Caesar und Kleopatra - zwei Namen, die Geschichte geschrieben haben. Er der
große Mann Roms, sie die unglaubliche Königin Ägyptens, die letzte wirkliche
Pharaonin. Beide wurden von zahlreichen Filmemachern in Szene gesetzt. Elisabeth
Taylor, Richard Burton - zwei Namen, zwei Gesichter - aber eben ein
Hollywood-Epos, dem oftmals der Realtitätsbezug fehlt.
Junge Menschen nähern sich Caesar und Kleopatra vor allen Dingen im
Geschichtsunterrricht. Zwei trockene Figuren, denen die Leidenschaft fehlt.
Schlimmer kann es dann nur noch im Lateinunterricht kommen: "Veni, vidi,
vici - ich kam, sah und siegte" soll Caesar nach dem Sieg über Pharnaces
bei Zela einst ausgerufen haben.
"Veni, vidi, vici", ließe sich auch über dem Roman von Waldtraut
Lewin "Wenn die Nacht am tiefsten" sagen, der sich vor allen Dingen an
eine junge Leserschaft ab zwölf Jahren wendet. Es ist ein Buch, das Geschichte
lebendig werden lässt, das Caesar und Kleopatra nach mehr als 2000 Jahren Leben
einhaucht, sie zu realen Personen werden lässt, sie zu einem "ich und
du" macht.
Allerdings erfordert das Buch, das die historische Liebe der beiden großen
Persönlichkeiten erzählt, schon ein wenig Durchhaltevermögen. 294 Seiten sind
schließlich kein Pappenstil. Aber das Durchhalten lohnt sich, denn der
Erzählstil Waldtraut Lewins gibt dem Roman durchaus die richtige Würze.
Bei der Beschreibung einer Soße, die dem orientalischen Gaumen der Königin
Kleopatra einfach nur zu wider ist, heißt es beispielsweise "...und die
Römer gossen sie so freizügig über ihr Essen, wie man heute Fastfood mit
Ketschup einmanscht...".
Lewin hat keine Berührungsängst, lässt Kleopatra frei weg erzählen, gibt
Bezüge zur heutigen Zeit, erinnert an politische Morde der Gegenwart,
kommentiert, erklärt - und bleibt nur dann in Mutmaßungen über das Leben des
großen Feldherren und der Pharaonin stecken, wenn es keine wirklichen
historischen Belege für das Handeln gibt.
Der Roman "Wenn die Nacht am tiefsten" ist in zwei Teile
untergliedert. Zunächst einmal schildert Waldtraut Lewin das Leben Kleopatras
in Alexandria, der großen, weltoffenen Metropole Ägytpens. Die Probleme des
Herrschergeschlechts der Ptolemäer, der Familie Kleopatras, sind heute schwer
nachvollziehbar. Da geht es um Geschwistermord, Gottkönige und gnadenlose
Machtkämpfe. Lewin lässt den Leser eintauchen in die Zeit vor Christi Geburt,
lässt ihn an dem Tag dabei sein, an dem sich Caesar und Kleopatra das erste Mal
begegnet. Sie führt ein in die Sitten und Gebräuche eines Landes, die uns
heute so fern sind.
Später dann, in Rom, im zweiten Teil des Buches, ist Kleopatra weniger Königin
als viel mehr Geliebte des bedeutendsten Staatsmannes seiner Zeit. Gemeinsam
träumen sie von einer Weltherrschaft, die zum Greifen nahe scheint und in der
die verschiedenen Völker gleichberechtigt nebeneinander existieren können -
eine Verbindung Orient und Oxident.
Es bleibt ein Traum, denn das Schicksal vieler Generationen, so ist sich Lewin
sicher, wird durch einen feigen Meuchelmord besiegelt.
Fazit
Wäre Geschichtsunterricht immer so interessant wie in dem Buch "Wenn die
Nacht am tiefsten", dann dürfte das Fach wohl bei vielen Schülern ganz in
der Hitliste stehen.
Vorgeschlagen von Martina Meier
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veröffentlicht am 03. April 2005 2005-04-03 18:54:43