Leidenschaftliche Catan-Spieler murmeln noch im Halbschlaf "Ich würde so
gern noch ein Schiff kaufen, aber ich habe kein Holz dafür". Ihr Leben
findet in variierenden Szenarien mit und ohne Meer statt. Wozu sollten sie ein
Buch zum Spiel brauchen? Doch im Jahr 08 nach Entwicklung des Brettspiels
"Siedler von Catan" eröffnet sich eine neue Dimension: Die Autorin
von "Das Lächeln der Fortuna", "Das zweite Köngreich" und
"
Der König der purpurnern
Stadt" hat in Zusammenarbeit mit Klaus Teuber einen spannenden
historischen Siedler-Roman geschrieben.
Eine kleine Siedlung aus 12 Langhäusern, zur Wikingerzeit irgendwo im hohen
Norden: Bei einem Überfall der räuberischen Turonländer werden Frauen und
Vieh geraubt. Ohne Vorräte kann das Dorf den nächsten Winter kaum überleben.
Schon vor dem Überfall war das Land knapp gewesen und die Erträge karg. Not,
Kälte, Stürme und ständige Überfälle hatten die Menschen zermürbt. Die
beiden jungen Männer Candamir und Osmund überzeugen ihre Nachbarn, dass sie
besser die Siedlung aufgeben und alle zusammen neues Land suchen und besiedeln
sollten. Mit neun für die Hochseefahrt umgerüsteten Schiffen, Vieh und Saatgut
brechen sie im Frühjahr auf ins Ungewisse. Einige der Männer waren schon
früher "südlich des Frankenlandes" vom Sturm auf eine unbewohnte,
fruchtbare Insel verschlagen worden, die sie jetzt wieder finden wollen. Nach
langer, gefährlicher Reise, auf der 14 Menschen ertrinken und einige ihren
Besitz verlieren, erreichen 250 Personen Catan. Sie erkennen in der
Vulkan-Insel, die von Odin für die Albentochter Tamuri geschaffen sein soll,
das Land ihrer Legenden und Lieder.
Außer Saatgut brauchen die Siedler Erz und Salz, Werkzeuge und
Handwerkstechniken. Es muss bald geklärt werden, wie diejenigen ihren
Lebensunterhalt verdienen können, die ihr Saatgut unterwegs eingebüßt haben.
Als unterwegs das Wasser knapp wurde, hatte eine Meuterei gegen den Anführer
Olaf gezeigt, dass auch innerlich ein Neuanfang nötig ist. Die gewohnten
Regeln und Gesetze müssen verändert werden. Einige Siedler fragen sich, ob man
auf der neuen Insel immer noch Sklaven und Blutrache braucht. Wenn die
ehemaligen Sklaven frei und gleichberechtigt wären, könnten ihre
handwerklichen Fähigkeiten viel besser zum Wohle aller genutzt werden.
Der Schmied macht den praktischen Vorschlag, dass Candamir Häuser für alle
bauen soll, während die anderen die Felder bestellen und ihn mit Lebensmitteln
beliefern. Ausgerechnet eine Frau ist die einzige, die weiß wie man Dächer
deckt. Austin, Candamirs angelsächsischer Sklave, wird als Heilkundiger
dringend gebraucht, doch seine Verehrung "des Zimmermannsgottes"
spaltet die Gemeinschaft. Dass der wohlhabende Olaf andere für sich arbeiten
lassen kann, lässt weitere Konflikte eskalieren. Mit fortschreitender Handlung
verschwanden die Szenarien des Brettspiels immer weiter aus meiner Fantasie. Die
Siedler des Buches sind im richtigen Alter, um sich zu verlieben und Familien zu
gründen. Die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft zwischen Eltern und
Kindern, alten und neuen Feinden, zwischen Herren und Sklaven/Sklavinnen,
Gläubigen und Skeptikern ist ebenso überzeugend wie fesselnd geschildert. Die
Rolle der Frauen als Partnerinnen, Mütter und Heilkundige nimmt erfreulich
breiten Raum ein, so dass mein Wikinger-Bild von den raubenden Horden zurecht
gerückt wurde.
In ihrem Nachwort berichtet die Autorin, wie sie schon bei der Recherche ihre
Kenntnisse über Wikinger neu ordnen musste. Sie betont, dass die Quellen zum
Teil widersprüchliche Auslegungen zulassen, dass die Handlung ausgedacht und
die Personen fiktiv sind. In einem Interview beschrieb Gablé die Faszination,
die historische Romane auf die Leser ausüben: "Nichts ist so sicher wie
die Vergangenheit. Die Fakten liegen vor, die Zeit erscheint uns so einfach und
unschuldig, dass wir gern ein paar Stunden dahin flüchten möchten." Wenn
Sie Lust auf das Buch bekommen haben und das Spiel noch nicht kennen: Probieren
Sie es aus!