Der Krieg als gewaltsame Auseinandersetzung spielte in der Menschheitsgeschichte
bekanntlich eine zentrale, wenngleich unrühmliche Rolle. Seien es die
assyrischen Aufzeichnungen über Kriegszüge, die Berichte klassischer Autoren
beginnend mit Herodot und Thukydides oder die modernen Bilder von militärischen
Konflikten weltweit, der Krieg bestimmte maßgeblich die Geschichte des
menschlichen Zusammenlebens.
In Deutschland war man in der historischen Forschung aus guten Gründen nach den
beiden verheerenden Weltkriegen skeptisch gewesen, sich dem Faktor
Militärgeschichte wieder zu nähern. Allerdings ändert das nichts an der
Bedeutung des Faktors Krieg. Im anglo-amerikanischen Raum war man seit jeder
weniger belastet, doch ging man auch andere Wege. "History of War"
meint dort nicht in erster Linie eine reine Abhandlung von Schlachten. Vielmehr
ist der Begriff weiter gefasst: Die Geschichte der militärischen
Auseinandersetzungen wird eingebettet in die politgeschichtliche Entwicklung.
Raimund Schulz verfolgt im vorliegenden Buch einen ähnlichen Ansatz und reiht
nicht Schlacht an Schlacht, sondern betrachtet das Gesamtbild, von der
politischen Ebene bis hin zur Logistik. Eine derartige Darstellung in deutscher
Sprache hat für die Antike bislang gefehlt, weshalb der Versuch einer
"pragmatischen Militärgeschichte" zu begrüßen ist.
Schulz schildert die Zeitspanne von der archaischen Zeit Griechenlands, weiter
über das klassische Zeitalter und den Hellenismus bis in die römische Zeit.
Behandelt werden die Perserkriege, die Auseinandersetzung zwischen Athen und
Sparta, der Alexanderzug bis nach Indien, die "Lernphase" Roms im
Konflikt mit den hellenistischen Staaten und Karthago, bis hin in die römische
Kaiserzeit. Leider endet der Überblick im 5. Jahrhundert, so dass die weitere
Entwicklung in der endenden Spätantike weitgehend ausgeklammert wird. Bedenkt
man die großen Konflikte zwischen Ostrom und Persien in dieser Zeit und der
folgenden arabischen Expansion, ist es bedauerlich.
Schulz betrachtet immer wieder die Voraussetzungen und Grundlagen der Konflikte,
seien es Athens Machtpolitik, die Macht römischer Feldherren am Ende der
Republik (die politischen Einfluss durch ihre militärische Gewalt gewannen)
oder die Militarisierung in der späten Kaiserzeit aufgrund der zunehmenden
Bedrohungslage. Auch der Faktor Logistik oder die Religion wird betrachtet, wie
infolge der Christianisierung des Reiches seit Konstantin. Nicht ganz
überzeugend erscheint die Relativierung hinsichtlich des großen Feindes Roms
im Osten, dem Sasanidenreich seit dem 3. Jahrhundert n. Chr., dessen
militärisches Potential von anderen Forschern durchaus höher eingeschätzt
wird. Das sind aber Randnotizen, die den guten Gesamteindruck nicht stören.
Fazit
Schulz hat mit der vorliegenden Darstellung einen nicht unwichtigen Beitrag zur
Neudeutung militärischer Konflikte in der Antike vorgelegt. Die Schilderung ist
immer sachlich, aber gleichzeitig gut lesbar und informativ. Gerade deshalb
wäre es begrüßenswert, wenn Schulz die Leerstelle hinsichtlich des 6. und
frühen 7. Jahrhunderts geschlossen hätte, da die Darstellung um 500 abbricht.
Davon abgesehen handelt es sich um eine lesenswerte Darstellung vom Krieg in der
Antike, die nichts beschönigt und dennoch wertvolle Einblicke vermittelt, denen
man sich nicht verschließen sollte.
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 22. Februar 2013 2013-02-22 16:36:27