Mit sechsunddreißig steht Phyllis am Scheideweg. Nach der Trennung von ihrem
Mann zieht sie mit ihren drei Kindern von Zehlendorf nach Prenzlauer Berg und
ordnet ihr Leben neu. Auch gegen eine neue Liebe hätte sie nichts einzuwenden,
ist doch in Berlin jeder Dritte ein Single. Allerdings gestaltet sich die Suche
nach dem zweiten Partner fürs Leben schwerer als gedacht. Phyllis Tagesablauf
ist streng durchgeplant. Hinzu kommt, das der Neue nicht nur Phyllis gefallen,
sondern sich auch mit ihren Kindern verstehen muss. Und so testet sie nach und
nach in Frage kommende Kandidaten: Sven, eine ehemalige Liebe, Jesco, der sich
nur schwer mit Phyllis Lebensumständen anfreunden kann und Dexter, der wie
Phyllis in Scheidung lebt.
Die Diplom-Medienberaterin Lilian Thoma legt mit "Wer hat Angst vorm
zweiten Mann?" ihren Debütroman vor. Die Autorin weiß wovon sie schreibt,
ist sie doch selbst alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Und so gelingt ihr
ein ironisches Porträt einer ganzen Generation. Von Beginn an kann sich der
Leser mit Phyllis identifizieren. Schonungslos muss diese erkennen, das die
Partnersuche mit zunehmendem Alter keinesfalls leichter wird. Ein Blick in die
Ehen ihrer Freundinnen zeigt dann auch, das sie mit ihrem Problem nicht allein
steht.
Mühelos schafft es Lilian Thoma ein humorvolles Bild der gegenwärtigen
Berliner Gesellschaft zu zeichnen, das sich von den noblen Zehlendorfer
Vorzeigefamilien bis hin zu den Szene-Bewohnern vom Prenzlauer Berg zieht. Dabei
ist der Tonfall der Geschichte weder belehrend noch überspitzt, sondern
schlicht und ergreifend aus dem Leben gegriffen. Gekonnt hält die Autorin der
Männerwelt, aber auch den ultramodernen Elternpaaren, einen Spiegel vor, der
der Generation Patchwork alle Schwächen, aber auch vorhandene Stärken
aufzeigt. Immer wieder kann man über alltägliche Situationen lachen, welche
die Autorin liebevoll darstellt. Sehr erfreulich ist auch die Tatsache, das der
Roman seinen humvorvollen Grundton über die gesamte Länge halten kann. Viele
Roman dieses Genre scheitern oft daran, das der Anfang mehr verspricht, als das
Ende halten kann. Diese Gefahr besteht hier nicht. Der Roman überzeugt von der
ersten bis zur letzten Seite. Für die Autorin zahlte sich bei der Arbeit sicher
auch die Erfahrung aus, die sie in der Film- und Fernsehbranche sammeln konnte.
Fazit
"Wer hat Angst vor zweiten Mann?" ist eine humorvolle Geschichte über
die Probleme und Sorgen der Generation Patchwork. Nebenbei übt Lilian Thoma
noch ein wenig Gesellschaftskritik. Dies alles gelingt ihr ohne erhobenen
Zeigefinger und ohne verkitschte Moral. Insgesamt ein lesenswertes, humorvolles,
stellenweise richtig lustiges Buch, das nicht nur Frauen einige vergnügte
Lesestunden bereiten wird.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 19. Februar 2013 2013-02-19 16:22:45