Die Zeitungsredakteurin Anna quartiert sich gemeinsam mit ihren Kolleginnen
Trude und Sissela in einem Hotel ein, um mit ihnen das weitere Konzept ihrer
Zeitschrift zu besprechen. An der Bar lernt Anna am Abend den jungen und
durchtrainierten Erik kennen. Auch wenn es nicht ihrer Natur entspricht, flirtet
Anna mit Eric und verbringt anschließend eine heiße Liebesnacht mit ihm.
Zurück im Büro findet Anna eine Mail von Erik, in der er sie um ein
Wiedersehen bittet. Anna lässt sich abermals darauf ein. Schließlich
entscheidet sie sich aber für ihren Mann Lukas und ihre Tochter Hedda und will
einen Schlussstrich unter die Beziehung mit Eric setzen. Doch dieser will sich
nicht so einfach abservieren lassen. Er bedrängt Anna immer weiter, die langsam
aber sicher die Nerven verliert.
Mit "Bedroht" legt der Schwede Hans Koppel seinen zweiten Roman vor.
Er bedient sich des Themas Stalking und macht hier schon den ersten Fehler.
Dieses Thema ist in der jüngeren Vergangenheit so oft und vielfältig verwendet
worden, das man sich bereits im Vorfeld fragt, ob der Autor diesem Thema noch
etwas Neues abgewinnen kann. Dies kann er leider nicht. Hans Koppels Geschichte
ist ein Aufguss verschiedenster Geschichten aus Kino, Fernsehen und Literatur,
die man schon unzählige Male gelesen und gesehen hat. Nichts, aber auch
wirklich nichts ist neu und gar überraschend. Im Gegenteil: Nach gut einhundert
Seiten kann man die Geschichte von A bis Z erzählen. Dazu zählt auch die
Tatsache, das Hans Koppel am Ende nicht davor zurückschreckt, das schlimmste
Klischee aller Stalkingthriller zu verwenden: die vermeintlich überraschende
Rückkehr des Bösewichts. Was in den 80er in Filmen wie "Eine
verhängnisvolle Affäre" oder "Kap der Angst" noch sehenswert
und großartig war, wirkt bei "Bedroht" nur noch nervig und
uneigenständig.
Wenn man etwas Positives sagen kann, dann ist es die Tatsache, dass sich der
Roman leicht und flott liest. Gute einhundert Kapitel auf vierhundert Seiten
sorgen dafür, das man den Roman in kleinen Etappen schnell lesen kann. Auch
Koppels Erzählstil ist so, das er zumindest den Leser anspricht, auch wenn der
Roman sicher alles andere als große Spannungsliteratur ist.
Fazit
Wer eine seichte Urlaubslektüre für den Strand sucht, kann durchaus zu
"Bedroht" greifen. Durch die kurzen Kapitel ist der Roman fürs
Sonnenbaden geeignet. Von einem Thriller, der unter die Haut geht, wie die
Pressemitteilung des Heyne-Verlags verlauten lässt, ist dieser Stalkingthriller
allerdings weit entfernt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 13. Juni 2013 2013-06-13 18:26:15