Der Bunker, den Elis Vater für den Fall eines Nuklearschlags gebaut hat,
erstreckt sich drei Stockwerke tief in die Erde. Der Millardiär Yanakakis
scheint an alles gedacht zu haben. Sorgfältig ausgesuchte Vorräte, selbst
erzeugtes Gemüse und Nutztiere sollen die Eltern und ihre drei Kinder 15 Jahre
lang versorgen, bis sie die Einstiegsluke öffnen und sich wieder an die
Erdoberfläche wagen können. In der unterirdischen Welt gibt es eine riesige
Küche, einen Operationssaal, eine Kapelle für Gottesdienste und
Fitnessgeräte aller Art. Sechs Jahre lang harren Eli und seine Familie nun
schon hier aus. Während der Vater einen gigantischen Aufwand betrieben hat, um
im Bunker möglichst exakt die Annehmlichkeiten einer Luxusvilla
bereitzustellen, bewegt den fünfzehnjährigen Eli das Sein zunehmend stärker
als das Haben. Als sein Vater damals die Bunkertür verriegelte, hatten Elis
Zwillingsbruder Eddy und die geliebte Großmutter es nicht mehr rechtzeitig in
den Bunker geschafft. Eli und seine jüngere Schwester Terese vermissen Eddy,
der unter den Geschwistern die Anführerrolle einnahm. Lange hatte Eli
widerspruchslos die Behauptungen seines Vaters akzeptiert, die Vorräte würden
mit Sicherheit für die Dauer des geplanten Auffenthalts unter der Erde reichen.
Nach einigen Fehlschlägen in der Versorgung werden Elis Fragen immer
kritischer. Das Verhältnis der Eltern zueinander ist in letzter Zeit merklich
abgekühlt. Als Eli unerlaubt das für Eddy eingeplante Zimmer durchsucht, kommt
er einem verstörenden Geheimnis auf die Spur. "Du musst dich für eine
Seite entscheiden," stellt seine jüngere Schwester Lexie nüchtern fest,
als den Kindern klar wird, auf welchen logischen Fehler der Vater sein
unterirdisches Projekt aufbaute.
S. A. Bodeen legt frühzeitig Hinweise auf den Ausgang der Geschichte aus. Eli
überwindet die extreme Zurückgezogenheit, in der er zu Beginn der Handlung
verharrte, und nimmt zum ersten Mal zur Kenntnis, wie seine Mutter und seine
Schwestern das geschlossene Projekt erleben. Die Fixierung des Vaters auf eine
luxuriöse und energiekonsumierende Ausstattung des Bunkers kann nicht darüber
hinwegtäuschen, dass Eli und seine jüngeren Schwestern in sechs Jahren nicht
nur in der Länge gewachsen sind. Die Rolle des Vaters als allwissender
Organisator ist durch Elis Neugier erheblich angekratzt; ob die Mutter die
nächsten neun Jahre unter der Erde ertragen wird, erscheint fraglich. Der alte
Yanakakis hat offenbar nie überlegt, ob eine Rückkehr an die Erdoberfläche
nach Jahren im Bunker als womöglich einzige Überlebende des Atomschlags
überhaupt lebenswert sein kann.
Fazit
Überleben erweist sich als spannend erzählte Endzeit-Geschichte für Leser ab
12 Jahren mit vorhersehbarem Ausgang, die sich stark auf den Vater-Sohn-Konflikt
konzentriert und das Motiv, warum Menschen überhaupt in einem Bunker überleben
wollen, nicht weiter vertieft.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 04. März 2011 2011-03-04 10:29:27