Das Erdmännchen Ray lebt im Berliner Zoo und träumt davon als Privatdetektiv
zu arbeiten. Nebenbei schmachtet er die Chinchilladame Bela an, die seine
Avancen aber nicht erwidert. Als der reiche Pharmachef Hanno von Sieversdorf im
Berliner Zoo verschwindet, ist Rays große Stunde gekommen: Mit dem Detektiv
Phil, der ihn zu Rays großer Überraschung versteht, macht er sich auf die
Suche. Dabei muss er nicht nur den halben Berliner Zoo umgraben, sondern bekommt
auch die Chance sich bei Bela beliebt zu machen.
"Ausgefressen" ist das lustige Debüt von Moritz Matthies. Im
Fahrwasser von Autoren wie Tommy Jaud oder Murmel Clausen präsentiert er hier
den ersten Fall seines Helden Ray. Neben dem Traum als Privatdetektiv zu
arbeiten, konkurriert dieser noch mit seinem Bruder Rocky um die Clanführung.
Dabei steht ihm sein Bruder Rufus hilfreich zur Seite. Gerade die Charaktere
sind es, die diesen Roman lesens- und liebenswert machen. Der Ich-Erzähler Ray
gibt dem Leser einen guten Einblick in das Leben der Erdmännchen, dass sich
nicht so sehr von dem unseren unterscheidet. Ray muss mit einer unerwiderten
Liebe klar kommen und sich gegen seinen rauffreudigen Bruder Rocky behaupten,
der ihn und Rufus gerne Kopfnüsse verpasst. Das alles ist wirklich gut und
kurzweilig geschrieben. Gerade die Szenen in denen sich die Erdmännchen mit der
neuen Technik vertraut machen, Ray fordert von Phil ein Smartphone, sind die
komödiantischen Höhepunkte des Romans. Allerdings sind echte Lacher, wie ich
sie beispielsweise bei "Frettsack" von Murmel Clausen erlebt habe,
eher spärlich vorhanden.
Den Kriminalfall, den Ray und Phil lösen müssen, ist gut durchdacht und kann
die Spannung der Geschichte bis zum Ende halten. Auch hier sind es die Figuren,
mit denen Moritz Matthies immer wieder Punkten kann. Sei es der
Weißkopfseealdler Otto und die permanent betrunkene Vogelspinne Pepe, die
Charaktere sind eindeutig das Salz in der Romansuppe.
Fazit
"Ausgefressen" ist ein wirklich lesenswerter Roman, der auf platte
Witze verzichtet. Dafür überzeugt er mit einem tollen Erzähler. Ich-Erzähler
Ray trägt die Handlung und lässt den Leser an einigen Stellen schmunzeln. Die
Idee des Romans ist viel versprechend und die Ausführung wirklich gelungen. Die
Figuren haben Potential für mehrere Fälle (Band 2 ist soeben erschienen). Wer
einen kurzweiligen, humorvollen Krimi mit einem besonderen Privatschnüffler
sucht ist bei "Ausgefressen" sehr gut aufgehoben.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 18. Mai 2013 2013-05-18 14:07:10