Eine Witwe zu sein, im alten viktorianischen England ist nicht gerade einfach.
Es sei denn, man hat Geld und steht gesellschaftlich an der Spitze mit einem
beträchtlichen Vermögen in der Hinterhand. So wie bei der jungen Philippa
Benning. Sie genießt ihr Leben in vollen Zügen und so, als gäbe es kein
Morgen mehr. Jede Gesellschaft, jeder noch so exklusive Ball wird von ihr
aufgesucht. Ja, die Veranstaltung wird durch ihre Anwesenheit regelrecht
aufgewertet. Eine exklusive Einladung jagt die nächste und sie ist kaum einer
abgeneigt. Die schöne, selbstverliebte, egoistische und arrogante Adlige ist
der absolute Mittelpunkt und wer in der Londoner feinen Gesellschaft
dazugehören will, versucht alles, absolut alles um in den Umkreis von Phillipa
zu gehören. Ihre gönnerhafte Art, ihre Gunstbeweise und duldendem Wohlwollen
bestimmt, wer in der Gesellschaft dazu gehört, welche Modeeinflüsse gerade im
Trend liegen, welche sozialen Hierarchien bestehen. Das Leben der Phillippa
Benning wird aber kurz aus der Bahn geworfen, als sie mit dem Marquis of
Broughton ein Tét a tét hat. Philippas Augenmerk liegt auf jenem Marquis of
Broughton, einem reichen Mann vom Land ist er schon eine ansehnliche Partie. Er
sieht gut aus, ist ebensogut angesehen, und für Philippa nach ihrer Trauerzeit
genau das Richtige. Bei dem heimlichen Treffen läuft sie, wie sie glaubt, dem
vermeintlichen Meisterspion Blue Raven über den Weg und in die Arme. Marcus
Worth, alias der Blue Raven, arbeitet für die Regierung als Spion, bis die
gleiche Regierung meint, ihn pensionieren zu müssen. Er weiss gar nicht, wie
ihm geschieht, als Phillippa ihn erpresst. Marcus will in der feinen
Gesellschaft nach seinem Erzfeind suchen, der aus irgendwelchen Gründen sein
Ableben überlebte. Philippa soll ihm den Eintritt in die feine Gesellschaft
ermöglichen. Im Tausch dazu darf die extravagante Frau den heldenhaften
Meisterspion Blue Raven bei ihrem nächsten Ball als Höhepunkt enttarnen.
Fazit
Warum habe ich das Buch gelesen? Neugierig wie ich bin erwartete ich eine
Liebesgeschichte mit viktorianischen Hintergrund, um vor allem zu sehen, was
Liebesroman und Steampunk miteinander gemein haben könnten. Für mich war die
Geschichte eine echte Überraschung. Kate Noble bot mit ihrem Roman EIN SPION
IN ERLAUCHTER GESELLSCHAFT eine Liebesgeschichte mit Krimielementen, die beide
gut miteinander verquickt wurden. Die Krimigeschichte war jetzt nicht gerade
neu. Doch Kate Noble hat sie mit der ebenso wenig neuen Liebesgeschichte gut
zusammengebracht. Der einzige Nachteil dabei ist, dass Phillippa sehr souverän
und bestimmend auftritt, wie ich es aus der Sozialstruktur des alten England
nicht erwartete.
Kate Noble setzt alles ein, was an Klischees gerecht wird. Lange blonde Haare,
blaue Augen und schon sind wir bei DEM typischen Blondchen. Noch dazu mit einer
atemberaubenden Figur, wenn man an die Korsetts denkt. Dazu kommt noch das
Accessior einer lebenden Teppichratte. Einem Hund, nicht grösser als eine
Handtasche. Im Umgang mit anderen Menschen ist sie, einfach gesagt, eine Zicke.
Eine moderne reiche Frau, die in der Jetztzeit jederzeit auftreten könnte. Ihr
zur Seite stehen Personen, die in jeder modernen Soapopera mitspielen könnten,
oder etwa in Dallas oder Denver-Clan. Da ist zum Beispiel ihre trinkfeste
Anstandsdame und Gesellschafterin Mrs. Tottendale oder ihr Gegenstück, Lady
Jane Cummings. Bleibt also Marcus Worth, der Meisterspion der sie liebte. James
Bond ist er, der unspektakuläre und unscheinbare Marcus sicherlich nicht. Aber
er ist ganz das Gegenteil von Philippa. Gemeinsam ein unschlagbares Paar. Der
Roman liest sich sehr flüssig und Kate Noble benutzte eine lebendige
überzeugende Sprache, ganz der heutigen Zeit angepasst.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 13. Februar 2013 2013-02-13 12:01:08