Die beiden Aachener Kommissare Seifert und Menkhoff erhalten einen anonymen
Hinweis, nach dem in einer Neubausiedlung ein junges Mädchen verschwunden ist.
Als sie dort ankommen staunen sie nicht schlecht, als sie den Psychiater
Dr.Joachim Lichner antreffen, der 15 Jahre zuvor wegen Mordes an einem kleinen
Mädchen verurteilt wurde und angeblich der Vater des verschwundenen Mädchens
ist. Als Seifert und Menkhoff ihm mit den Fakten konfrontieren leugnet Lichner
eine Tochter zu haben. Kommissar Menkhoff ist auch diesmal von der Schuld des
Psychiaters überzeugt und setzt alles daran, Lichner auch diesmal zu
überführen. Doch genau so lange nagt in seinem Partner Alexander Seifert der
Zweifel, ob sie damals den richtigen Täter verhaftet und verurteilt haben. Es
beginnt ein perfides Psychospiel in dessen Verlauf auch Luise, die Tochter von
Kommissar Menkhoff in die Geschehnisse gezogen wird.
Der in Saarlouis geborene Arno Strobel hat mit "Das Wesen" seinen
zweiten Psychotriller vorgelegt. Seit Hannibal Lechter war der Arno Strobel von
der Figur eines Psychiaters fasziniert. Mit Joachim Lichner hat er dann auch
einen Charakter erschaffen, der geschickt mit den Gefühlen des Lesers spielt.
Bis zuletzt beliebt die Frage offen, ob Lichner schuldig ist.
Den Roman erzählt Arno Strobel in zwei unterschiedlichen Zeitebenen. Immer
wieder wechselt der zwischen den heutigen und den damaligen Ermittlungen hin und
her. Und dies so geschickt, das man den Roman nur schwer aus der Hand legen
kann. Immer wieder streut er einen Cliffhanger ein, der dafür sorgt, noch ein
weiteres Kapitel zu lesen.
Durch die Parallelität der Fälle hat man den Eindruck zwei Romane zu lesen,
die gut aufeinander abgestimmt sind. Logiklücken und unplausible Zusammenhänge
konnte ich nicht entdecken. Im Gegenteil. Sehr geschickt spielt Arno Strobel mit
der Neugier des Lesers, der die Schuldfrage im Verlauf der Handlung der ein ums
andere mal über Bord wirft.
Die ganze Story gipfelt in einem Showdown, der durchaus gelungen ist. Sicher mag
manch Krimifan die Auflösung für ein wenig übertrieben oder unglaubwürdig
halten, doch mir hat es gefallen. Zumal auch hier die Beweiskette (glaubhaft
oder nicht) absolut stimmig ist.
Fazit
Arno Strobel hat mit "Das Wesen" einen packenden Psychothriller
vorgelegt, der auf überaus unterhaltsame Weise spannende Lesestunden
garantiert. Mit Joachim Lichner hat er dabei eine Figur erschaffen, die
vielschichtig genug ist, um den Leser über die gesamte Länge des Romans bei
der Stange zu halten.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 05. Oktober 2013 2013-10-05 15:57:28