DIE STILLE NACH DEM TON bietet preisgekrönte SF-Kurzgeschichten des SFCD e.V.
1985 wurde der SFCD-Literaturpreises gegründet, der seit 1999 unter dem Namen
Deutscher Science-Fiction-Preise läuft. Er wird von einem
Literaturpreis-komitee in wechselnder Zusammensetzung vergeben und ist mit einem
Preisgeld 1.000 Euro verbunden und damit der einzige Phantastik-Preis im Bereich
der Science Fiction, der dotiert ist.
Der Preis wird in zwei Kategorien vergeben. Der beste deutschsprachige Roman
und die beste deutschsprachige Kurzgeschichte, die im Vorjahr veröffentlicht
wurde. Das Konzept ist über Jahre hinweg gleich geblieben. Ein sich immer
wieder wechselnd zusammengesetztes Komitee liest, bewertet und wählt aus, um
zum Schluss zu einem Preisträger zu kommen. Je nachdem wie rege die deutschen
Autorinnen und Autoren waren, mussten die Jurymitglieder mal viel, mal wenig
lesen. Die Auswahl war jedoch immer sehr kritisch kommentiert und befand die
herausragenden Geschichten mit der entsprechenden Auszeichnung.
Ralf Boldt und Wolfgang Jeschke präsentieren die aussergewöhnlichen
SF-Kurzgeschichten nun in einem einzigen Band. Den Geschichten wurde ein
aussergewöhnliches Format als Buch beschieden, dass aufrecht mit seinen 15 x 30
cm in kein Bücherregal passt.
Für Kurzgeschichtenliebhaber ist dieser Band mit intelligenten, sprachlich
ausgereiften Science Fiction Kurzgeschichten ein Muss. Die vorliegende
Anthologie muss sich nirgends verstecken, bietet sie doch jede Menge
preisgekrönte Häupter. Der Literaturpreis des SFCD wird von einem Komitee
vergeben. Im Gegensatz dazu wird der Kurd-Laßwitz-Preis von SF-Schaffenden und
der Deutsche Phantastik Preis von Fans vergeben. Achtundzwanzig Erzählungen
wurden seit 1985 prämiert. Das sind achtundzwanzig Autorinnen und Autoren mit
Geschichten, die die Vielfältigkeit und den Abwechslungsreichtum der deutschen
Science Fiction beweisen. Dabei stellt sich schnell heraus, dass bestimmte
Autoren immer wieder auftreten. Kein Wunder also, dass die Liste der prämierten
Texte und Preisträger eine Auswahl der besten deutschen Science Fiction
gleichkommt. Auf 391 Seiten stellt sich die Anthologie DIE STILLE NACH DEM TON
als bestes Lesevergnügen neben nachdenklicher Sozialkritik, Abenteuer neben
Phantasie dar. Sie zeigen, wie unterschiedlich die Autorinnen und Autoren an das
Thema herangehen und das Nachdenken über Gesellschaft und Zukunft in den
Mittelpunkt rücken. Die thematische Bandbreite bietet viel an Phantasie und
Ideenreichtum. Es finden sich bitterböse Satiren neben humorvollen oder
klassischen Raumfahrergeschichten, regional angesiedelte Erzählungen und
scharfsinnige Betrachtungen der Gegenwart, die nur in die Zukunft versetzt
wurde. Erzählungen, die beweisen, wie vielfältig und abwechslungsreich
deutsche SF sein kann. Beiträge, die stilistisch wie inhaltlich überzeugen,
die dem Leser nicht nur Inhalte vermitteln, sondern ihn auch mitdenken lassen.
Ein wichtiges, ein unterhaltsames, ein bereicherndes Buch eben. Die Science
Fiction Geschichten, zum Teil weit über die einer reinen Kurzgeschichte
hinaus-gehend, müssen sich nicht vor den Erzählungen internationaler Autoren
verstecken.
1985: Thomas R. P. Mielke: Ein Mord im Weltraum
1986: Wolfgang Jeschke: Nekromanteion
1987: Reinmar Cunis: Vryheit do ik jo openbar
1988: Ernst Petz: Das liederlich-machend Liedermacher-Leben
1989: Rainer Erler: Der Käse
1990: Gert Prokop: Kasperle ist wieder da!
1991: Andreas Findig: Gödel geht
1992: Egon Eis: Das letzte Signal
1993: Norbert Stöbe: Zehn Punkte
1994: Wolfgang Jeschke: Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan
1995: Andreas Fieberg: Der Fall des Astronauten
1996: Marcus Hammerschmitt: Die Sonde
1997: Michael Sauter: Der menschliche Faktor
1998: Andreas Eschbach: Die Wunder des Universums
1999: Michael Marrak: Die Stille nach dem Ton
2000: Michael Marrak: Wiedergänger
2001: Rainer Erler: Ein Plädoyer
2002: Michael K. Iwoleit: Wege ins Licht
2003: Arno Behrend: Small Talk
2004: Michael K. Iwoleit: Ich fürchte kein Unglück
2005: Karl Michael Armer: Die Asche des Paradieses
2006: Michael K. Iwoleit: Psyhack
2007: Marcus Hammerschmitt: Canea Null
2008: Frank W. Haubold: Heimkehr
2009: Karla Schmidt: Weg mit Stella Maris
2010: Matthias Falke: Boa Esperança
2011: Wolfgang Jeschke: Orte der Erinnerung
Fazit
DIE STILLE NACH DEM TON ist zweifellos die herausragendste Anthologie des Jahres
2012. An dieser Stelle ist es unsinnig, Preisträger und Erzählungen einzeln
nochmals vorzustellen. Daher werden sie hier nur einmal in der Reihenfolge der
Preisvergabe aufgelistet.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 12. Februar 2013 2013-02-12 13:36:18