Alice Pendelbury lebt Anfang der 1950er Jahre recht isoliert in London. Mit dem
Erschaffen von Parfüms geht sie ihrer Arbeit am heimischen Schreibtisch nach.
Ihre Wohnung verlässt sie nur, um sich mit ihren Freunden zu treffen. So auch
an einem Vorweihnachtstag, der die Gruppe ins englische Seebad Brighton führt.
Dort besucht Alice eine Wahrsagerin, die ihr eine wundersame Mitteilung macht:
Sie ist unbewusst soeben dem Mann begegnet, der ihr im Leben am meisten bedeuten
wird. Allerdings muss sie erst sechs weitere Menschen treffen, bevor sie ihn
wieder sieht. Zusammen mit ihrem Nachbarn, dem ruppigen Junggesellen Ethan
Daldry, der es auf Alice' Wohnung abgesehen hat, versucht sie, den Worten der
Wahrsagerin auf den Grund zu gehen. Und so begibt sich das ungleiche Paar auf
eine Reise, die sie nach Istanbul führt und die für Alice zu einer Reise in
die eigene Vergangenheit wird.
Der französische Bestsellerautor Marc Levy erzählt in seinem Roman eine leise
Geschichte über die Suche nach der Vergangenheit. Ohne spektakuläre Action,
aber auch ohne dramatische Höhepunkte kommt hier eine kleine ruhige Geschichte,
die den Leser trotzdem in ihren Bann zieht. Hauptgrund dafür sind die tollen
Figuren. Mit Alice Pendelbury und Ethan Daldry hat der Autor zwei liebenswerte
Charaktere geschaffen, mit denen sich der Leser gerne identifiziert. Auch Can,
der türkische Reiseführer, dem sie in Istanbul begegnen, trägt seinen Part
zum Gelingen der Geschichte bei.
Wirkliche Kritikpunkte gibt es nicht. Jedoch ist der Roman im Vergleich zu
anderen Werken von Marc Levy wie "All die ungesagten Worte" oder
"Am ersten Tag" eine Spur langatmiger. Die Auflösung kommt nicht so
mystisch daher, wie man anfangs vielleicht vermuten mag. Und wer den Roman
aufmerksam liest, ahnt vielleicht, wie die Geschichte ausgehen wird. In diesem
Punkt konnte mich Marc Levy nicht überraschen.
Als überaus lesenswert empfand ich den hinteren Teil des Romans, in dem sich
Alice und Ethan Briefe schreiben, über denen die Handlung erzählt wird. Ein
Kunstgriff, der dem Roman etwas Abwechslung gibt und ihn stilistisch weiter
aufwertet.
Fazit
"Die zwei Leben der Alice Pendelbury" ist eine überaus lesenswerte
Geschichte mit kleinen Schönheitsfehlern, die nur minimal ins Gewicht fallen.
Zusammen mit Alice und Ethan begibt sich der Leser auf eine Reise nach Istanbul.
Man taucht in die Gerüche und Geschichten dieser Stadtbein und erlebt die Suche
nach Alice' Vergangenheit. Auch wenn dies nicht der beste Roman von Marc Levy
ist, garantiert er unterhaltsame Lesestunden mir einer gut durchdachten
Geschichte und interessanten Figuren.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 10. Juli 2013 2013-07-10 17:57:13