Nahtoderfahrungen in Kinderbüchern gibt es immer wieder, wenn es darum geht,
den Tod eines geliebten Menschen zu erfahren oder gar dabei zu sein. Dies gilt
auch für die zwölfjährige Mary, weil ihre Grossmutter Emer im Sterben liegt.
Die täglichen Krankenhausbesuche in Begleitung ihrer Mutter Scarlett sind für
das Schulmädchen nicht einfach und bereiten ihr nicht nur Kummer, sondern sie
sorgen auch dafür, dass eine Angst sich in ihr breit macht, die sie nicht ganz
erklären und abstreifen kann. Weil aber auch ihre Freundin gerade weggezogen
ist, fehlt ihr jemand, dem sie ihr Herz ausschütten kann. Mary erzählt den
Lesern aus ihrer Sicht, wie sie in der schwierigen Lage mit der neuen Erfahrung
umgeht. Ihre Grossmutter hat furchtbare Angst aus dem nächsten Schlaf nicht
mehr zu erwachen. Hilfe erscheint unverhofft, als Mary dem Geist ihrer
Urgrossmutter Anastasia, kurz Tansey genannt, trifft, die gekommen ist um ihrer
Tochter Emer beizustehen. Die seltsam altmodisch gekleidete Frau erweckt auf der
Stelle ihr Vertrauen. Sie hat auf der Erde noch die Aufgabe, ihrer Tochter und
somit Marys Grossmutter Emer, die Angst vor dem Sterben zu nehmen. Scarlett ist
ebenfalls in der Lage, den Geist von Tansey zu sehen. Tansey möchte hingegen
ihre Tochter sehen, was nicht geht, wenn es hell wird, denn dann wird der Geist
durchsichtig. Emer hatte ihre Mutter im Alte von drei Jahren an einer tödlich
verlaufenden Grippe verloren und war immer in ihrer Nähe, zeigte sich jedoch
nie.
Die vier Generationen Frauen haben wenige Augenblicke gemeinsam Zeit, um sich
besser kennenzulernen. Und so kommt es, dass alle vier in einem Auto sitzen und
eine Reise in die Vergangenheit unternehmen. Plätze aufsuchen, die mit
besonderen Erinnerungen verhaftet sind.
Fazit
Das Titelbild ist gelungen und gefällt, weil es nicht aufdringlich, sondern dem
Thema gerecht etwas zurückhaltend gestaltet ist. Das Buchinnere ist mit einigen
Ornamenten verziert, die Schrift ist recht gross, also auch für Leseanfänger
geeignet. Allerdings würde ich keine Kinder allein das Buch lesen lassen. Das
angegebene Lesealter von zwölf Jahren ist daher durchaus berechtigt. Dem
gleicht sich der Schreibstil an, der sehr einfach gehalten und manchmal etwas
weniger fliessend zu lesen ist. Allerdings wirkt er dann auch sehr auffällig,
weil durch den verringerten Wortschatz viele Wortwiederholungen stattfinden und
dann wieder glatt für achtjährige Jugendliche geeignet ist. Sehr anrührend
erzählt der Autor die Lebensgeschichten des Vier-Mädel-Hauses. Sehr schön
charakterisiert schuf Roddy Doyle ein Buch, in dem es um Tod und Trauer geht,
aber der Humor nicht zu kurz kommt. Es ist keine rührselige Geschichte, sondern
das perfekte Buch, wenn es gilt, Kinder sich mit diesem Problem
auseinandersetzen zu lassen.
Ein grosses Plus ist, dass der Übersetzer auf dem Titelbild genannt wurde. Das
mag aber auch daran liegen, dass er ein erfolgreicher Autor ist.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 13. Februar 2013 2013-02-13 12:18:13