Dieser Roman der inzwischen zu einigen schriftstellerischen Ehren gelangten Nina
George ist bereits 2011 erschienen. In ihm lässt die Autorin bereits die
sanften und sinnlichen Töne anklingen, durch die sie im Roman "Das
Lavendelzimmer" berühmt geworden ist. Er besticht durch seine gefühlvolle
und besinnliche Art, Dinge und Geschehnisse zu beschreiben, als würde man in
die Protagonistin hinein schauen. Wir befinden uns in Paris an der Seine, in die
sich Marianne hineinstürzt, um aus dem Leben zu scheiden. Sie hat es satt, an
der Seite ihres Mannes weiterhin das graue Mäuschen zu spielen, sie hat es
satt, nicht mehr zu wissen, wo sie im Leben steht, sie mag einfach nicht mehr
und will einen Schlussstrich unter ihr Leben ziehen. Doch so leicht wird es der
Deutschen nicht gemacht. Sie wird aus dem Fluss gerettet. Enttäuscht darüber
dass ihr der gewählte Weg versagt bleibt, schlägt sie einen neuen Weg ein. Ihr
Mann zeigt nach wie vor kein großes Interesse an ihr. Er begreift einfach
nicht, wie sie sich fühlt. Mariannes neuer Weg führt in die Bretagne. Hier, in
einem kleinen Ort, lernt sie viele nette Menschen kennen, die ihr eine zweite
Chance zum Leben geben. Marianne lernt französisch sprechen und sie bekommt
einen Job in der Küche eines kleinen Restaurants. Sie wird mit viel Wärme und
Liebe in die kleine Gemeinschaft der Bretonen aufgenommen. Doch Marianne bleibt
hin- und hergerissen zwischen ihrem alten Leben an der Seite ihres Ehemannes und
dem neuen, freien Leben an der Seite eines Malers, in den sie sich verliebt, so
wie sie bislang noch nie verliebt gewesen war.
Mariannes Gefühle fahren auf der Achterbahn und Nina George lässt den Leser
ganz tief eintauchen in die Gefühlswelt der Protagonistin. Das Schwanken
zwischen dem alten und dem neuen Leben wird unheimlich nachvollziehbar und
authentisch. George hat einerseits einen Blick und ein Ohr für das feinsinnige
in den Beziehungen der Menschen untereinander, andererseits ist sie dank ihres
handwerklichen Könnens in der Lage, diese Feinsinnigkeit so akkurat in ihre
niedergeschriebenen Worte zu legen, dass dem Leser nichts anderes übrig bleibt,
als mit allen Sinnen das Geschehen mitzuerleben und die Gefühlswelt der
Menschen nachzuempfinden. Angenehm ist auch der Ausklang des Buches, in welchem
in kurzen Abschnitten die Bretagne von A bis Z erläutert wird. Dem einen oder
anderen mag dies eine Hilfe sein, im Nachhinein so manche Kleinigkeit im Roman
mit anderen Augen zu sehen. "Die Mondspielerin" ist ein
Entwicklungsroman, bei der eine von Lethargie und Gram gebeugte Frau jenseits
der 50 den aufrechten Gang lernt und sich von ihrem bisherigen Leben lossagt und
vom Ehemann emanzipiert. Es ist ein großartiger Roman für alle, die Frankreich
lieben, die die Bretagne lieben, und die, die nicht auf actionreiche Szenen aus
sind, sondern vielmehr auf das Kopfkino, welches sich bei feinfühligen Sätzen,
wie die von George, etabliert.
Fazit
Ich komme nicht umhin und muss diesem Roman, genauso wie zuvor schon seinem
Nachfolger, die volle Punktzahl geben.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 16. September 2013 2013-09-16 14:32:03