Für alle Fans von Stephenie Meyer und E. L. James hieß es in einer Mail, die
ich vor einigen Wochen erhalten habe. Darin wurde Beautiful Disaster von Jamie
McGuire beworben. Einer der Romane, der das bisherige Verlagswesen etwas
durcheinanderwirbelt. Zunächst selbstständig von der in Oklahoma
aufgewachsenen Autorin Jamie McGuire als eBook veröffentlicht, schaffte er es
in die Top10 der Bestsellerliste der New York Times. Die daraus resultierende
Printausgabe toppte dieses Ergebnis dann noch.
Offen gestanden war ich recht gespannt auf das Buch. Denn obwohl mir Meyers
Roman Seelen gut gefallen hat, konnte ich mich mit ihrer Biss-Reihe überhaupt
gar nicht anfreunden. Und auch bei James erotischer Trilogie verstand ich den
Hype nicht im Geringsten. Inwiefern aber (thematisch) so gegensätzliche Reihen
in einem Buch vereint worden sein sollten, machte mich neugierig. Sollte da ein
erotisches Buch für Jugendliche oder junge Erwachsene herauskommen? Mhm ...
Wobei: Ein Buch ist es letztlich dann doch nicht. Der zweite Band heißt Walking
Disaster. Da flattert dann der Schmetterling auf dem Cover nicht mehr im Glas,
sondern schmiegt sich an einen muskulösen, männlichen und tätowierten
Oberkörper. Zumindest beim noch nicht übersetzten Anfang April 2013 erschienen
Original. Darin kommt Travis zu Wort. Und da der Brüder hat, sollen auch sie
eigene Bücher bekommen. Fans können angesichts dieser Aussichten jubeln, droht
der McGuire- Lesestoff doch nicht so schnell auszugehen.
Tja, und da saß ich nun mit dem Buch, schlug es auf und las. Las recht schnell,
denn die Übersetzung büßte zwar, wie ich gelesen habe, einiges an
Kraftausdrücken ein, ist jedoch in recht einfacher, jugendlich angepasster
Sprache geschrieben, die LeserInnen grundsätzlich nicht allzu viel abverlangt.
Der eigentliche Inhalt jedoch ... Nun, der forderte mir dann doch
Durchhaltevermögen ab.
In Beautiful Disaster geht es um die Studentin Abby. Die hat ihr altes Leben
hinter sich gelassen und gilt als brav und unauffällig. Recht harmlos gestaltet
sich ihr Leben an der Uni bzw. im Wohnheim. Jedenfalls bis sie von ihrer besten
Freundin zu einem Freestyle-Kampf mitgenommen wird. Sobald sie Travis
(unersättlicher Womanizer, der einem unerlaubten aber gewinnträchtigen Hobby
frönt und regelmäßig andere Kampfwillige vermöbelt) trifft, wird alles
anders. Eine verlorene Wette zwingt sie mehr oder weniger dazu, bei Travis und
seinem Wohnungsgenossen einzuziehen, der praktischerweise der Freund ihrer
besten Freundin ist. Natürlich ist Travis mehr als ein gut aussehender, Fäuste
schwingender Frauenheld. Klug und in gewisser Weise fürsorglich, versteckt er
seine eher guten Seiten hinter seinem besitzergreifenden Bad Boy-Image. Und
obwohl Abby eigentlich gleich von Anfang an ihre Krallen gegen ihn ausfährt,
kommen sie sich zwangsläufig näher.
Könnte spannend und unterhaltsam sein, war es aber für mich nicht sonderlich.
Meine schnell keimende Hoffnung, dass da doch noch etwas kommen müsste,
erfüllte sich nicht. Allzu viel Handlung bietet McGuires Roman nicht. Und das
bisschen, das es gibt, entwickelt sich eher zäh, enthält Wiederholungen und
ist überaus vorhersehbar.
Abby und Travis zoffen und vertragen sich und zoffen und vertragen sich.
Dazwischen eine kleine Trennung und Versöhnung. Hab ich noch etwas vergessen?
Ach ja, sie zoffen und vertragen sich. Und das alles dank der Wette. Ein
seltsames Konstrukt übrigens. Es sorgt zwar dafür, dass die beiden
Hauptfiguren Zeit miteinander verbringen (hab ich schon erwähnt, dass sie die
nutzen, um sich zu zoffen und zu vertragen?), bleibt jedoch trotzdem eben nur
ein seltsames Konstrukt. Und das, wo Abby doch angeblich so tough ist.
Hätte die Autorin sich darauf beschränkt, Bad Boy Travis von Abby bezähmen zu
lassen, wäre das zwar nicht nervenaufreibend spannend aber vermutlich noch ganz
okay gewesen. Doch dann brachte sie zunehmend Abbys Vergangenheit und kitschige
Klischees ins Spiel. Spätestens damit lief McGuires Roman ernsthaft Gefahr auf
dem recht niedrigen Stapel abgebrochener Bücher zu landen (die kann ich auch
nach vielen Jahren Lesewut noch an einer Hand abzählen, weil ich weiß, wie
viel Arbeit in einem Buch steckt).
Möglicherweise hätten komplexe Charaktere die Geschichte retten können? Wer
weiß, allerdings habe ich keinen solchen gefunden. Teils sind sie zu schwach
skizziert, teils zu eindimensional. Wirklich einfühlen konnte ich mich in
niemanden. Sympathiepunkte gab es auch nicht.
Außerdem habe ich vergeblich versucht, die Liebesgeschichte zu sehen. Sicher,
die beiden kommen sich näher. Und auch wenn es nicht allzu häufig, eher lau
als heiß hergeht, weiß man, was die beiden machen. Aber das ist ja nicht
unbedingt Liebe, sondern kann allenfalls als Flattern im Bauch bezeichnet
werden. Was genau den einen für den anderen liebenswert macht? Irgendwie ging
das für mich in unbeherrschten Aktionen seitens Travis, Partys und viel, viel,
viel Alkohol unter. Vermutlich war nach der Lektüre, und allein von dieser,
mein Blutalkoholgehalt nicht mehr ganz bei null. Wehe, wenn sie losgelassen.
Amerikanische Teenager sollen ja diesbezüglich gerne über die Stränge
schlagen, wenn sie unbeaufsichtigt sind. Doch ein paar Promille weniger hätten
McGuires Figuren hier eindeutig gut getan. Dann hätte Travis vielleicht auch
nicht auf alles außer Abby eingedroschen, was seinen Unmut erregt hat.
Ein gutes Ende hätte mich meine negative Meinung über den Roman vielleicht
noch einmal revidieren lassen. Doch angesichts der zunehmend
schnulzig-abgeschmackten Entwicklung endete der Roman für mich nicht gut.
Vielmehr war ich froh, als ich endlich damit durch war.
Fazit
Beautiful? Na ja. Disaster? Schon eher. Recht schnell verlor das Umblättern an
Reiz, obwohl der Schreibstil leicht lesbar ist. Da die Handlung weder
überraschende Wendungen noch allzu viel Inhalt bot, vieles einfach überzogen
wirkte und die Charaktere mich nicht überzeugen konnten, gibt es nur einen
Punkt für McGuires Roman Beautiful Disaster. Lust auf Travis Sichtweise, sprich
auf Walking Disaster, hat er nicht in mir geweckt.
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 24. April 2013 2013-04-24 11:26:32