Hope hat nach der Trennung von ihrem Ehemann Mühe, ihr Leben in den Griff zu
bekommen. Das Verhältnis zu ihrer pubertierenden Tochter Annie ist angespannt
und ihre kleine Bäckerei steckt in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Hinzu
kommt, das ihre Großmutter Rose an Alzheimer erkrankt ist und Hope und Annie
nur noch an wenigen Tagen wirklich erkennt. An einem dieser Tage händigt Rose
ihrer Enkeltochter eine Liste mit sieben Namen aus und sagt, das dies die Namen
ihrer Familie sind. Etwas ungläubig schaut Hope auf die Liste, da ihr kein Name
etwas sagt. Rose bitte ihre Enkeltochter eindringlich nach Paris zu fahren, um
sich dieser Liste anzunehmen. Anfangs glaubt Hope, das Rose wieder verwirrt ist,
doch Annie ist fest davon überzeugt, das sie bei klarem Verstand war. So begibt
sich Hope nach Paris auf die Spuren einer Vergangenheit, die auch sie
betrifft.
"Solange am Himmel Sterne stehen" ist der erste Roman von Kristin
Harmel, der auf Deutsch erscheint. Selten hat mich ein Roman so tief bewegt, wie
dieses Werk. Zwar wirbt der Klappentext damit, das hier die größte
Liebesgeschichte aller Zeiten erzählt wird, doch der Roman ist viel mehr. Auf
Ihrer Reise nach Paris erfährt Hope, das ihr Großvater Ted nicht die ganz
große Liebe ihrer Großmutter gewesen ist. Ein Mann namens Jacob Levy scheint
eine große Rolle in ihrem Leben gespielt zu haben. Doch welche? Die Geschichte
von Rose und Jacob führt Hope in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, genauer
gesagt in das von den Deutschen besetzte Paris, wo die erste Transporte nach
Auschwitz organisiert werden.
Genau das ist auch der Zeitpunkt, ab dem man den Roman nicht mehr aus der Hand
legen kann. Einfühlsam und eindringlich lässt Kristin Harmel die damalige Zeit
wieder aufleben und verdeutlicht, welches Leid über die Menschen gekommen ist
und zu welchen Entscheidungen man gezwungen wurde. Mit Hope hat sie eine Figur
geschaffen, die nach und nach in eine Familiengeschichte eintaucht, die sie so
nicht gekannt und auch nicht erwartet hat. Der Autorin gelingt das Kunststück,
ihre Figuren so agieren zu lassen, dass sich der Leser einhundertprozentig mit
ihnen identifiziert.
Auch das Ende kann man nur als gelungen ansehen. Kristin Harmel führt die
Fäden Ihrer Geschichte mehr als eindrucksvoll zusammen. Als Leser ist man tief
bewegt und muss sich auch nicht schämen, an der einen oder anderen Stelle mit
den Tränen zu kämpfen. Als netter Gag entpuppen sich die zahlreichen
Backrezepte, die zwischen den einzelnen Kapiteln für einen Moment der Ruhe
sorgen.
Fazit
Nach "Ein ganzes halbes Jahr" ist "Solange am Himmel Sterne
stehen" ein weiteres Highlight dieses Buchjahres. Kristin Harmel erzählt
eine Liebesgeschichte, die auch männlichen Leser absolut gefallen kann. Die
Geschichte von Rose und Jacob ist ohne Übertreibung eine der aufregendsten und
dramatischen Liebesgeschichten und, das macht diesen Roman so besonders, kann
sich wirklich so zugetragen haben.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 23. Juni 2013 2013-06-23 15:40:28