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David Brin: Existenz

Existenz

von David Brin
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Science Fiction
ISBN-13 978-3-453-52993-9

Preis: 14,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Sich vom katholischen Weltbild, der Scheibenansicht mit dem Käseglockenhimmel lösend, hat die Wissenschaft seit Keppler und Bruno festgestellt, es gibt Milliarden von Sonnen mit Planeten im Universum, auf denen Leben möglich ist. So viel freier raum, kann nicht einfach unbelebt sein. Es muss Rassen geben, die fortschrittlicher sind als die Menschen, noch nicht so weit entwickelt wie die Menschen und vor allem, anders als sich die Menschen entwickeln. Welcher Art das Leben ist, hat man noch nicht festgestellt, doch kann es nicht sein, dass auf nur einem Planeten Leben, wie wir es kennen, besteht. Sogar intelligentes Leben, wobei ich der menschlichen Rasse generell die Intelligenz abspreche, denn sonst würden weniger Kriege bis gar keine, geführt. Aber wo ist dieses Leben? Diese Frage stellt sich den Wissenschaftlern immer wieder und es fällt ihnen äusserst schwer, diese Frage zu beantworten. So vermutet man auf verschiedenen Monden dieses Sonnensystems anderes Leben, konnte es jedoch nicht oder besser gesagt, noch nicht, nachweisen. Das gilt im gleichen Maß auch für Leben ausserhalb des Sonnensystems. Der Wilhelm Heyne Verlag veröffentlichte am 08.10.2012 den neuen Roman von David Brin, nachdem von ihm in den letzten Jahren nichts auf Deutsch zu lesen war.
Im Orbit der Erde werden merkwürdige Kristalle entdeckt, die in ihrer Zusammensetzung unbekannt sind und auf nicht-irdisches Leben hinweisen. Jetzt gilt es, die eingangs gestellte Frage, wo ist dieses Leben, erneut zu stellen. David Brin, einer der besten amerikanischen Autoren, versucht, aktuelle Entwicklungen in die nähere Zukunft zu transportieren. Mit seinem monumentalen, existentiell philosophischen Epos um einmal etwas "dick aufzutragen", nutzt er ein klassisches Thema der utopischen Zukunftsgeschichten, den Erstkontakt mit Fremden. Der Autor geht davon aus, dass der Mensch für einen Kontakt mit einer anderen Rasse, die gleichfalls so intelligent ist wie der Mensch oder gar Intelligenter, noch nicht reif genug ist. Solange der Mensch sein soziales Gefüge und ein friedliches Miteinander auf dem Planeten nicht in den Griff bekommt, wird jeder Kontakt zwangsläufig mit Krieg oder gar Ausrottung enden. Auf der Erde gibt es dafür genügend Beispiele. So bleibt ein düsterer Ausblick auf eine menschliche Zukunft. Ob diese je im All sein wird, bleibt zu Fragen übrig. Es könnte eine Hoffnung sein, den übervölkerten Planeten Erde hinter sich zu lassen, wenn der Mensch jedoch nicht klar erkennt, was er überhaupt treibt, wird auch der nächste Planet im gleichen Chaos enden.
Die Handlung selbst setzt mit dem klischeehaften Einzelgänger Gerald Livington ein, der sich einsam im erdnahen Orbit bemüht, den teuren Weltraumschrott von Raketen und Satelliten einzusammeln und davon seinen Unterhalt zu bestreiten. Damit ähnelt er einerseits dem "lonesome cowboy" der sich keinen Regeln unterwirft, aber dennoch nach ihnen leben muss, erweckt gleichzeitig Erinnerungen an die 1980er Jahre und den Cyberpunk bis hin zur aktuellen irdischen Geschichte, wo Elektroschrott nach China verschifft wird und sich die Ärmsten der Armen darum bemühen, daraus noch etwas Gewinnbringendes zu entnehmen und durch den Verkauf davon zu leben. Gerald Livington ist es, der die seltsamen Kristalle findet und sie als nichtmenschliche Technologie identifiziert. Zeichen, die nicht von Menschen stammen, sind das entscheidende Merkmal. Er gibt seine Entdeckung bekannt und schon ist die Welt aus dem Häuschen. Alles ist aufgeregt und versucht an dieser Entdeckung teilzuhaben. Dazu muss erwähnt werden, dass in der Welt des David Brin ein Über-Internet besteht. Jenes Interent, in dem die bürgerlichen und gut betuchten Individuen surfen, bestehen die unterschiedlichsten Ebenen, so dass für jeden etwas dabei ist. Man müsste sich also gar nicht mehr aus dem Netzwerk abmelden, sondern wäre wie in einem Riesenfacebook, ständig mit Freunden, Bekannten etc. verbunden. Hier kommen wieder die Kristalle ins Spiel, denn man erkennt, dass es hier ebenfalls sehr viele Informationsebenen gibt. Eine Gruppe von Menschen versucht nun, in die Ebenen der Kristalle vorzudringen und Kontakt aufzunehmen.
Auf weiteren Handlungsebenen versucht David Brin die unterschiedlichsten Menschen sozialer Herkunft mit dem Hintergrund seiner zukünftigen Welt zu verschmelzen und gleichzeitig dem Leser so die unterschiedlichen Facetten der Welt nahe zu bringen. Dieser Versuch ist zweischneidig. So brennt der Autor ein Feuerwerk von Ideen ab, lässt aber seine handelnden Figuren klischeehaft und relativ eindimensional erscheinen. Zudem wirkt die ganze dargestellte Gesellschaft in ihren verschiedenen Ausprägungen etwas "aufgesetzt". Besser dargestellt ist die künstliche Welt, die Fremdartigkeit der Kommunikation untereinander, die Entfremdung der Menschen in zwischenmenschlichen Beziehungen, etc. Existenz ist nicht leicht zu lesen. Es behandelt die Existenz von ETWAS in verschiedenen Formen. So ist es die Menschheit als solche eine Existenz, wie auch jedes einzelne Individuum. Das gleiche gilt hier für die nichtmenschlichen Kristalle, sie existieren, wie auch das Internet und / oder künstliche Intelligenzen.
Fazit
Existenz wird daher weniger als Unterhaltungsliteratur angesehen, sondern reiht sich in die Schlange der sozialkritischen Science Fiction ein, ohne aber wirklich Lösungen anbieten zu können. Seine Anspielungen und Zitat zu beziehungsweise aus anderen Büchern sind für die "Vielleser" und eingefleischten Fans durchaus ein "Leckerli", um den Roman aufzuwerten. Andere Leser werden diese Hinweise gar nicht erst bemerken. Letztlich ist der Roman ein Werk, dass sich mit der Science Fiction und der Sozialwirklichkeit auseinandersetzt und versucht, diese in einen Einklang zu bringen. Nebenbei scheint es aber, dass theoretische Gedankengänge zu bestimmten Themen als praktische Handlung umgesetzt werden soll. Dies klappt jedoch nicht sonderlich.
Wenn der Roman an verschiedenen Stellen klarer ge- und beschrieben wäre, hätte er meine vollste Zustimmung.
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Vorgeschlagen von erik schreiber [Profil]
veröffentlicht am 26. Februar 2013

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