Während Julia Neumann gerne in ihrem Obst- und Gemüsegarten arbeitet, wandert
und auf Reisen nach alt bewährten Rezepten und neuen Geschmackserlebnissen
sucht, arbeitet Alexandra Medwedeff im Management und erholt sich bei der
Ausübung ihrer Hobbys (kochen, Rezepte kreieren und fotografieren). Die beiden
Freundinnen, die ihre Familien ebenso gerne wie Nachbarn, Kollegen und Bekannte
als Testesser einspannen, haben bereits ein Kochbuch verfasst
(Jahreszeitenküche frisch vom Markt, Thorbecke 03/2011), das 2012 mit dem
Gourmand Cook Book Award ausgezeichnet wurde.
Nichts davon hat mich dazu bewogen, einen näheren Blick in das gerade aktuell
vor mir liegende Grüner Kochen mit dem Untertitel Weniger Fleisch - mehr Genuss
zu werfen. Das lag eher daran, dass ich zwar gerne koche, ohne Rezepte jedoch
vollkommen aufgeschmissen bin. Darum bin ich immer mal wieder auf der Suche nach
neuen Ideen. Einen Teil finde ich auf einschlägigen Seiten im Internet, einen
weitaus größeren jedoch in Büchern, wie etwa dem zweiten Kochbuch von Neumann
und Medwedeff.
Das enthält auf den Seiten 156 und 157, vor Register und Danksagung bzw.
Informationen über die Autorinnen auch vier jahreszeitliche Wochenmenüs. Die
verweisen auf einen Teil der davor beschriebenen leckeren und nachahmenswerten
Rezepte, die sich mit ganzseitigen, appetitanregenden Farbfotos abwechseln und
zudem mit kleineren Detailfotos oder Strichzeichnungen von Küchenutensilien
bebildert sind. Während ich mich in vielen meiner Kochbücher des Eindrucks von
gekünstelten Hochglanzaufnahmen nicht erwehren kann, wirken die Abbildungen in
Grüner Kochen wohltuend normal und echt.
Nach kleinen Köstlichkeiten widmet sich das Autorenduo Hauptgerichten mit
Gemüse bzw. ihren Varianten. Danach wenden sie sich Rezepten für Fischgerichte
und Beilagen für den Freitag zu, bevor sie sich mit solchen für Sonntagsbraten
und deren Beilagen befassen. Auch süße Genüsse und ihre Variationen finden in
dem Buch Platz.
Die Idee hinter den Rezepten ist es, unter der Woche auf Fleisch zu verzichten,
sich am Wochenende bzw. Sonntag jedoch durchaus ohne schlechtes Gewissen solches
zu gönnen. In Zeiten von Massentierhaltung und Lebensmittelskandalen sicherlich
nicht die schlechteste Idee. Wer nicht ganz vegan leben möchte, kommt mit
diesem Buch auf seine Kosten.
Obwohl die Gerichte teilweise durchaus nicht durchweg ganz alltäglich für die
Meisten sein dürften, benötigt man dafür keine exotischen Zutaten. Sie eignen
sich sowohl für größere wie auch für kleinere Geldbeutel. Die Fischgerichte
werden mit Süßwasserfischen zubereitet, die Fleischgerichte mit Lamm,
Geflügel, Rind, Schwein und Wild. Obst, Beeren und Gemüse sind ebenfalls
leicht und überall erhältlich, sei es saisonal frisch oder notfalls gefroren.
Lediglich bei der gesüßten Kondensmilch, die ich demnächst für die
Schokoladen-Karamell-Tarte mit Walnüssen benötige, kam ich kurz ins Stolpern,
doch glücklicherweise kann man die auch selbst herstellen (das Rezept habe ich
im Internet gefunden).
Bereits das Durchblättern sorgte für Appetit bei mir und der Speiseplan für
die anstehende Woche war mit dem Buch schnell erstellt. Bisher ausprobiert habe
ich das Kartoffel-Blumenkohl-Curry, die Zucchiniquiche, den marokkanischen
Karottensalat, die Blinis mit Zwiebelconfit und den Auberginen-Dip (den ich als
Brotaufstrich verwendet habe) sowie das Tomatenkompott mit Basilikumhäubchen
und den Rindsbraten mit Schokoladensoße. Das alles fand ebenso Anklang wie die
Vanillecreme mit Rosmarinheidelbeeren. Und zwar nicht nur bei mir, sondern auch
bei zwei ansonsten recht überzeugten Fleischessern.
Der Aufbau der abwechslungsreichen Speisen ist leicht nachvollziehbar. Einfach
nachzukochen sind sie auch, wobei Zeitangaben eine genauere Planung erleichtern.
Es gibt schnelle Rezepte und solche, die einfach ihre Zeit brauchen. Was mir
sehr gut gefällt, ist der Umstand, dass zwar durchaus bei einigen Rezepten
Alkohol verwendet wird (etwa Portwein bei dem bereits getesteten Rindsbraten),
jedoch nicht zwangsläufig in allen Verwendung findet, wie das heute immer
öfter üblich zu werden scheint.
Da wir zwei bis jetzt recht erfolgreiche Angler in der Familie haben, freue mich
schon auf die Zeit, in der Rote Beete im Garten heranreifen, damit ich deren
Blätter hoffentlich zu Flussbarsch zubereiten kann. Oder, wenn Rhabarber mit
Ingwer zum Kompott verarbeitet zu Zanderfilets gereicht werden kann.
Fazit
100 wunderbare Rezepte für bewusste Genießer - das verspricht die
Buchrückseite. Ob tatsächlich alle meinen Geschmack treffen, mag dahingestellt
sein. Doch das, was ich bisher probiert habe, hat mich überzeugt. Deshalb werde
ich Grüner Kochen sicher regelmäßig zur Hand nehmen. Die Gestaltung und der
Aufbau des Kochbuches, bereits erfahrener Genuss durch nachgekochte Rezepte und
die Vorfreude auf das Kommende - all das führt dazu, dass ich dem Buch die
volle Punktzahl geben möchte. Nachkochen lohnt sich!
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 27. Februar 2013 2013-02-27 18:16:31