Sarah hat es geschafft, sie hat die jahrelange Tortur im Keller ihres Peinigers
überlebt - ihre Geschichte erzählt sie in der Ichform. Niemand muss mehr
mitfiebern, ob sie Jack Derber entkommen wird. Viel fesselnder ist die Frage,
wie Sarah das Trauma ihrer Gefangenschaft nach mittlerweile 10 Jahren
verarbeitet hat - und was aus den drei anderen Studentinnen geworden ist, die
Derber mit ihr gefangen hielt. Mit der Ungewissheit, was der Mann damals mit
Jennifer getan hat, kann Sarah schwerer leben als mit ihren eigenen
Verletzungen. Das Opfer kämpft noch immer damit, die Kontrolle über das eigene
Leben zurückzugewinnen. Als Versicherungsmathematikerin untersucht Sarah die
Wahrscheinlichkeit von Katastrophen. Das tief traumatisierte Opfer verlässt die
Wohnung so gut wie nie; die Psychotherapeutin muss zu Sarah ins Haus kommen.
Ihrer Therapeutin hat sie sich bisher kaum öffnen können und ihr immer nur
abgegrenzte Einzelbilder anvertraut.
Nach zehn Jahren soll nun der Täter auf Bewährung aus der Haft entlassen
werden. Jack Derber galt als angesehener Professor, niemand traute ihm ein
Doppelleben zu. Nach Ansicht seiner Gutachter war der Mann nicht gestört genug,
um für unzurechnungsfähig erklärt zu werden. In der Haft hat Sarahs
Entführer geheiratet und führt nun angeblich das Leben eines gläubigen
Christen. Um Derbers Freilassung zu verhindern, müsste Sarah ihm noch einmal
als Zeugin vor Gericht gegenüber treten. Für die junge Frau, die mit einer
neuen Identität lebt, scheint das zunächst unvorstellbar. Um zum Kern ihres
gemeinsamen Traumas vorzudringen, braucht Sarah die Unterstützung von Tracey.
Ihre Leidensgenossin hatte ihr damals im Keller eingebläut: du darfst ihn nicht
in deine Gedanken lassen, bleib mental stärker als er! Um den Fall neu
aufzuwickeln und mögliche Mittäter zu ermitteln, die den perversen
Gewalttäter deckten, muss Sarah sich endlich mit den Ereignissen von damals
auseindersetzen.
Andeutungen, die nur verstehen kann, wer damals im Keller dabei war, sorgen für
eine beklemmende Atmosphäre. Zusätzlich verdecken neue Identitäten, die die
Opfer zu ihrem Schutz angenommen haben, die Zusammenhänge. Eine mögliche
Verbindung zwischen Derber und den Machenschaften einer Sekte gibt weitere
Rätsel auf.
Fazit
Koethi Zan legt das bis zur Auflösung in Form eines verblüffenden Zaubertricks
spannende Psychogramm eines perversen Täters vor und begleitet seine Opfer auf
ihrem Weg zurück in ein normales Leben. Ein mitreißender, berührender
Psychothriller.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 04. Mai 2013 2013-05-04 10:20:53