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Hans-Joachim Torke: Die russischen Zaren 1547-1917

Die russischen Zaren 1547-1917

von Hans-Joachim Torke
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-406-42105-1

Preis: 10,50 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Das vorliegende Werk, herausgegeben von dem Berliner Osteuropahistoriker Hans-Joachim Torke, von dem auch eine gute Gesamtdarstellung der russischen Geschichte vorliegt, ist eine vorzügliche Biographie der russischen Zaren von Iwan IV., dem Schrecklichen bis zum letzten Zaren vor der Revolution 1917, Nikolaus II. Neben Geoffrey Hoskings: Russland: Nation und Imperium; 1552-1917 aus dem Siedler-Verlag stellt das vorliegende Werk die beste Geschichtsdarstellung Rußlands in der beschriebenen Zeit dar. Die 370 Jahre russischer Geschichte, die durch den vorliegenden Band abgedeckt werden, stellen, wie der Herausgeber treffend bilanziert, mehrere Epochen großer sozialer Spannungen und Veränderungen dar. Das Wort Zar, etymologisch auf das lateinische Caesar zurückgehend, wurde zum ersten Mal von dem Überwinder der russischen Teilfürstentümer, Iwan III. (1462-1505) gebraucht, mit dem meines Erachtens diese hervorragende Darstellung hätte beginnen können. Doch erst sein Sohn Ivan IV., der Schreckliche, nahm 1547 den Zarentitel voll und ganz an. Es war der kirchliche Berater Iwans, der Metropolit Makarij, auf dessen Betreiben die Zarenkrönung Iwans IV. 1547 erfolgte. Das Interesse der Kirche an diesem Akt erklärt sich mit der EInflußnahme der geistlichen Führung auf die autokratie, wie sie schon zu Beginn des Jahrhunderts in der Lehre von Moskau als "Drittem Rom" zum Ausdruck gekommen war. Damit wurde der Moskauer Großfürst in den Rang des "ökomenischen Kaisers" und Nachfolger des byzantinischen Kaisers erhoben. Der Moskauer Metropolit erhoffte dadurch, wie Torke korrekt bilanziert, die Erhebung zum Patriarchen, was freilich erst 1589 gelang. Der Zarentitel ging jedoch nicht nur auf die für die Krönung ursächliche byzantinische Tradition zurück, sondern steht auch in der Tradition der tartarischen Fremdherrschaft. Der Titel der tartarischen Herrscher ging in den Zarentitel mit ein. Mit dem Tode Iwans des Schrecklichen starben die Rurikiden aus. Erst nach der Smuta, der "Zeit der Wirren", die mit dem Tode Iwans begann, einigte sich eine extra einberufene Reichsversammlung 1613 auf Michail Romanov als neuen Zaren, dessen Geschlecht bis 1917 herrschte. Michails Nachfolger, Peter I., der Große, ließ sich 1721 offiziell zum Allrussischen Kaiser krönen. Es war Peter der Große, der die russische Autokratie zum Abschluß brachte und modernisierte. Sie unterschied sich von westeuropäischen Herrschaftsformen insbesondere durch die Abwesenheit der Stände und des ständischen Eigenrechts. Rußlands Problem, so bilanziert Torke zu Recht, bestand darin, dass Reformen, vor allem die unter Alexander II. initiierte "Bauernbefreiung" für das Land zu spät erfolgten und die Kaiser auf ihre Macht nicht verzichten wollten. So kam es zu den Revolutionen von 1905 und 1917. Beide erfolgten neben innenpolitischen Spannungen aufgrund außenpolitischer Niederlagen: gegen Japan 1905 und der katastrophalen militärischen Situation im ersten Weltkrieg, die die Revolution 1917 auslöste. Die provisorische Regierung erklärte Rußland am 1. September 1917 zur Republik. Damit endet die Geschichte der zaristischen Zeit. Die Portraits der Zaren werden - im Gegensatz zu dem leichter lesbaren, aber auch weniger gehaltvollen Werk von Detlev Jena: Die russischen Zaren in Lebensbildern nicht von einer Person, sondern von mehreren ausgewiesen Fachhistorikern jener Zeit geschrieben. Neben Torke wirken so bekannte Historiker wie Frank Kämpfer, Helmut Neubauer, Erich Donnert, Aristide Fenster, Marc Raeff, Alexander Fischer, Hans-Jobst Krautheim, Nikolaus Katzer und Heinz-Dietrich Löwe. Die Lebensbeschreibungen wirken Mythenbildung durch Aufklärung und wissenschaftliche Geschichtsschreibung entgegen. Neben der reinen biographischen Lebensbeschreibung werden Gesellschaft, Wirtschaft und Alltag Rußlands unter den jeweiligen Zaren und Zarinnen beschrieben.
Fazit
Ein hervorragendes, nicht immer leicht zu lesendes Werk und jedem Rußland-Interessierten sehr zu empfehlen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 29. Dezember 2003

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