Wer geglaubt hatte, dass die Potter-Hysterie mit dem Erscheinen des vierten
Bandes im Jahre 2000 ihren Höhepunkt erreicht hatte, wird nun, da der fünfte
Band erschienen ist, eines Besseren belehrt. "Der Orden des Phönix"
sorgt allenthalben für Schlagzeilen. Allein in Deutschland beträgt die
Startauflage 2 Millionen Exemplare - Rekord! Der Internetbuchhändler Amazon.de
hatte über 100.000 Vorbestellungen, ebenfalls Rekord. Und auch die Buchstärke
sprengt die bisherigen Werke, denn es übertrumpft den bisher dicksten Potter,
den Feuerkelch, um satte 250 Seiten. Aber auch inhaltlich hat sich Joanne K.
Rowling einiges einfallen lassen, um die riesige Potter-Fangemeinde zu
überraschen. Denn bereits der Anfang birgt Überraschungen, da Harry,
frustriert von den Ferien und einem Angriff der Dementoren, düsterer und
launischer dargestellt wird, als dies in den ersten Bänden der Fall war. Der
Autorin gelingt es sehr gut, den pubertierenden Harry Potter darzustellen. Im
weiteren Verlauf lernt Harry den Orden des Phönix kennen, einen Bund, der sich
den kampf gegen Lord Voldemort auf die Fahne geschrieben hat. Jedoch hat der
Orden mit einigen Problemen zu kämpfen, da das Zauberministerium hartnäckig
die erneute Existenz des dunklen Lords bestreitet und sogar Professor Dumbledore
als Aufrührer brandmarkt. Und so kommt es, dass das fünfte Schuljahr für
Harry und seine Freunde das bisher schwierigste wird. Das Zauberministerium
stellt Hogwarts eine neue Lehrerin für "Verteidigung gegen die dunklen
Künste" zur Seite. Und Dolores Umbridge schafft es fast, Snape als
meistgehassten Lehrer von Harry abzulösen. Bewundernswert ist es, wie Joanne
Rowling mit dem riesigen Erwartungsdruck umgeht und es schafft, der Potter-Sage
ein neues Kapitel hinzuzufügen. Der Roman ist nicht ganz so brutal wie sein
Vorgänger, aber vielleicht gerade deshalb so interessant. Rowlings Fantasie
überschlägt sich in diesem Buch und es ist eine wahre Freude zu lesen, wie das
Zauberministerium aufgebaut ist und welche Krankheiten im St. Mungo Hospital
behandelt werden. Diese Passagen sind sicherlich die Highlights dieses Romans.
Erwähnenswert sind aber auch die kleinen Dinge, wie die Scherzartikel der
Weasley Brüder oder neue Zauberwesen wie die Thestrale, die Rowlings einmaliges
Gespür für Fabelwesen deutlich machen. Auch die Spannung kann Rowling
problemlos über die gesamte Länge halten. Lediglich im letzten Drittel hat der
Roman ein paar Längen, die jedoch von den letzten 150 Seiten mehr als
wettgemacht werden. Das Finale im Zauberministerium ist so packend, dass man das
Buch trotz Schlafmangel nicht mehr aus der Hand legen kann. Harry steht ein
weiteres Mal dem dunklen Lord gegenüber und muss einen sehr schmerzlichen
Verlust hinnehmen. Viele offene Fragen aus den letzten Bänden werden
beantwortet, doch gleichzeitig legt Joanne Rowling eine Spur für die letzten
beiden Bände, auf die man nach dem Orden des Phönix gespannt wartet.
Fazit
"Der Orden des Phönix" erfüllt als Erwartungen und entpuppt sich als
der bisher beste Band der Harry-Potter-Reihe.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 26. November 2003 2003-11-26 21:14:26