Der Roman von Frauke Buchholz führt die Leser in das rauhe Kanada und stellt
sperrige und wenig liebenswürdige Protagonisten vor. Dies ist ein
herausragendes Merkmal, das sehr gefallen hat.
Am Rande des Highways wird ein totes Mädchen gefunden, die aus einem Reservat
stammt. Sie war 15 Jahre alt und eine Cree. Kaum jemand mag die Zahlen
verschwundener und toter Mädchen mit indigener Herkunft nennen, die in den
letzten Jahren entlang des Transcanada unsichtbar wurden. Betroffen waren sehr
viele Fälle, die nie aufgeklärt wurden, deren Täter nie inhaftiert oder gar
verurteilt wurden. Die Polizei im französischsprachigen Teil setzt den
Ermittler LeRoux dem nur englisch sprechenden Profiler Ghana zur Seite. Beide
lernen sich von ihrer ersten Begegnung an intensiv zu hassen. Sie wollen
eigentlich nur ihr eigenes Ding machen und nichts miteinander zu tun haben.
Frauke Buchholz, die in Aachen lebt und sich mit Kanada-Themen befasste, bringt
sehr viele Informationen über das Leben in Kanada und den Reservaten mittels
eines spannenden Krimis unter. Die Menschen der indigenen Völker stehen
permanent im Zwiespalt mit den Vorgehensweisen ihrer Völker und dem modernen
Leben der heutigen Gesellschaft. Deshalb geben Reservate auch heute noch in
vielen Fällen ein Bild von Obdachlosigkeit, Armut, Alkoholismus und
Misswirtschaft ab. All dies und das Verhalten der anderen Kanadier zu den
Ureinwohnern wird detailliert und plastisch geschildert im Rahmen dieser
kriminellen Geschichte.
Schonungslos beschreibt Frauke Buchholz die Charaktere der Figuren LeRoux und
Garner. Ihre Kapitel sind jeweils mit ihren Namen übertitetelt. Aber auch in
manchen Kapiteln wird der Charakter des Cree Leo, ein Cousin des 15-jährigen
Mädchens, dargestellt.
Das Verhalten der Männer wird geprägt durch deren Ansichten, wenn z.b die
Ermittlungsarbeit in einem Bordell zum Erliegen kommt, wenn sich der Cop sich
durch sexuelle Handlungen bestechen lässt.
Die Geschichte wird aus der Sicht der beiden Polizisten erzählt, die auch
privat nicht gerade ein leichtes Leben haben. Eine weitere Sichtweise und damit
offenbar eine ganz andere Geschichte scheint der Cree Leo zu erzählen. In
seinen Kapiteln erfährt der Leser, wie sich vielleicht tatsächlich abgespielt
haben haben könnte.
Fazit
»Frostmond« von Frauke Buchholz ist spannend und informativ. Er präsentiert
den Leser mit einem Milieu, was besonders für die deutschen Leserinnen und
Lesern interessant und neu sein könnte.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
[Profil]
veröffentlicht am 30. März 2021 2021-03-30 17:50:05