Für die Fans von Thrillern ist dieser Roman ein Muss. Damit sind nicht nur die
Düsseldorf-Fans gemeint, denn das Geschehen kann in jeder anderen Stadt, in
jedem anderen Bundesland genauso ablaufen. Wer bereits Romane von Horst Eckert
kennt, der weiß, dass es nicht an politischer Brisanz fehlen wird.
Zunächst werden viele verschiedene Ereignisse in einen Topf geworfen. Da sind
die Demonstranten, die bei einem Bauprojekt im linksrheinischen Oberkassel von
der Polizei auseinander getrieben werden. Auch der Ermittler Vincent Veih wird
hierin dienstlich verwickelt. Diese interessante Ermittlerfigur hat ein schweres
Päckchen aus seiner Familie zu tragen. Sein Großvater war Nazi und als
Polizist in den Polizeibataillonen an der Front im Zweiten Weltkrieg. Seine
Mutter war - oder ist sie es vielleicht noch? - RAF-Terroristin und maßgeblich
an einigen Banküberfällen und Attentaten beteiligt. Alles dies lässt den
Ermittler in seinem Innersten nicht ruhig schlafen. Es beschäftigt ihn sehr
stark. Außerdem ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen
verschwunden. Jedoch während der Suche wird er tot aufgefunden. Die
Todesursache ist ertrinken. Stellt sich die Frage: Ist er mit oder ohne
Fremdeinwirkung ertrunken?
Soeben zum kommissarischen Leiter des KK 11 ernannt, wird der Ermittler von
allen Seiten, vor allem aus der politischen Ecke und dem Kanzleramt, unter Druck
gesetzt.
Der Leser wird zunächst mit den diversen Strängen in der Handlung und den
Informationen über den Protagonisten in eine unüberschaubare Situation
versetzt. Das wesentlichste Element ist die Figur des Vincent Veih, der in
vielen Facetten detailliert ausgearbeitet wurde. Als kommissarischer Leiter des
KK 11 hat er nicht nur Freunde im Polizeipräsidium, es gibt auch Neider. Durch
sein verhalten bei der Aufklärung des Todesfalles des Ministerpräsidenten und
das widersprüchliche Verhalten der Kollegen baut sich beim Leser eine Sympathie
für den Ermittler auf. Über seine Herkunft mittels Großvater und der Mutter
wird die innere Zerrissenheit dieses Menschen dargestellt. Der besonders
sportliche Typ ist ein Ermittler, den man gerne zum Freund haben würde. Die
Zukunft wird zeigen, ob sich Horst Eckert mit Vincent Veih einen Serienermittler
erschaffen hat. Denn bislang, man lese nur die vorhergehenden Bücher von
Eckert, mochte sich der Autor nie auf eine Serie einlassen und hat stets neue
Protagonisten und Helden entwickelt. Mit einem Serienhelden wurden die Fans von
Eckert bislang noch nicht verwöhnt. Veih, der Held dieses Thrillers, ist
allerdings eine Figur, von der man gerne noch viel mehr erfahren möchte. Die
diversen Verstrickungen und der Druck, der auf den Ermittler ausgeübt wird,
zieht den Leser in die Handlung hinein. Einmal angefangen, kann man das Buch
kaum aus der Hand legen. Dabei bedient sich der Autor eines Tricks, den man so
noch nicht in sehr vielen Büchern gelesen hat. Eckert lässt sehr viel das
Handy des Protagonisten klingeln. Für die heutige Zeit ist das im täglichen
Leben nicht ungewöhnlich. Schmiegt sich ganz natürlich in die Handlung ein.
Raffiniert aber ist, dass diese Anrufe auf dem Handy stets den Fluss der
Handlung unterbrechen, wie ein Cliffhanger wirken und den Leser davon abhalten,
in der aktuellen Handlung fortzufahren. In die Unterbrechung mit dem Handy
werden aus Schnipsel der anderen Handlungsstränge eingefügt. Ein probates
Mittel, mit dem der Roman unheimlich an Fahrt gewinnt.
Informelle Brisanz erfährt der Roman durch die Umstände, dass Horst Eckert die
Erkenntnisse des Vereins Geschichte am Jürgensplatz, der die Beteiligung
deutscher Polizisten am Holocaust erforscht und dokumentiert, in die Handlung
einfließen lässt. So beruhen die Briefe des Großvaters auf die Briefe eines
kaufmännischen Angestellten namens Kurt Dreyer während seiner Zeit als
Oberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve im SS Polizeiregiment 25.
Schließlich und endlich gewinnt der Roman politische Brisanz durch ein sehr
gutes Timing, was das Erscheinen des Romans angeht. Im Hintergrund spielt sich
der Landeswahlkampf um den Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen ab.
Gerade mal eine Woche vor der Wahl wird der Ministerpräsident und Kandidat der
CDU tot aufgefunden. Es müsste schon etwas mehr als Zufall sein, dass der
Thriller gerade in dem Moment erscheint, wenn Bundestagswahlen anstehen.
Fazit
Bleibt mein Fazit: Spannung, Tempo und brisante Themen, wie die Leser es von
Horst Eckert gewöhnt sind, auch in diesem neuen Thriller. Schade nur, dass man
ihn so schnell durchliest. Man möchte mehr davon haben.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 09. Oktober 2013 2013-10-09 23:00:39