Zwei Morde in der Lübecker Altstadt stellt die Mordkommission vor ein Rätsel.
Kommissarin Pia Korittki übernimmt die Ermittlungen und vermutet,dass ein
Serienmörder sein Unwesen treibt und wahrscheinlich ein "Selbstmord"
und ein "natürlicher Todesfall" auch auf sein Konto gehen. Gegen die
Skepsis ihrer Kollegen, die sie ohnehin mehr oder weniger offen mobben,
ermittelt sie in dieser Richtung weiter und wird in ein teuflisches Spiel mit
dem Mörder gezogen. Ich bin ein leidenschaftlicher Krimi-Leser, liebe weibliche
Kommissare, nur warum lässt mich Kommissarin Pia Korittki über weite Teile der
Geschichte kalt? Sogar auf den letzten 20 Seiten habe ich eine Pause eingelegt,
um mir einen Kaffee zu kochen! Ich ziehe weibliche Kommissare vor, weil sie uns
mehr an ihrem Alltag, ihren Gedanken, dem Verhältnis zu den Kollegen teilnehmen
lassen, mich interessiert durchaus welche Kleidung sie warum oder auch nicht
tragen - kurz - die Kommissarin als Kollegin oder auch als Chefin, Ehefrau o.ä,
Single und den Reflexionen darüber. Sie darf auch gerne ironisch, bissig,
nörglerisch sein, nur möchte ich nachvollziehen können, warum sie so ist oder
reagiert. Pia Korittki aber scheint nur kleinkariert, schaut nicht über den
eigenen Tellerrand und selbst die Reflexionen bis dorthin sind farblos, auch
das, was sie direkt betrifft, das Mobbing der Kollegen, das Ende ihrer
Beziehung, die gemeinsame Nacht mit dem Partner-Kollegen erscheinen seltsam
distanziert, uninteressiert, uninteressant.
Wahrscheinlich wäre diese Kriminalgeschichte wesentlich spannender und
lebendiger, wenn die Dialoge nicht so hölzern wären. Die Geschichte spielt in
den Gassen und Gewölben der historischen Altstadt Lübecks. Die erste Tote gibt
es auf dem Altstadtfest. Almstädt schreibt, dass Kommissarin Korittki gelesen
hat, dass dieses Jahr 400000 Besucher erwartet werden. Trotzdem entlockt das der
Autorin nicht mehr als eine Bemerkung zu dem Gedränge und Geschiebe bzw. des
Besäufnisses. Warum beschreibt sie nicht die reizvolle Kulisse der Altstadt,
den dort stattfindenden Mittelalter-Handwerksmarkt, warum steht sie nur vor der
Schiffergesellschaft, aber beschreibt sie nicht? Genau so lieblos verfährt sie
mit der alten Villa am Stadtpark, sodass diese in jeder beliebigen Stadt stehen
könnte (Und die Villen am Stadtpark haben ihren eigenen Stil!). Und wer einmal
bei Nacht durch die Engelsgrube gegangen ist, die der Geschichte immerhin den
Titel gegeben hat, sollte mehr als ein paar (müde) Zeilen zu der Stimmung
schreiben können.
Fazit
Und last but not least: Das Katharineum war kein Mädchengymnasium (S. 152)
bevor die Koedukation eingeführt wurde oder waren Thomas Mann und Erich
Mühsam, die berühmten Katharineums-Zöglinge, Mädchen?
Vorgeschlagen von Karin Rieck
[Profil]
veröffentlicht am 01. Februar 2007 2007-02-01 22:08:36