Die Französin Juliette Beaumont hat versucht, in New York den Traum von einer
großen Schauspielkarriere zu verwirklichen. Leider ist sie über kleine Rollen
nicht hinausgekommen und hat letztlich als Kellnerin gearbeitet. Als ihr Visum
ausläuft, beschließt sie schweren Herzens, nach Frankreich zurückzukehren. An
ihrem letzten Abend läuft sie im tief verschneiten New York dem Kinderarzt Sam
Galloway vor das Auto. Sie verbringen eine leidenschaftliche Liebesnacht
miteinander. Am nächsten Morgen bringt Sam Juliette zum Flughafen. Keiner hat
den Mut, dem anderen seine Gefühle zu offenbaren. Kurz nach dem Start
explodiert die Maschine, doch Juliette ist nicht an Bord. Sam sieht dies als
Zeichen, muss jedoch erkennen, dass ihre Liebe wohl nur einen Aufschub bekommen
hat.
Nach seinem vielbeachteten Debüt "Ein Engel im Winter" hat der
Franzose Guillaume Musso mit diesem Werk sein eigenes Genre weiter definiert und
perfektioniert. Mussos Romane lassen sich nicht in eine bestimmte Schublade oder
ein bestimmtes Genre einordnen. Vielmehr ist es die Mischung verschiedener
Rezepturen, die auch dieses Werk auszeichnen. Herzergreifende Liebesgeschichte,
Mystery und Thrillerelemente verknüpft Guillaume Musso zu einem packenden Roman
über die Frage, ob man im Leben eine zweite Chance bekommt.
Das der Roman so gut funktioniert, liegt zu einem Großteil an den interessanten
Figuren, von denen Juliette Beaumont noch die einfachste ist. Mit Sam Galloway
hat Musso einen vielschichtigen Charakter erschaffen, der zwischen Schuld,
Sühne und der Liebe zu Juliette hin und her gerissen ist. Aber vor allem die
undurchschaubare Grace Costello entpuppt sich als der Star des Romans. Ihre
mysteriöse Rolle gibt dem Roman den zentralen Rahmen, da nicht zuletzt ihr
Schicksal und ihre Geschichte den Leser besonders berührt.
Natürlich drückt Guillaume Musso am Ende kräftig auf die Tränendrüse. Und
zwischendurch arbeitet er mit Aussagen zum Thema Liebe und Engel, die manch
einem Leser zunächst etwas übertrieben vorkommen werden. Doch die Kunst des
französischen Bestsellerautor besteht darin, dies ohne Kitsch und Pathos in
einen wirklich gut durchdachten Plot zu verpacken. Bis zum letzten Wort lässt
er den Leser darüber im Unklaren, wie die Geschichte denn nun wirklich ausgeht
und welche Hintergründe zu den vorliegenden Ereignissen geführt haben.
Auch stilistisch kann "Eine himmlische Begegnung" überzeugen.
Guillaume Musso arbeitet mit schönen Sätzen, die sich dem Leser einprägen.
Sehr gelungen sind auch wieder die unterschiedlichen Zitate, die jedes Kapitel
einleiten.
Fazit
Guillaume Musso kann ohne Übertreibung als besonders Talent der
augenblicklichen Gegenwartsliteratur angesehen werden. Wie kaum ein zweiter
Autor schreibt er Romane Jenseits aller Genres, die den Leser gefangen nehmen
und verzaubern. Sicher, wer kein Faible für gefühlvolle Romane hat, wird
seinen Werken womöglich nichts abgewinnen. Wer als Leser aber für alle Genres
offen ist, sollte sich mit diesem Autor und explizit mit "Eine himmlische
Begegnung" beschäftigen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 10. Juni 2013 2013-06-10 16:55:38