Über 20 romantische Kommödien hat Carole Matthews schon veröffentlicht. Bevor
sie erfolgreich zu schreiben begann, arbeitete sie als Sekretärin,
Fernsehmoderatorin und Journalistin. Die Romane der in Merseyside/England
geborenen Autorin wurden in mehrere Sprachen übersetzt und eroberten die
Bestsellerlisten der Sunday Times und der USA-Today. Rowohlt veröffentlichte
bereits mehrere Übersetzungen. Titel und Cover dieser Bücher (Die
Schokoladendiät, Liebe au chocolat, Bauernhaus sucht Frau), verraten in
gewisser Weise schon viel über Schreibstil und Lesefeeling. Wie tiefgründig
sie tatsächlich sind, weiß ich nicht, denn Hauptsache glücklich ist mein
erster Matthews-Roman.
Darin geht es um Lily, Mutter von zwei Kindern, Ehefrau von Lawrence. Der ist
als Vermögensberater in der Vergangenheit nicht ohne Erfolg gewesen und so kann
sich die Familie einiges gönnen. Traumhaus, Zweitwohnsitz in London,
Traumurlaube, exklusives Internat für die Kinder, Pferde, Schmuck, mal kurz
Schuhe für 1.000 Pfund - all das geht, genau wie bei Lucys anderen neureichen
Freundinnen. Gut, vieles wird auf Pump erworben, doch mit dem guten Einkommen
von Lawrence ist das alles kein Problem. Wirklich glücklich ist Lucy dennoch
nicht, zu groß ist die Entfremdung von ihrem Ehemann, der mehr und mehr in
seinem Beruf aufzugehen scheint und nicht mal im Urlaub abschalten kann. Zu
fremd werden ihr auch die Kinder, die die meiste Zeit im Internat verbringen und
scheinbar nichts genießen können, was ihnen geboten wird. Doch nach außen hin
wirken sie wie die rundum perfekte Familie mit fantastischen Zukunftsaussichten
und sicherem Lebensstandard.
Bis eines Tages die Bombe platzt. Lawrence ist bereits seit Wochen arbeitslos,
die Banken haben den Hahn des steten Geldflusses längst abgedreht. Damit wird
alles anders. Lucy und ihre Familie besitzt nach der Rückkehr aus dem Urlaub
nur noch das, was sie auf dem Leib und in den Koffern tragen. Die Schlösser an
ihrem Traumhaus sind ausgetauscht, die Fenster verbarrikadiert. Aus der
ländlichen Idylle wird Lucy mit Mann und Kindern in ein heruntergekommenes
Viertel in eine noch heruntergekommenere Sozialwohnung katapultiert. Möbel sind
Fehlanzeige. Der Familie droht fortan ein Leben von der Hand in den Mund, denn
Lawrence ist zu stolz um Arbeitslosenunterstützung zu beantragen.
Dass sie dennoch nicht gnadenlos untergehen, ist einer Nachbarin zu verdanken,
die sie unter ihre Fittiche nimmt. Während ihre bisherigen Freundinnen Lucy
eiskalt den Rücken zudrehen, teilt die arbeitslose Tracey großzügig das
bisschen, das sie selbst hat. Überhaupt zeigen sich die Bewohner des
Problemviertels nicht halb so schlimm, wie Lucy und Lawrence befürchtet haben.
Das bisschen Schmuck, das Lucy mit in den Urlaub genommen hatte, spült dann
dringend benötigtes Bargeld in die leere Haushaltskasse. Was sich zunächst als
Glücksfall entpuppt, bietet aber einige emotionale Fallstricke. Lucy bekommt
vom Käufer Arbeit angeboten und fasst schneller Fuß als Lawrence. Das tut
seinem angeschlagenen Ego und der ohnehin schon angeknacksten Beziehung nicht
sehr gut.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Vorwiegend kommt Lucy selbst
zu Wort, teilweise erfährt man das Geschehen jedoch auch der Sicht von Lawrence
in dritter Person. Anfangs tat ich mich mit der Hauptfigur schwer, zeigt Lucy
sich doch recht oberflächlich. Und Lawrence mit seinem falschen Stolz konnte
ebenso wenig Sympathiepunkte erringen. Die verwöhnten Kinder taten ein
Übriges. Zudem bedient sich die Autorin diverser Klischees (reiche Egoisten
stehen nicht nur hilfsbereiter Armut gegenüber) und handelt die angeschnittenen
Probleme stellenweise recht oberflächlich ab bzw. löst sie auf teils
märchenhaft einfache Art. Das ist aber nicht weiter dramatisch, da ich aufgrund
der Autorenvita nichts anderes erwartet habe. Außerdem versöhnte mich die
Autorin mit der Wandlung, die Lucy und ihre Familie durchmacht.
Besagte Wandlung wird ausgelöst durch einige Hochs und Tiefs, denn Lucy und
ihrer Familie passiert so einiges. Der tiefe Fall zieht einen Wust an
Ereignissen nach sich, die das eine oder andere Mal etwas überzogen wirken.
Trotz allem wirkt die Wandlung selbst durchaus authentisch und macht die Familie
Seite für Seite sympathischer. Ihre Fehleinschätzungen und Handlungen wirken
menschlich echt und man fragt sich unwillkürlich, wie man selbst in der einen
oder anderen Situation reagieren würde.
Fazit
Ein fernöstliches Sprichwort besagt, dass das Leben nicht zu Ende ist, wenn ein
Traum nicht in Erfüllung geht. Es hat dann nur einen Weg versperrt, damit man
einen anderen sucht. Diese Suche wird von der Autorin warmherzig, unterhaltsam,
kurzweilig und auf größtenteils leichte Art und Weise beschrieben. Man kann
mit Hauptsache glücklich hervorragend abschalten, entspannende Lesestunden
erleben und der Roman macht gleichzeitig nachdenklich. Insgesamt möchte ich
deshalb acht von zehn Punkten vergeben.
Copyright ©, 2013 Antje Jürgens (AJ)
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 11. Februar 2013 2013-02-11 17:56:40