Das Deryni-Geschlecht der Festil herrscht seit dem Jahre 820 des Herrn in der
inzwischen vierten Generation über Gwynedd, einem Königreich, vergleichbar mit
dem mittelalterlichen England. Die Deryni sind eine mit magischen Kräften
ausgestattete Rasse von Zauberern. Vor mehr als achtzig Jahren marschierte der
jüngste Sohn des Herrschers von Torenth, Festil, mit einem Heer in Gwynedd ein.
Dabei entthronte er mittels eines brutalen Umsturzes den letzten menschlichen
König Ifor Haldane. Dessen ganze Familie wurde dahingemetzelt. Bis auf den
zweijährigen Prinzen Aidan Haldane, der durch die Flucht gerettet werden
konnte, wurde die gesamte Familie bestialisch massakriert. Jetzt herrscht der
Despot Imre mit seinen ihm treu ergebenen Vasallen und nutzt seine magischen
Fähigkeiten und die daraus resultierende Macht, gnadenlos aus, das Volk zu
unterdrücken und Angst und Schrecken zu verbreiten.
Culdi, war einst ein Graf und Vertrauter des Königs. Doch irgendwann brach er
mit ihm, gab seine Stelle als Berater auf. Mit seinem Sohn Cathan verbindet ihn
inzwischen nichts mehr. Daher zog er sich vom Königshof nach Caerrorie zurück.
Während sein Sohn Cathan mit seiner Familie weiterhin am Hof lebt, trat sein
Sohn Joram beim kriegerischen und machtvollen Michaelitenorden als Mönch ein.
Dessen Freund Rhys ist dort Heiler. Obwohl selbst Deryni, hegen sie einen Hass
gegen die herrschende Familie.
Graf Camber McRorie, seines Zeichens siebenter Graf von Culdi und Lehnsherr von
Caerrorie, ist erzürnt über die Machenschaften des Königs Imre. Der Umgang
mit den normalen Menschen, die ihnen nichts entgegensetzen können, ist ihnen
zuwieder. Ausgerechnet auf den Ländereien der Culdis geschieht der Mord an
einem Deryni und der Täter kann nicht gefunden werden. Wutentbrannt lässt der
König fünfzig Dörfler festnehmen. Dem König ist es durchaus bewusst, dass
die Menschen unschuldig sind, das stellten seine eigenen Gedankenseher fest.
Dennoch hält König Imre an der alten Familienregel der Festil fest, die
besagt, dass für einen getöteten Deryni fünfzig Menschen sterben müssen.
Durch einen Zufall, den man auch als Schicksal bezeichnen könnte, erfährt der
Heiler Rhys am Sterbebett des 83jährigen Daniel Draper, dass bei dem
Königs-Massaker vor Jahrzehnten nicht alle Mitglieder der Haldane getötet
wurden. Es soll einen Thronfolger geben, der als Mönch in einem Kloster lebt.
Die Freunde Joram und Rhys machen sich auf den Weg und der Suche nach dem Mann,
Cinhil, Sohn von Aidan Haldane, der rechtmässig Anspruch auf den Thron des
Landes besitzt. Ihre Suche wird bekannt und der Plan, einen Aufstand unter der
Führung des Thronerben, rückt erst einmal in weite Ferne. Es gilt, schneller
als die Verfolger zu sein. Mit Hilfe der Kraft des Gedankensehens erkennt Rhys,
Draper sagt in seiner letzten Stunde die Wahrheit. Nach dem Tod Daniel Drapers
sucht er seinen Freund Joram, Mönch und Ritter des Michaelisordens, auf.
Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach Cinhil. Ihnen ist lediglich
bekannt, dass er unter dem Namen Benedict dem Mönchsorden Ordo Verbi Dei
beitrat. Die Suche nach dem vergessenen Thronerben ist lediglich nichts anderes
als eine Verschwörung. Die Verschwörung erweitert sich, als sie Camber von
Culdi die Geschichte erzählen und dieser sich bereit erklärt hilfreich zur
Seite zu stehen.
Joram und Rhys werden jedoch heimlich beobachtet. Der Schwager von Cumbers
ersten Sohn, Cathan, versucht Cathan aus dem Weg zu räumen. Er will die Stelle
Cathans am Hof einnehmen. Daher klagt er ihn des Verrats an. Gleichzeitig
erfährt er von den Absichten Rhys und Jorams.
Fazit
Dieses Buch von Katherine Kurtz gehört mit zum Besten, was sie mit ihrem
Deryni-Zyklus herausgebracht hat. Es ist reich an Einzelheiten, aber nicht in
dem Umfang, dass die Handlung darunter leidet. Bemerkenswert ist der Aufbau, den
die Autorin ihren Figuren gegeben hat. Der edle Deryni Camber von Culdi ist ein
Mann, der im Zweifel auch bereit ist, List und Hinterlist zu verwenden, wenn es
darum geht, seine angestrebten Ziele zu erreichen. Und wenn es nicht einfach
geht, dann auch schon mal rücksichtslos. Ähnlich ist Cinhil Haldane aufgebaut,
denn ein Mönch in jahrelanger Abstinenz des Weltlichen ist nicht unbedingt
geneigt, einen Krieg zu entfesseln, nur um einen Thron zu erobern, den er vorher
nicht hatte und eigentlich auch gar nicht will. Camber sind die Bedenken, die
Bruder Benedict, alias Cinhil Haldane hegt, eher nebensächlich. Egal wie,
Bruder Benedict als letzter lebende Haldane muss auf den Thron, geeignet oder
nicht. Sein Lebensziel ist für das Reich und die Mächtigen zurückstellen. Die
Helden, die Katherine Kurtz erschuf, sind jenseits der Einteilung in gut und
böse. Wenn sich ein Ziel nicht im Guten erreichen lässt, dann muss man eben
einen anderen Weg einschlagen oder aber mit anderen Mitteln dieses Ziel
erreichen. Ihre Helden sind keine perfekten Menschen, keine edlen Ritter oder
guten Helden. Sie haben ihre Fehler, Ecken und Kanten. Der Deryni-Zyklus
eröffnet dem Leser ein farbenprächtiges Bild einer Zeit, die es so nicht
gegeben hat, aber gegeben haben könnte. Wer sich mit Katherine Kurtz‘
Büchern beschäftigt, erkennt sehr schnell, dass nicht alles richtig sein muss,
was geschieht. Sie hätte das Abenteuer auch anders beschreiben können, doch
ist dies viel zu einfach. Zweifel sind angebracht bei Camber und Co. Zweifel
darüber, ob alles richtig ist, oder ob nicht doch der falsche Weg eingeschlagen
wurde, um ein Ziel zu erreichen.
Der Stoff, aus dem dieses Buch gemacht wurde, ist schon vielfach benutzt
worden. Thronfolgerkriege, Intrigen, Ränkespiele, die Suchen nach etwas oder
nach einem. Vielleicht macht aber gerade das den Reiz dieser Bücher aus. Trotz
der vielen Rückschläge kämpfen ihre Helden weiter und gehen ihren
(vorgezeichneten) Weg.
Die Autorin verpackt ihre Idee in eine wunderbare und angenehm anspruchsvolle
Sprache. Die Erzählung ist nicht geradlinig, sondern recht verzweigt und
vielschichtig. Die Ränkespiele sind intelligent gestaltet, wobei die Grenzen
zwischen Gut und Böse aufgehoben sind.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 26. Februar 2013 2013-02-26 10:42:02