Worlorn, ein Meteor, ein Asteroid, ruheloser Wanderer in den Welten des
Universums. Als er den Sonnenkranz passiert, schicken alle Völker des
Universums eine Delegation, um für die zwei Jahre, die dort Licht und Wärme
herrschen, ein gigantomatisches Festival zu errichten - jedes Volk eine Stadt,
die nach dem Festival, als Worlorn wieder im Universum verschwindet, dem Verfall
preisgegeben werden.
In dieses Szenario hinein platzt Dirk t'Larien, ein gealterter Avalonier, der
einen Hilferuf seiner ersten Liebe Gwen erhalten hat. Er wird freundlich
aufgenommen, doch zunächst scheint alles in Ordnung. Kalte Distanz und
Peinlichkeit trennt die ehemals so verliebten, bis schließlich der Botaniker
Ruark die Geschichte der kavalonischen Samurai enthüllt...
Damit beginnt eine abenteuerliche Flucht durch den aufgegebenen Geisterplaneten,
vor wütenden Samurai, die sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen - und vor Dirks
eigener Vergangenheit...
Fazit
"Dies ist das düstere Science-Fiction-Debut von George R. R. Martin, der
mit seinem Bestseller-Zyklus "Das Lied von Eis und Feuer" das
Fantasy-Genre revolutionierte."
Das steht jedenfalls auf dem Klappentext, sodass man voller Erwartung ins Buch
eintaucht und auf der einen Seite volle Erfüllung und auf der anderen eine
kalte Dusche findet. Das Buch wirkt, als hätte Martin einen Ghostwriter gehabt.
Stellenweise strotzt er vor Einfällen, spannenden Wendungen, witzigen Dialogen
und einer gruselig-dichten Atmosphäre, dann wieder sind Passagen so langweilig,
dass sich einem eingefleischten Fantasy-Leser wie mir die Zehennägel kräuseln,
und wieder andere Szenen scheinen aus einer drittklassigen Daily-Soap zu
stammen. Martin scheint sich nicht ganz sicher gewesen zu sein, was genau er
schreiben will...
Als kleiner Trost wirkt da das Glossar, das die prächtig und detailreiche Welt
noch genauer beschreibt, die einzelnen Planeten, die liebevollen Städte auf
Worlorn, wie Challenge, die High-Tech-Stadt, die immer noch ihren soldatischen
Dienst tut, Larteyn, eine Stadt aus leuchtendem Stein gehauen oder Kryne Lamiya,
die Stadt von Dunkeldämmerung, die durch Pfeifen auf den Türmen und eine
Wetterkontrollmaschine in Ewigkeit eine düstere und Selbstmordgedanken
erzeugende Symphonie des Todes spielt.
Leider erschöpft sich der Ideenreichtum in Dingen wie diesen, da man von den
einzelnen Völkern außer ausgestorbenen Städten nichts mitbekommt und der
eindeutige Schwerpunkt auf der (meiner Ansicht nach staubtrockenen und
langweiligen) Geschichte, Gesellschaft und Sozialstruktur Kavalaans liegt,
sodass sich das Buch teilweise wie ein Schulbuch liest. Nichtsdestotrotz liest
man weiter, um das Ende zu erfahren - das dann so plötzlich kommt, dass man
denkt, jemand hat die letzte Seite herausgerissen. Offen wie ein Scheunentor und
alles andere als befriedigend...
Wenn dieser Mann wirklich die Fantasy revolutionieren will, dann hat er noch
einiges vor sich.
Vorgeschlagen von Kristian Kühn
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veröffentlicht am 12. November 2003 2003-11-12 18:05:30