Kara lebt mit ihrem Vater an der Küste Cornwalls. Seit Karas Mutter bei ihrer
Arbeit als Meeresbiologin in der Nähe der Salomonen verschwunden ist, sind Jake
und seine Tochter in ernsten Schwierigkeiten. Die Mutter hatte für ihre großen
Pläne einen Kredit aufgenommen, den Jake nun abtragen muss. Von der
Finanzierung einer Suchaktion nach der Mutter kann erst gar nicht die Rede sein.
Jake kann sich selbst den Unterhalt seines Bootes "Moana" nicht mehr
leisten, an dem auch Kara sehr hängt. Vater und Tochter mussten bei Jakes
Bruder Tom unterschlüpfen, weil Jakes Einkommen nicht für die Miete reicht.
Die Männer des Ortes leben vom Fischfang und sind abhängig von ihrem
Arbeitgeber Dougie Evans, auch wenn einige die Schleppnetzfischerei direkt vor
der Küste nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Kara und Jake mit ihrem
Traum, das Riff direkt vor der Küste unter Naturschutz zu stellen, befinden
sich gegenüber der Mehrheit in einer schwachen Position.
Am Strand findet Kara einen erschöpften jungen Delphin, der sich hoffnungslos
in einem Stück Fischernetz verfangen hat. Das aufgeregte Muttertier müht sich
vergeblich, das Jungtier wieder ins Meer zu geleiten. Von ihrer Mutter kennt
Kara die wichtigsten Notfallmaßnahmen, um einen gestrandeten Delphin vor dem
Austrocknen zu retten. Ihre Idee, den jungen Albino-Delphin in einem gemauerten
Salzwasserbecken nahe der Flutlinie wieder zu Kräften kommen zu lassen, klingt
pfiffig. Selbst wenn es gelingen sollte, das Jungtier zu retten und frei zu
lassen - allein hätte es keine Überlebenschance. Wie sollen die freiwilligen
Helfer den Kontakt zwischen Mutter und Jungtier wieder herstellen? Unerwartet
findet Kara Unterstützung durch ihren neuen Mitschüler Felix. Felix als
Körperbehinderter überrascht Kara mit seinem Interesse für das Meer und das
Segeln.
Gill Lewis verknüpft ähnlich wie in
Der Ruf des Kulanjango das
persönliche Schicksal ihrer Hauptfigur mit dem eines in Not geratenen Tieres.
Auch hier suchen Kinder und Erwachsene zunächst die Unterstützung der
Öffentlichkeit, um dann gemeinsam tatkräftig eine Hilfsaktion in die Wege zu
leiten. Kara und Felix bewähren sich in einer gefährlichen Situation und
wachsen dadurch aus ihrer Außenseiterposition heraus. Kara und ihr Vater
müssen darüber hinaus ihren Frieden mit dem Abschied von Karas Mutter machen.
Fazit
Die Abenteuer der Kinder an Cornwalls Küste lesen sich ausgesprochen spannend
und verändern die Sicht auf einen Landstrich, der in deutschen Fernsehspielen
übertrieben verkitscht dargestellt wird. Gill Lewis hat ein Händchen für
stimmungsvolle Beschreibungen der wildromantischer Küste und ihrer tierischen
Bewohner. Der Grundkonflikt zwischen Naturschutz und dem Fischfang als
Existenzgrundlage wirkt hier unnötig dramatisch, weil das Auftauchen von Walen
bisher immer dauerhaft für sichere Einnahmen aus dem Tourismus gesorgt hat.
Auch Kara, Felix und die Erwachsenen werden diesen Zusammenhang vermutlich bald
entdecken.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 07. Mai 2013 2013-05-07 08:13:50