Nathan del Amico ist Ende dreißig und hat im Leben alles erreicht, was er sich
vorgenommen hat: Aus einfachen Verhältnissen stammend, hat er sich zu einem der
erfolgreichsten Wirtschaftsanwälte in New York hochgearbeitet. Allerdings gibt
es einen Punkt, der ihm zu schaffen macht: Seine Frau Mallory hat ihn verlassen
und ist mit ihrer gemeinsamen Tochter nach San Diego gezogen. Eines Tages
bekommt Nathan Besuch von einem Mann namens Garrett Goodrich. Er ist ein Bote,
der Nathan auf dem Weg in den Tod begleiten will. Zunächst hält Nathan den
Mann für einen Spinner. Doch es mehren sich die Zeichen, das Goodrich Recht
haben könnte. Nathan wird klar, was er im Leben falsch gemacht hat. Er versucht
Mallory zurückzugewinnen und muss dabei erkennen, das sich das Leben oft auf
dramatische Weise verändert.
Schon mit seinem vielbeachteten Debütroman "Ein Engel im Winter"
machte der französische Autor Guillaume Musso deutlich, welches Erzähltalent
in ihm schlummert. Der Roman beginnt stark mit einer Begebenheit aus Nathan's
und Mallory's gemeinsamer Vergangenheit. Allerdings braucht der Roman dann
einige Seiten, um wirklich in die Gänge zu kommen. Dieses Handwerk hat
Guillaume Musso in späteren Romanen weiter perfektioniert. Nach gut der Hälfte
ist der Roman ein typischer Musso, der mit den Gefühlen und der Neugier des
Lesers Katz und Maus spielt. Immer wieder deckt er ein Detail aus der
Vergangenheit seiner Figuren auf und sorgt so dafür, das der Leser mit Nathan
leidet und mitfiebert. Das Ende der Geschichte ist wirklich genial, denn
Guillaume Musso überrascht mit einer nicht erwarteten Auflösung, die auch
geübte Leser dieses Genres begeistern wird. Gerade dies ist ja sein
Markenzeichen.
Von den Figuren sind es vor allem Nathan und Garrett, die den Leser überzeugen.
Nathan ist der zielstrebige Anwalt, der nur schwer die Trennung von Mallory
verkraftet und erkennen muss, das er in der Vergangenheit zahlreiche Fehler
gemacht hat. Auf diesen Weg führt ihn Garrett Goodrich, der für den Leser
anfangs schwer zu fassen ist. Doch gerade darin liegt die Faszination dieser
Figur, die maßgeblichen Anteil am Gelingen der Geschichte hat.
Fazit
"Ein Eingel im Winter" vereint Liebesgeschichte, Drama und Mystik zu
einem außergewöhnlichen Roman. Die erste Hälfte ist, im Vergleich zu
späteren Werken des Autors etwas schleppend, doch mit zunehmender Dauer wird
der Roman das, was man heute einen typischen Musso nennt. Insgesamt ein sehr
lesenswerter Roman über die Liebe und die Frage, wie viel Zeit man auf Erden
hat.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 23. April 2013 2013-04-23 16:55:54