Vor siebzehn Jahren hat Cassie Hals über Kopf ihr Leben in Atlantic City hinter
sich gelassen. Mit einer neuen Identität hat sie sich als Megan Pierce ein
neues Leben aufgebaut. Mit ihrem Mann Dave ist sie seit fünfzehn Jahren
verheiratet, hat zwei Kinder und lebt den amerikanischen Traum einer
Vorstadtfamilie. Weder ihre Freunde, noch ihr Mann ahnen etwas von ihrer
Vergangenheit als Stripperin in einem Nachtclub. Als in Atlantic City ein
Verbrechen geschieht, ruft dies Detektive Broome auf den Plan, der schon vor
siebzehn Jahren ermittelt hat und dem Cassies Verschwinden bis heute
Kopfschmerzen verursacht. So gerät Megans Leben aus den Fugen, da scheinbar
auch jemand aus ihrer Vergangenheit mit ihr noch eine alte Rechnung offen
hat.
Der Amerikaner Harlan Coben gilt als einer der erfolgreichsten Thrillerautoren
der USA. Mit Werken wie "Kein Sterbenswort" oder "Kein
Lebenszeichen" erschrieb er sich eine große Fangemeinde. Seine Thriller
zeichneten sich, wie die frühen Werke von James Patterson, durch ein hohes
Tempo und zahlreiche überraschende Wendungen aus. Leider bleibt Harlan Coben
bei diesem Werk jeglichen Beweis seines Könnens schuldig.
Neben der für meinen Geschmack komplett fehlenden Spannung sind es vor allem
die hanebüchenen Zusammenhänge, die mich beim Lesen geärgert haben. Als in
Atlantic City Carlton Flynn verschwindet, hat Detektive Broome sofort den
Verdacht, das dies mit dem Verschwinden eines Mannes namens Stewart Green in
Zusammenhang steht, der sich damals mit der Stripperin Cassie aus dem Staub
gemacht hat. Wie Broome gerade auf diesen Fall kommt, wo in den USA, und
insbesondere in Städten wie Atlantic City, tausende Menschen jährlich
verschwinden, bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Noch besser ist die
Tatsache, das Megan zwar damals aus der Stadt der Sünde geflohen ist und alles
hinter sich gelassen hat, jetzt aber den alten Kitzel nach Sex und Abwechslung
vermisst und natürlich nichts Besseres zu tun hat, als in ihre alte Heimat zu
fahren. Schon hier möchte man den Roman am liebsten auf den Stapel "Nicht
Ausgelesen" platzieren. In Anbetracht früherer Coben-Werke liest man
weiter, muss jedoch erkennen, das es sich nicht zum Besseren wendet. Dem
Thriller fehlt weiterhin jegliche Spannung und die Figuren tappen so
motivationslos durch einen Plot, der so viele Logiklücken enthält, das jede
Folge einer Telenovela grimmepreisverdächtig wirkt.
Fazit
"Wer einmal lügt" ist das erste richtige Buchärgernis des Jahres
2013. Ein nach Schema F konstruierter Reißbrettthriller, den selbst
eingefleischte Coben-Fans nur bedingt gut finden können. Eine grausam
konstruierte Handlung, farblose Figuren und das fehlen jeglicher Spannung machen
diesen Thriller zu einem Anwärter für die Goldene Himbeere der
Spannungsliteratur.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 02. Mai 2013 2013-05-02 19:47:10