Jan, Andi und der Icherzähler Mats bilden an ihrer Schule eine Notgemeinschaft
der Unsportlichen. Freundschaft kann man ihre Vereinbarung des
Im-Notfall-kämpft-jeder-für-sich-allein nicht nennen. Von den gutaussehenden
Mitschülern werden die drei schmächtigen Gestalten kaum wahrgenommen, von den
kräftigen Sportlern drangsaliert. Eine Ohrfeige von einem der Kids aus besseren
Elternhäusern legt bei Jan einen Schalter um. Er konfrontiert noch im
Umkleideraum seine Klassenkameraden mit dem alltäglichen Mobbing und fordert
sie auf, sich für die Seite der Guten oder der Gewalttätigen zu entscheiden.
Mit sehr düsteren Andeutungen auf das kommende Geschehen erzählt Rüdiger
Bertram nun von der Entstehung der Liga der Guten, die große Ähnlichkeit mit
klassischen utopischen Szenarien hat. Jan holt zum großen Rundumschlag aus
gegen Lehrer, die das Drangsalieren Schwächerer bewusst übersehen, gegen
Billig-Textilien, den Konsum der Industriestaaten auf Kosten armer Länder,
Fleischverzehr, Plastikverbrauch und Landminen. Auch Mats nimmt am
Abendbrottisch den Fehdehandschuh gegen die Überflussgesellschaft auf. Als die
Jungen nicht mehr zur Schule gehen und einen eigenen Staat gründen, erhält
ihre Liga erstaunlich großen Zulauf. Das Projekt Liga der Guten entwickelt sich
schon bald zu einer Gesellschaft, in der angeblich einige gleicher sein müssen
als andere. Für Mats stellt sich die Frage, wie stark er bereit ist sich für
das Projekt zu verbiegen - und warum man über das beabsichtigte
"Gute" mit einer Führerfigur nicht mehr diskutieren darf.
Keiner der Jugendlichen bringt handwerkliche oder landwirtschaftliche
Kompetenzen in das Projekt ein, die für ein autarkes, ökologisch korrektes
Leben nötig wären. Die von Jan angeregte demonstrative Systemkritik wirkt
ziemlich kindlich, solange die Jugendlichen ihren Lebensunterhalt von Spenden
bestreiten oder mit der Kreditkarte der Eltern finanzieren. Konflikte, die sich
bei der Gründung einer alternativen Gemeinschaft ergeben, während allen der
Magen knurrt, ahnt man in der sehr kurzen Geschichte nur am Rande.
Fazit
"Die Liga der Guten" könnte sich zu einem Jugendroman entwickeln, bei
dem die anschließende Diskussion über einen denkbaren Ausstieg aus der
Überflussgesellschaft mehr Zeit in Anspruch nimmt als die Lektüre des Buches.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 02. September 2013 2013-09-02 10:38:35