Die Zeit des ersten römischen Kaisers Augustus (27 v.Chr. - 14 n. Chr) bis zur
Regierungszeit Konstantins des Großen (306 - 337) ist das Thema der Buches von
Karl Christ. Diese Kernzeit der römischen Imperatoren beleuchtet Christ in
seinem ausführlichen Werk, wobei er nicht nur Ereignisgeschichte widergibt,
sondern gerade auch die sozialen Felder miteinbezieht, ganz der modernen
anglo-amerikanischen Tradition der Geschichtsforschung verpflichtet. So wird
beispielsweise der Aufbau des römischen heeres, die Entwicklung der
Senatsaristokratie und die Entwicklung der Romanisierung, also der Annahme
römischer Lebensweisen, in den Provinzen von Christ detailliert geschildert.
Christ betont dabei Rankes Lehrsatz, dass "die alte Geschichte in die
römische hineingiesst... und das die ganze neuere Geschichte wieder von der
römischen ausgeht". Dabei waren gerade die ersten Jahrzehnte des
Prinzipats (der Zeitraum der römischen Kaiserzeit bis 284, der sich damit vom
"Dominat", der oft als "orientalischen Zwangsherrschaft"
titulierten Zeitraum der Spätantike unterscheidet) die Zeit der fast
grenzenlosen Machtausdehnung des Imperium Romanums. Auf dessen Höhepunkt unter
Trajan (ca. 117 n. Chr.) erstreckte sich der römische Einflussbereich von der
Grenze des heutigen Schottlands bis nach Nordafrika, von Spanien bis in den
heutigen Irak hinein. Doch dieser Glanzzeit folgte der Zusammenbruch im 3.
Jahrhundert n. Chr. unter den Soldatenkaisern, bis das Reich unter Diokletian
und Konstantin reformiert wurde: ein Vorgang, der in die Annahme des
Christentums durch Konstantin den Großen mündete.
Fazit
Auf knapp 800 Seiten (plus ca. 100 Seiten Anhang) entwirft Christ ein Panorama
der römischen Kaiserzeit. Eloquent, mit großen Fachwissen ausgestattet (ist
Christ doch ein Spezialist der römischen Geschichte und für seine Arbeiten um
die späte Republik höhst angesehen), und dennoch gut verständlich, vermittelt
Christ dem interessierten Leser einen Einblick in das Imperium Romanum auf
seinem Höhepunkt und räumt zugleich mit den Vorstellungen von "Decline
and Fall" auf, die noch Gibbon zu vermitteln versucht hat. So beschreibt
Christ, dass es bereits in der Zeit des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu Krisen
gekommen war, die jedoch gelöst werden konnten, bis schließlich Rom an der
eigenen Größe und den Gefahren von Außen kollabierte. Dieses Buch ist ein
höchst wünschenswerter Versuch, die römische Kaiserzeit in deutscher Sprache
komprimiert zu beschreiben. Einziger Kritikpunkt: es fehlen Fussnoten (die
allerdings den Rahmen des Buches leich gesprengt hätten) und detailierte Karten
des Imperiums. Dafür sind zahlreiche Abbildungen und Teilkarten vorhanden.
Fazit: Dieses Buch ist für jede historische Bibliothek ein echtes
Schmuckstück.
Vorgeschlagen von B. Kiemerer
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veröffentlicht am 27. Februar 2003 2003-02-27 16:27:17