Früher, ja früher, da war James Butler Hickock Stark der beste Magier von Los
Angeles. Und das mit neunzehn Jahren. Ein neidischer Konkurrent aus dem
Magierzirkel ermordet seine Freundin Alice und schickt ihn in die Hölle. Erst
als er brennend auf einem Friedhof erwacht, in einer Bar die Tageszeitung liest,
wird ihm klar, er hat elf Jahre in der Hölle verbracht. Die Welt der Lebenden
hat ihn wieder. Und jetzt ist er wieder zuhause. Sandman Slim, mit einem Messer
von Azazel, befestigt mit Basiliskenhaut und einer goldenen Münze an einer
Kette sind Dinge, die er aus der Hölle schmuggeln konnte. Neben diesen
Mitbringsel hat er noch zwei wichtige Dinge im Gepäck. Rachegelüste und Wut
auf seinen ehemaligen Konkurrenten.
James war elf Jahre in Luzifers Sphären eine Attraktion. Der erste lebende
Mensch, der je dort ankam. Elf Jahre lang diente er dort als Vergnügungsobjekt,
weil er einfach nicht sterben konnte, aber auch nicht wollte. Die höllischen
Schergen, Hellions genannt, konnten sich ausgiebig mit ihm beschäftigen. Erst
erfuhr er die weniger guten Freuden der Folterung, dann schickten die Hellions
ihn in die Arena. Für die Hellions folgte ein jahrmarktähnliches Spektakel
nach dem anderen. James Stark wurde in der Arena täglich aufs Neue umgebracht,
doch er starb nicht wirklich und am nächsten Tag stand er in alter Frische
wieder in der Arena. Gevierteilt, gequält, gefoltert, zerrissen, zerhackt,
zerfleischt, sämtliche Knochen gebrochen, doch James starb nicht. Diese
Ungeheuerlichkeit weckte das Interesse des Höllenfürsten. Weil James nicht
sterben konnte, bildete man ihn zu einem Assassinen aus. Ein Meuchelmörder im
Dienste des Höllenkaisers Luzifer, seine Teufelsgeneräle Beelzebub und Azazel
und seiner Adligen Diener, die doch so weit über den übrigen Höllengesöcks
steht. Quasi ein Höllendiener der Höllendiener im Dienste der Hölle meuchelt.
In seiner Eigenschaft als Meuchelmörder soll, der unter dem Namen Sandman Slim
bekannt gewordene Stark, ein besonderes Opfer ausschalten. Um dies im Sinne
Luzifers auszuführen, überlässt dieser ihm den Schlüssel für die Kammer der
dreizehn Türen. Die Kammer gewährt Zugang zu jedem möglichen Ort und Stark
nutzt die Flucht zurück auf die Erde. Und damit sind wir wieder am Anfang, wo
sich James brennend auf einem Friedhof wiederfindet.
Seine Rache führt Stark zu einem alten Bekannten. Kasabian ist eine ziemlich
widerliche Figur aus dem alten Magierzirkel, in dem er früher Mitglied war.
Kasabian weiss, was damals wirklich passierte. Es dauert nicht lange, bis
Sandman Slim weiss, wer ganz oben auf seiner Todesliste stehen wird: Mason, der
Chef des magischen Zirkels. Die Angestellte in Kasabians Videoladen, die
Schwarze Allegra, hat die Nase voll von ihrem Arbeitgeber und entschliesst sich,
sich James Stark anzuschliessen. Ein Feldzug auf Leben und Tod beginnt, den
James mit nur wenigen Vertrauten beschreitet. Er kämpft gegen die Höllenbrut
der Unterwelt.
Fazit
Richard Kadrey schreibt gekonnte Dialoge, pointiert, kalt, scharf. Rasanter,
actionreicher, skurriler und spannender Horror mit einem Übermass an Humor,
wobei selbst blutige Szenen nicht wirklich abstossend wirken. Mit Witz entstand
ein abwechslungsreicher, kreativer Roman mit einem unmöglich guten
erfrischenden Lesevergnügen. Der Autor schert sich wenig um Konventionen,
versucht aber auch nicht, Tabus um ihrer selbst Willen zu brechen. So gibt es
bei ihm eine magisch ausgerüstete Nazigang, die gern Schutzgelde erpresst, etwa
im Laden von Carlos. Doch der kann mit Sandman Slim ein Abkommen treffen. So
hilft Sandman ihm und darf dort lebenslang kostenlos wohnen und essen und
trinken. Für einen Quasi-Unsterblichen ist lebenslang, ziemlich lang. Richard
Kadrey präsentiert allerhand skurrile Geschöpfe, Orte und Ereignisse. Alles
zusammen wird zu einer Geschichte, die ein E. A. Poe oder H. P. Lovecraft auf
Speed geschrieben haben könnte, mit einer Art Humor, die einem Robert Asprin
würdig wäre. James erzählt aus der Ich-Perspektive und so erlebt der Leser
eine Hauptperson, die sich planlos in einen turbulenten Racheplan stürzt, als
gäbe es kein Morgen mehr, sehr direkt und persönlich. Als ich den Roman
gelesen habe, musste ich an Frank Schweizer denken, und seinen Roman Grendl.
Angeblich ist es geplant, den Roman zu verfilmen. Wir werden sehen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 17. Mai 2013 2013-05-17 14:16:00