Nach dem Erscheinen von
Band
5 habe ich den ersten Band von Harry Potter erneut gelesen. Zunächst war
ich sehr skeptisch gewesen, weil mir der "Rummel" der Vermarktung des
Buches zu weit ging. Allerdings muß ich sagen: ich finde, die Autorin hat ein
wirklich wunderschönes Fantasy-Buch geschrieben. Die Charaktere sind
glaubwürdig dargestellt, Harry, Ron und Hermine wirken altersgemäß. Besonders
die überströmende Phantasie der Autorin (beispielhaft dafür steht die
Erfindung und liebevolle Beschreibung des Zauberersports: "Quidditch")
haben es mir angetan. Was unterscheidet nun Harry Potter von anderen
Fantasiebüchern für Kinder, etwa Michael Ende oder Ralf Isau. Zum einen ist es
die Vielfalt der Themen, die angesprochen werden. Das Buch liest sich ebenso als
Fantasygeschichte, wie es auch als Internatsgeschichte, Freundschaftsgeschichte
gelesen werden kann.
Der Plot, also die Handlungsstruktur, ist nachvollziehbar und kindgerecht. Die
horrormäßigen Elemente sind - aus meiner Sicht glücklicherweise - nicht so
ausgeprägt wie in den späteren Bänden, insbesondere Band 4.
Nun mag ja Band 3, "
Der
Gefangene von Askaban", der spektakulärste und - insbesondere vom Ende
her - der ausgefeilteste der bisher erschienenen Bände sein. Nicht umsonst gilt
er allgemein als der beliebteste der Reihe. Dieser 3. Band leidet jedoch an
einer Hilfskonstruktion in der Handlung, der Einführung einer Zeitmaschine, die
Geschehnisse "rückgängig" macht. Dieses aus der Fantasyliteratur
bekannte Motiv wirkt auf mich jedoch wie ein "literarischer Trick" und
offenbart eine gewisse Ratlosigkeit in der Handlungsstruktur, wie Michael Maar
in seinem Werk: "Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte" zu recht
konstatiert.
Im vorliegenden ersten Band gibt es solche übermäßig konstruiert wirkenden
Handlungselemente nicht - meines Erachtens ein deutliches qualitatives Plus. In
der atemberaubend spannenden Handlung werden die späteren Ereignisse subtil und
für die kindgemäße Altersgruppe verständlich vorbereitet. Der
"Schauplatz" der kommenden Ereignisse, Rowlings eigene Welt, wird
äußerst plastisch dargestellt.