Die Niederländerin Tilla van Campen geht eine Ehe mit dem Berliner
Industriellen Joseph Meindorff ein. Ihre 13-jährige Schwester Demy muss Tilla
nach Berlin begleiten, da sie künftig als Gesellschafterin für ihre Schwester
agieren soll. Demy kann sich nur widerwillig an das strenge Regiment der Familie
Meindorff gewöhnen. Gerade die Akzeptanz der Standesunterschiede fallen dem
kleinen Wirbelwind schwer. Sie kann nicht verstehen, dass sie ihre Freunde, die
sie im Berliner Scheunenviertel kennenlernt, nicht sehen kann. Lediglich Hannes,
der jüngste Sohn der Meindorffs scheint zu Demy zu halten.
Mit ihrem neuen Roman hat sich Elisabeth Büchle einiges vorgenommen. Ist dies
doch der Auftakt einer dreiteiligen Familiensaga zu Zeiten des Ersten
Weltkrieges. Insgesamt spielt der Roman an drei Schauplätzen: Neben Berlin
entführt uns Elisabeth Büchle noch nach St. Petersburg, wo Anki, die Schwester
von Tilla und Demy, lebt und es geht nach Deutsch-Südwest Afrika, wo Philippe,
der Pflegesohn der Meindorffs als Soldat stationiert ist und sich in die
Einheimische Udako verliebt.
In ihrer Geschichte verarbeitet Elisabeth Büchle alles, was in dieser Zeit
passiert ist: Politische Ränkespiele, Diamantenfelder, die gesellschaftliche
Entwicklung. Wie die Autorin in ihrem Nachwort schreibt, war der
Rechercheaufwand sehr erheblich. Die gesammelten Informationen hat sie sehr gut
dargestellt, denn die damalige Zeit wird vor dem Auge des Lesers mehr als
lebendig.
Die einzelnen Kapitel sind geschickt aufgebaut und man merkt, das die Geschichte
der Meindorffs noch jede Menge Potential hat. Auch stilistisch legt Elisabeth
Büchle einen ganz hervorragende Roman vor. Sowohl in den Dialogen, als auch in
den Schilderungen der einzelnen Orte bietet der Roman großes Kino.
Warum es dann nicht zur Höchstwertung reicht? Im Vergleich zu ihrem letzten
Roman "Der Klang des Pianos" konnte mich "Himmel über fremdem
Land" nicht ganz so fesseln. Gerade im Mittelteil gab es einige Passagen,
bei denen ich geneigt war, mit nur einem Auge zu lesen. Hier hat die Autorin in
den beiden Folgebänden noch ein wenig Luft nach oben.
Fazit
Das alles ist ein Jammern auf durchaus hohem Niveau. "Himmel über fremden
Land" ist der wirklich gute Auftakt einer Familiensaga, in der Elisabeth
Büchle die Zeit um den Ersten Weltkrieg sehr anschaulich schildert. Fans
kurzweiliger Historiengeschichten kommen hier auf ihre Kosten. Gespannt darf man
der Fortsetzung im Herbst entgegensehen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 09. März 2013 2013-03-09 12:00:43