Das Jahr 1927
Rose ist ein einsames gehörloses Mädchen. Die Tochter eines Filmstars, fühlt
sich einsam und isoliert von den anderen Kindern. Betreut von einem Hauslehrer
lernt sie zwar, was notwendig ist, doch die Einsamkeit macht ihr zu schaffen.
Ihre geschiedenen Eltern sind auch keine grosse Hilfe. Sie lebt bei ihrem Vater
und kann die Mutter nur aus der Ferne bewundern. Als sie von zuhause
davonläuft, um bei ihrer Mutter in New York zu sein, zeigt diese wenig
Verständnis für sie. Im Gegenteil, ihr ist die eigene Tochter eher peinlich
und möchte ihre Tochter zurück in ihr abgeriegeltes Zuhause schicken. Rose
will nicht zurück zum Vater und der Abgeschiedenheit. Daher sucht sie Trost im
Museum für Naturkunde, wo ihr Bruder Walter arbeitet. Walter nimmt sie bei sich
auf.
Das Jahr 1977
Ben ist von Geburt an auf einem Ohr taub, fühlt sich einsam und verlassen, lebt
bei seiner Tante und seinem Onkel, seit seine Mutter gestorben ist. Durch Zufall
fällt ihm ein Hinweis auf den Aufenthaltsort seines Vaters in die Hände. Die
Metropole New York! Ben kennt seinen Vater nicht und möchte ihn unbedingt
finden, zumindest ein wenig Familie haben, die Onkel und Tante ihm nicht bieten.
So macht er sich auf den Weg in die Grossstadt, obwohl er kurz zuvor durch einen
Blitzschlag auf dem anderen Ohr sein Gehör verlor. In New York findet er seinen
Vater unter der gefundenen Adresse nicht. Auch die Buchhandlung hat inzwischen
geschlossen, die ihm als weitere Information diente. Im Naturkundemuseum lernt
er Jamie kennen, der sich etwas um den obdachlosen Jungen kümmert und ihm in
einem geheimen Raum des Museums Unterschlupf gewährt. Ben gibt nicht auf,
seinen Vater zu finden. In Jamie fand er einen echten Freund, der ihn versteht.
Fazit
Nachdem Brian Selznick mit Die Entdeckung des Hugo Cabret ein ganz wundervolles
Buch veröffentlichte, sind die Erwartungen an den Folgeband hoch. Wobei der
Begriff Folgeband nicht ganz richtig ist, da sich die Geschichte um Hugo nicht
fortsetzt. Stattdessen findet sich ein brillianter Roman. Eigentlich sollte man
Bilderbuch oder Comic verwenden, denn die ausdrucksstarken und beeindruckenden
Bilder überwiegen eindeutig. Es erzählt die Geschichten von Ben und Rose, die
sich zufällig im Naturkundemuseum treffen und sich so sehr ähneln und doch
ganz anders sind. Immer wieder tauchen Parallelen auf zwischen Ben und Rose. Die
Geschichte von Rose wird zunächst nur recht einfach und doch ausdrucksstark
beschrieben. Das Buch bietet einige Überraschungen. Die Geschichte geht ans
Herz und bleibt noch lange nach in den Gedanken der Leser. Animiert vom Titel
Wunderlicht, hielt ich das Buch für einen phantastischen Titel und musste mich
letztlich korrigieren. Es ist ein Buch, dass die Gehörlosenkultur in zwei
Generationen in den Mittelpunkt stellt und mit ihm zwei behinderte Kinder, deren
unterschiedlichen Lebensläufe hauptsächlich auf die fünfzig Jahre Unterschied
zu schieben sind.
Dem Autor merkt man an, dass an den Figuren sein Herzblut klebt. Und ich denke,
als Leser, dieses Gefühl wird auch auf die jungen Leserinnen und Leser
überspringen. Zudem Brian Selznick hat das Buch mit einigen Zeichnungen selbst
versehen. Brian Selznick ist ein preisgekrönter Zeichner. In beiden Berufen,
Autor wie Zeichner, zeigt er ein unglaubliches Gespür für die Lage, in die er
seine Handlungsträger bringt. Gleiches gilt für die Personen, die in ihren
beiden Handlungssträngen zu einer schönen Geschichte verwoben werden. Darüber
hinaus ist der Roman ein Buch um Glaube, Liebe und Hoffnung, um Träume und um
Freundschaft.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 18. Juni 2013 2013-06-18 14:16:40