Es war einmal, vor langer, lange Zeit, da lebten Orks von den schneebedeckten
Gebirgen des Nordens bis hin zu den Küsten des Südens. Es war eine friedliche
Zeit, nur unterbrochen von kleinen Zwistigkeiten, die jedoch schnell beigelegt
werden konnten. Zu jener Zeit, war das allgemeine Leben der Orks friedlich.
Zumindest aus der Sicht der Orks. Dann hielten die Zwerge Einzug und in ihrem
Gefolge lauerten die Menschen darauf, sich das Land Untertan zu machen. Das war
die Zeit, als man begann, die Einheimischen als wild und ehrlos, primitiv und
böse darzustellen. Diese Vorurteile hielten bis heute an.
Das Land der Orks wurde durch die Invasoren vereinnahmt und befindet sich seit
Jahrzehnten unter der Willkürherrschaft der Zwerge. Die Zwerge bauten sich eine
gigantische Festungsanlage, die als Schutz für ihre Stadt Derok dienen soll und
die für die Ewigkeit gebaut wurde. Die Stadt liegt sehr günstig. Sie ist der
Schild der Zwergenstädte des Südens vor den Orkhorden wie auch die Trennung
der Handelswege. Wenn die Zwerge es nicht wollen, kommt keiner vorbei. In welche
Richtung auch immer. Neben dieser Stadt gibt es weitere steinerne Monumente und
vor allem jede Menge Graben, Stollen und Minen, in denen sie graben und buddeln,
um der Erde ihre Schätze zu entreissen. Doch auch die Ewigkeit hat ein Ende.
Die Sippen der Orks wurden gerufen, von den fauligen sümpfen, den weiten
Steppen, dunklen Wäldern und eisbedeckten Bergen. Sie alle wissen Bescheid, die
Erhebung wird bald kommen, wenn die Stämme vereint gegen die Zwerge ziehen. Das
Land der Ahnen soll von den Kurzfüsslern befreit werden und wieder ganz in den
Besitz der Orks übergehen. Und wenn man schon dabei ist, sammelt man die
Schätze der Erdkriecher ein. Für die Zwerge steht es schlimm. Die Orks
gewinnen immer mehr an Boden, auch wenn sie sich an den Wällen der Zitadelle
und der Stadt zu tausenden Opfern, um ihrer Heimat die Freiheit zu geben. Und
dann ereignet sich, was eigentlich undenkbar schien, die Wälle um Derok fallen.
Auf ihrem Rückzug soll eine kleine Gruppe von Zwergen, dem der junge Zwerg
Glond zugewiesen wird, die eine spezielle Mission erfüllen. Glond wurde
dereinst aus dem Clan verstossen und soll nun das Zünglein an der Waage
spielen. Eine Gruppe aus "Oberen" und "Unteren" Zwergen soll
sich auf den Weg machen, das Zwergenheiligste, den Schädel des Stadtgründers
in einer Truhe, aus dem Tempel in Sicherheit bringen. Glond soll als Neutraler
darauf achten, dass beide Zwergengruppen sich an die Vorgaben halten.
Auch die Orks sind nicht gerade miteinander freundlich im Umgang, manch einer,
ob Wüstenork, Schwarzorks oder die Orks der anderen Stämme, jeder hält sich
für etwas Besseres. Die Überlegenheit der einen Gruppe ergibt sich aber auch
nur aus deren Sichtweise, denn der nächste Stamm sieht das schon wieder anders.
Trotzdem halten sie zusammen und stehen unter der Führung von Rogoru, dem
Schwarzork geeint gegen die Zwerge. Manch einer sieht die Lage jedoch etwas
anders, etwa Krendar, vor seiner ersten Schlacht. Hilflos muss er mitansehen wie
Orks an den Wällen ihr Leben lassen, sieht aber auch gleichzeitig Zwerge und
Menschen sterben. Und dann gilt es Zwerge zu besiegen und so kommt es, wie es
kommen muss, Zwerge mit einer Schatztruhe stehen verfolgenden Orks gegenüber.
Fazit
Es fällt nicht leicht, sich mit dem Buch anzufreunden, denn eine Bezugsperson,
das Ich des Romans, mit dem man sich identifizieren und gleichsetzen kann, fehlt
erst einmal. Irgendwie bleibt der Leser erst einmal Beobachter. Allein schon vom
Titel wird klar, wir haben es mit zwei Parteien zu tun, mit zwei
unterschiedlichen Sichtweisen. Daher wird es in beiden Fraktionen Charaktere
geben, die die Handlung beeinflussen. Mit der Zeit wird man sich selbst
entscheiden müssen ob und wenn für wen man Partei ergreift. Allerdings, wenn
man weiterhin die Beobachterhaltung einnimmt, findet man auch den Spass am Buch,
weil man eben mit beiden Seiten mitfiebern kann. In beiden Parteien gibt es sehr
unterschiedliche Charaktere, die sich in Gruppen wiederfinden und sich nun
untereinander zurechtfinden müssen, bevor sie sich mit den Gegnern abgeben.
Durch die hervorragende Gestaltung der Personen findet sich für jeden Leser
eine "Bezugsperson" mit der man sich identifizieren kann.
Sollte man nun die Gebrüder Orgel mit den Gebrüder Grimm gleichsetzen? Sie
erzählen von Zwergen und bösen Gegnern, es spielt zu einer Zeit "Es war
einmal ..." und irgendwelche Adligen treten auch auf. Aber bei den Grimms
gibt es keine wilden Orkhorden, keine Tolkienschen Völkerschlachten. Bei den
Gebrüder Orgel gibt es dafür kein Happy End und auch kein "Und die Moral
von der Geschicht‘ ...". Wir haben also eine Geschichte, die mich
persönlich eher an Tabletop und Rollenspiel erinnert. So eine Art Warhammer
Fantasy. Was gar nicht so fern liegt, die beiden erwähnten mal auf einer der
Buchmessen, sie würden auch Rollenspiel machen. Sie lassen wilde Orkhorden auf
die Leser los, dann die Zwerge und manchmal beides. Der Mensch / Leser, kann nur
verlieren. Dabei belassen sie es aber auch schon, sie sagen nicht die guten Orks
hauen auf die bösen Zwerge oder die guten Zwerge auf die bösen Orks, sondern
sie überlassen den Leser seinen Einschätzungen, manchmal auf
Fehleinschätzungen. Klar ist in jedem Fall, dass der Leser eine Entscheidung
fällen muss. Hinzu kommt die Uneinigkeit der beiden Parteien, die sich mit
Heldentum, Verrat und Ränkespielen, mit Feigheit und Mut auseinandersetzen
müssen. Ich denke mal, die beiden Autoren haben sich jeder für eine Seite
entschieden und bauen die Geschichte gleich auf. Es sind, abgesehen von der
Grösse der Helden, immer die gleichen Charaktere, die die Handlung
beeinflussen. Wer genau liest wird in jedem Ork die Entsprechung bei den Zwergen
finden. Die Erzähltechnik ist, sagen wir typisch. Da gibt es nichts zu meckern,
aber es sind keine Überraschungen zu erwarten. Verschiedene Handlungsstränge
finden im Lauf der Erzählung zusammen und sorgen für ein angenehmes Ende.
Besser noch als das Titelbild sind die beiden Innenseiten des Umschlages. Die
sehen einfach super gut aus.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 14. Februar 2013 2013-02-14 16:11:18