Das leidige Thema Figur ... Meiner Meinung gibt es das ja erst seit Erfindung
von Food-Designern und Diäten, von Ernährungswissenschaftlern und den bösen
Kalorien, die nachts kommen, um unerkannt die Kleidung enger zu nähen. Dabei
wurden letztere ursprünglich Mitte des 19. Jahrhunderts eigentlich nur deshalb
eingeführt, um herauszufinden, was der Mensch so täglich an Energie benötigt,
um Leistung zu bringen. Einfach weil man in Zeiten knapper Vorräte errechnen
wollte, wie viel Geld in eine Minimalversorgung investiert werden musste.
Doch Spaß beiseite. Übergewicht macht krank und immer mehr Menschen in der
sogenannten zivilisierten Welt neigen zu starkem bis extremem Übergewicht. Sei
es aus Bewegungsarmut bis gänzlichem Mangel daran. Wegen falscher bis fatal
gesundheitsgefährdender Ernährung. Oder auch im Zuge einer (womöglich
ernährungsbedingten) Krankheit. Und dann gibt es noch die altersbedingte
Gewichtszunahme.
Eine gute Freundin zitiert, bevor sie mit Essen beginnt, mit einem wehmütigen
Blick auf den dann vor ihr stehenden Teller oft den Spruch "Seit ich die 30
hinter mir habe, habe ich das Zeug eine Sekunde auf der Zunge und ein Leben lang
auf den Hüften". Normalerweise pflege ich darauf zu erwidern: "Kau
doch einfach mal etwas ausgiebiger, dann hast du es länger auf der Zunge".
Allerdings muss ich zugeben, dass mit zunehmendem Alter Nahrungsmittel und
Getränke ansetzen, die ich früher nicht mal andeutungsweise im Verdacht hatte,
dass sie einem Übergewicht bescheren können. Die Pfunde mehren sich, egal wie
diszipliniert man bzw. Frau sich beim Essen auch zurückhält.
Grundsätzlich kann, wer abnehmen will, auf eine Vielzahl an Abnehmplänen,
Fertig-Diäten, Abnehmdrinks, Abnehmpillen und/oder Ratgebern zurückgreifen,
egal ob jung oder alt. Wenn es dann nicht so recht klappen will mit dem
Abnehmen, wenn der Jojo-Effekt mühsam losgewordene Pfunde noch zu verdoppeln
scheint, wird oft zu schnell mangelnde Disziplin unterstellt. Denn ganz so
einfach ist es manchmal dann doch nicht. Schon allein, weil die individuellen
Bedürfnisse sich im Laufe unseres Lebens ändern. Neben Gewichtszunahme gibt es
für die eine oder andere Frau dann auch noch so nette Nebensächlichkeiten wie
Hitzewallungen und Müdigkeit, Völlegefühle oder Verstopfung und Ähnliches
gratis dazu, weil der Körper bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr so gut
aufspalten kann und schlicht überfordert ist.
Tröstlicherweise habe ich gerade gestern erst gelesen, dass Menschen mit
leichtem Übergewicht gesünder sind, also andere. Das erinnerte mich prompt an
meine Internistin, die angesichts meiner Krankheitskarriere einmal anmerkte,
dass ich längst nicht mehr am Leben wäre, wenn ich nicht so viel auf den
Rippen gehabt hätte, als mein Körper anfing, verrückt zu spielen. Das ist
aber ein sattes viertel Jahrhundert her und ich fürchte, die Grenze zu leichtem
Übergewicht liegt längst und erschreckend weit hinter mir.
Deshalb erregte vor einiger Zeit das Buch Alles wird schwerer ICH NICHT aus dem
Hause TRIAS meine Aufmerksamkeit. Auch, weil der Untertitel Das Kochbuch für
Frauen ab 40 zeigt, dass ich alterstechnisch dafür geeignet bin. Verfasst wurde
es von Dr. Antonie Danz, die dabei nicht nur Rezepte, sondern auch kurz auf die
Traditionelle Chinesische Medizin eingeht. Danz ist
Ernährungswissenschaftlerin, arbeitet in einer Frauenarztpraxis als
Ernährungs-Coach und ist zudem für die Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung und als Lehrbeauftragte für Ernährung und Alter an der
Universität Köln tätig. Seit 20 Jahren beschäftigt sie sich sowohl praktisch
wie auch wissenschaftlich mit den Themen Ernährung und Frauengesundheit.
Bereits 2010 erschien bei TRIAS ein Buch der Autorin mit dem Titel Alles wird
schwerer: Ich nicht!: Die genussvolle Ernährung für Frauen ab 40. Das Cover
weist neben dem Titel ebenfalls eine recht große Übereinstimmung mit dem Motiv
auf. Inwieweit das auf den Inhalt zutrifft, kann ich jedoch nicht sagen, weshalb
ich mich lieber wieder dem gerade aktuell vor mir liegenden Kochbuch zuwende.
Auf 37 Seiten präsentiert die Autorin darin Wissenswertes zum Thema Ernährung.
Wirklich erschöpfend sind die Informationen insgesamt betrachtet natürlich
nicht. Sie sind jedoch gut geeignet für Einsteiger in eine gesündere
Ernährung und Lebensweise. Auch diejenigen, die sich schon länger mit der
Thematik befassen, finden vermutlich noch den einen oder anderen interessanten
Aspekt. Dazu gibt es 110 Rezepte auf der Basis der östlichen 5-Elemente-Lehre.
Varianten werden ebenso angesprochen wie passende Beilagen. Die Rezepte sind
teils mit Fotos angereichert, gut verständlich aufgebaut und bestehen aus
Zutaten, die man relativ leicht bekommt. Sie sind vorwiegend vegetarisch, aber
auch Fleisch- und Fischesser finden etwas für sich darin. Und auch wer
Nachspeisen und Gebäck liebt, kommt nicht zu kurz. Ab Seite 124 folgen dann
diverse Listen. In ihnen findet man schnell Rezepte für Picknicks, für
herzhafte vegetarische Gerichte, Frühlingsmenüs, kleine Bürofeiern,
Glutenfreies, für Brunch-Fans. Für besondere oder unerwartete Gäste. Ein
Rezept- und Zutatenverzeichnis sowie ein Stichwortverzeichnis runden das Ganze
ab, Saisonkalender für Obst und Gemüse setzen dann quasi noch ein
i-Tüpfelchen drauf.
Was gibt es für die Frau ab 40? Grundsätzlich ist alles darin für diesen
Personenkreis geeignet. Und das beginnt schon beim Frühstück. Es gehört für
den einen oder anderen sicher etwas Umdenken dazu. Aber: Es lohnt sich! Nachdem
mit kurz nach Beginn der Adventszeit meine Hosen enger als sonst vorkamen,
begann ich die leicht nachvollziehbaren Tipps und Rezepte in Alles wird schwerer
ICH NICHT! in Angriff zu nehmen. Ich gebe zu, der warme Getreidebrei zum
Frühstück sorgte zunächst für hochgezogene Augenbrauen und Naserümpfen bei
mir. Doch besagter Brei zusammen mit den Rezepten, die ich bis jetzt selbst aus
dem Buch zusammengestellt und sukzessive ausprobiert habe, sorgte für einen
überraschend schnellen und positiven Effekt, der sich hoffentlich nachhaltig
und noch wesentlich weiter ausbauen lässt.
Meine persönlichen Favoriten bisher sind unter anderem das milde Fenchelgemüse
mit Amaranth, die knusprigen Quinoa-Hirse-Küchlein und die würzigen
Kichererbsen mit Blattspinat. Gerichte, die nicht nur mir (Frau über 40),
sondern auch allen anderen am Tisch gut geschmeckt und bewiesen haben, dass
Essen ein sinnlicher Genuss ohne Kalorienzählen sein kann. Und bei den
Dattelecken ist genau das eingetreten, worauf die Autorin hingewiesen hat. Der
eingetretene Schwund war unkalkulierbar und die Ecken schneller gegessen als
zubereitet ...
Fazit
Kochbücher gibt es viele. Ernährungsansätze auch. Mit ihren Rezepten auf
Basis der 5-Elementen-Lehre steht die Autorin auch nicht alleine auf dem
Buchmarkt. Doch mit Alles wird schwerer ICH NICHT! - Das Kochbuch für Frauen ab
40 hält man ein, in meinen Augen, empfehlenswertes sachlich-ansprechendes
Praxisbuch für den täglichen Gebrauch in Händen. Die Gewichtung liegt dabei
eindeutig auf den Rezepten. Wer auf wirklich erschöpfende Informationen im
Bezug auf gesunde Ernährung ab 40 bzw. basierend auf östlicher
Ernährungsweisen hofft, wird enttäuscht sein; sollte aber bedenken, dass es
sich um (Koch)-buch mit 134 Seiten handelt. Alles wird schwerer ICH NICHT! - Das
Kochbuch für Frauen ab 40 ist jedenfalls eine gelungene Ergänzung in meiner
Kochbuchsammlung und bekommt die volle Punktzahl von mir. Übrigens auch, weil
ich bereits nach zwei Wochen einen deutlichen Erfolg für mich verbuchen konnte.
Nicht nur was das verlorene Gewicht betrifft, ich fühle mich allgemein wohler
und fitter.
Vorgeschlagen von Ati
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veröffentlicht am 21. Januar 2013 2013-01-21 18:31:34