Als Kind wurde Ligea aus ihrem Geburtsland Kardiastan geraubt und zu einer
Agentin des Imperiums ausgebildet. Jetzt soll sie in ihre alte Heimat heimkehren
und dort eine Verschwörung gegen das Imperium zerschlagen. Zunächst widmet sie
sich dieser Aufgabe mit gewohntem Eifer und großer Loyalität. Bis sie erkennt,
wie sehr sie das Volk ihrer Eltern liebt und dass sie sich zwischen ihrer
Erziehung und ihrem Geburtsrecht entscheiden muss. Von Ligeas Entscheidung
hängt nicht weniger als das Schicksal zweier Nationen ab. (Verlagstext)
Ligea gehört als einzige Frau der mächtigen Bruderschaft des Imperiums Tyran.
Tyrans ist ein Land, das Schulen bietet, marmorne Gebäude und eine
diktatorische Gesetzgebung. Es geht vor allem darum, dass im Land Recht und
Ordnung herrschen und jeder Bürger den gleichen Gesetzmässigkeiten unterliegt.
Dies gilt jedoch nicht für jeden Bürger des Landes, denn die Macht und der
Reichtum gründen sich auf dem Rücken und der Arbeitsleistung von Sklaven.
Der einflussreiche General Gayed hatte sie als kleines, dreijähriges Mädchen
bei der Eroberung Kardiastans gerettet. Weil ihm aber das Mädel ans Herz wuchs,
adoptierte er sie. Es hat dank ihrer Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen
zu lesen, schnell weit gebracht. Aus dem Kind wurde inzwischen eine junge Frau,
die sich als Spionin ihren Lebensunterhalt verdient, die zum Schutze Tyrans auch
vor Mord nicht zurückschreckt. Ihre Welt ändert sich, als sie in ihr
Geburtsland zurückgeschickt wird. Unverhofft trifft sie auf den Bund der
Illusionisten und auf magische Wunder wie flüsternden Sand. Die alte Heimat
macht ihr das Leben nicht leicht, denn sie gerät in einen Gewissenskonflikt.
Einerseits die Treue zum Reich, andererseits die Liebe zur Heimat, die sie
bisher nicht kannte. In Kardiastan lernt Ligea mehr über ihre Wurzeln kennen.
Gleichzeitig erfährt sie mehr über ihre magischen Fähigkeiten. Kardistan ist
ein unwirtliches Land mit seinen eigenen Gesetzen. Die Bewohner Kardistans
werden im Geheimen von den Magori regiert. Das sind Menschen, die die Macht des
Zaubers inne haben und die nach der Geburt einen Cabochon in ihre Handfläche
gesetzt bekommen, der ihre Macht bündelt. Temelin ist der aktuelle Illusionist
und der derzeitige mächtigste Magor. Ligea soll in Kardistan den Illusionisten
finden, der immer noch sehr grosse Anerkennung und Verehrung verdient und diesen
umbringen. Das widerspenstige Volk soll sich endlich der Gesetzgebung Tyrans
unterwerfen. Ligea ist ihrem Herrscher natürlich ergeben und widmet sich dieser
Aufgabe mit Eifer. Ihre Loyalität erhält alsbald einen Knacks. Sie muss das,
an was sie geglaubt hat überdenken. Die innere Zerrissenheit ist eine
Entscheidung zwischen ihrer tyranischen Erziehung und ihrem Geburtsrecht. Bei
ihrer Mission erfährt sie eine Menge über sich selbst. Informationen, die sie
nie vermutete und die ihre Fähigkeiten erklären. Der andere Punkt ist der,
dass sie gegenüber Temelin, manchmal auch nur Temel oder Tem genannt, das
Gefühl der Liebe entwickelt. Er würde gern die unter dem Namen Dyrea lebende
Ligea heiraten, da er sonst Pina heiraten müsste. Pina ist ebenfalls eine
Magori. Sie misstraut Ligea von Anfang an und ihr Misstrauen entwickelt sich im
Laufe der Zeit zu Hass. Pina liebt Temelin und möchte ihn nicht an Ligea
verlieren.
Fazit
Die australische Fantasy-Autorin Glenda Larke widmete ihre Geschichte den
Kindern, deren Eltern während der Militärdiktatur in Argentinien verschwanden
und den Kindern der australischen Aborigines, die vom Staat ihren Eltern
entrissen wurden. Glenda Larkes Hauptfigur ist ein solches Kind, das in eine
fremde Kultur gepresst wurde. Zwar hat sie es in dem Haushalt relativ leicht,
aber Sklavin ist Sklavin. Erst eine Adoption macht sie zu einer vollwertigen
Bürgerin des totalitären Staates. Das Römischen Reich ist das Vorbild des
Reiches in das Ligea gegen ihren Willen gebracht wurde. Es bestehen klare
Regeln, die das Miteinander des Volkes mit der Obrigkeit und untereinander und
mit den auf unterster Stufe stehenden Sklaven regelt. So erkennt Ligea erst, was
es bedeutet, der Sklavenkaste anzugehören, als sie auf die freien Bürger
Kardistans trifft.
Ligea macht im Verlauf der Erzählung eine grosse charakterliche Wandlung
durch. Alles woran sie jemals geglaubt hat, wird in Frage gestellt und muss aus
einem neuen Blickwinkel betrachtet werden. Sie muss ihre Absichten überdenken
und herausfinden, wem ihre wahre Loyalität zu gelten hat.
DER BUND DER ILLUSIONISTEN 1 - FLÜSTERNDER SAND ist eine als
Fantasy-Erzählung getarnte Kritik an herrschenden Gesellschaftssystemen. Glenda
Larke setzt sich mit dem Themen Unterdrückung von Kulturen auseinander und
bietet in ihrer Erzählung Denkhilfen, ohne daraus eine Moralpredigt werden zu
lassen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 14. Februar 2013 2013-02-14 16:23:18