken. Doch der auf Karriere bedachte Weyhe
hat nichts Besseres zu tun, den Musikus Quantz zu verdächtigen und ihm nicht
nur das Verschwinden der Noten sondern auch den Mord an dem inzwischen tot
aufgefundenen Lakaien anzuhängen. Auch Friedrich wendet sich von seinem
Hofmusiker ab. Nur in dem französischen Philosophen La Mettrie findet Quantz
einen Gefährten, der ihn zu unterstützen vorgibt.
Oliver Buslau hält sein Wissen rund um die Musik und das Leben am Hofe des
Preußenkönigs nicht zurück. Eingebettet in eine mit dem Fortgang des Lesens
immer spannender werdende Geschichte vermittelt er viel von den Personen am
Hofe. Er erzählt Anekdoten über Bach, Friedrichs Schwester Amalie und anderen
Leuten, die ebenso unterhaltsam sind wie der Kriminalfall selbst. Gut
recherchiert und filigran ausgearbeitet wird über die mathematischen
Möglichkeiten einer Komposition philosophiert. Eine real existierende
Komponiermaschine scheint Gestalt anzunehmen. Die Musik versteht Buslau so
bildhaft wiederzugeben, dass man meint, sie beim Lesen zu hören. Genauso wie
man ständig die straffen Schritte der Wachen und Patrouillen auf dem Pflaster
der Garnisonsstadt Potsdam zu hören glaubt. Der Leser leidet mit, wenn Quantz
an seiner Ideenlosigkeit verzagt und möchte ihm gerne Hilfestellung geben, wenn
er es doch könnte.
Fazit
Oliver Buslau hat einen ungeheuer interessanten und spannenden Krimi
geschrieben, der den Leser in eine Epoche Deutschlands abtauchen lässt, die
noch gar nicht so lange her ist und die beinahe eine Grundlage des deutschen
Charakters liefert, wenn man an die darauffolgenden Sicherheitsbehörden der
deutschen Staaten denkt. Spannung und Story, verbunden mit hoher Plausibilität
bilden die Grundlage für eine volle Punktzahl.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 09. Januar 2014 2014-01-09 15:15:06